In Mittel- Ost- und Südosteuropa ist in den sechs Monaten bis September 2017 die Nachfrage nach Krediten gestiegen. Auch die Finanzierungskonditionen verbesserten sich. Dies geht aus der jüngsten Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken hervor, die die Wiener Initiative durchführte.

Dem Bericht lässt sich auch entnehmen, dass internationale Banken Unterschiede zwischen den einzelnen mittel- ost- und südosteuropäischen Ländern machen. Die Grundlage dafür bilden die Erträge aus dem operativen Geschäft, das Marktpotenzial und die Marktposition der Institute. Da sich die Aussichten für die Region verbessern, wird auch zunehmend mit selektiven strategischen Expansionsbestrebungen gerechnet.

Die notleidenden Kredite sind weiter rückläufig, was zum Teil auf verbesserte Bestimmungen in den regulatorischen Rahmenwerken zurückzuführen ist, die die Abwicklung und Veräußerung von notleidenden Krediten erleichtern. Der Sekundärmarkt für Problemkredite blieb relativ aktiv, obwohl in letzter Zeit die Operationen zurückgingen.

Die Regulierungsbehörden der EU schufen 2017 die Voraussetzungen, um in Europa effizientere Lösungen für notleidende Kredite zu entwickeln. Dies dürfte positive Auswirkungen auf die benachbarten mittel-, ost- und südosteuropäischen Länder haben, da zunehmend deutlicher wird, dass sie dringend die Best Practice übernehmen müssen.

Nach den Daten des jüngsten Deleveraging and Credit Monitor* haben sich die Auslandspositionen der Banken der Region, die an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) berichten, in der ersten Jahreshälfte etwas verbessert. Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf die vermehrte Bereitstellung von Mitteln durch ausländische Banken zurückzuführen, auch wenn die Mittel aus dem Ausland in einigen Ländern rückläufig waren. Außerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) beschleunigte sich die Kreditvergabe, und die Ausleihungen an Privatkunden erholten sich in fast allen mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern deutlich.

Die Wiener Initiative wurde auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2008/2009 als Plattform des öffentlichen und privaten Sektors eingerichtet, um in den mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern tätige Banken zu unterstützen. Heute befasst sich die Initiative mit Themen, die für den Finanzsektor in der Region besonders relevant sind, wie etwa notleidende Kredite, die Auswirkungen aufsichtsrechtlicher Reformen und Kapitalmarktentwicklungen. Weitere Informationen und aktuelle Veröffentlichungen sind abrufbar unter: http://www.vienna-initiative.com.

Die jüngste Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa** deckt den Zeitraum von März 2017 bis September 2017 ab und zeigt, dass die Bankengruppen ihre globalen Aktivitäten in gewissem Umfang umstrukturiert haben, wenn auch weniger intensiv als in den Jahren 2013–2016. Vor allem durch den Verkauf von Aktiva und Zweigstellen konnte die Kapitalausstattung erhöht werden.

Außerdem haben mehr Bankengruppen wieder zunehmend Fremdmittel aufgenommen, anstatt Schulden abzubauen. Die Strategien der Bankengruppen für die Zukunft dürften darauf abzielen, in den mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern selektiv zu expandieren, da der Großteil der internationalen Gruppen angibt, dass die Gesamtkapitalrendite bei Operationen hier höher ist als die Resultate für die gesamte Gruppe. Tochtergesellschaften in diesen Ländern melden, dass sich die Nachfrage nach Krediten in den letzten sechs Monaten erhöht hat und dass sich die Bedingungen für die Kreditvergabe verbessern. Dies stellt das erste eindeutige Zeichen der letzten zwei Jahre dar, dass sich die Lage verbessert.

Dennoch dürfte immer noch eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bestehen. Die Nachfrage nach Krediten und Kreditlinien stieg weiter, sodass im neunten Halbjahr in Folge positive Ergebnisse zu verzeichnen waren. Ein erheblicher Teil der Nachfrage von Unternehmen betraf Betriebskapital. Beträchtliche positive Auswirkungen hatte auch die Nachfrage aufgrund von geplanten Investitionen, die deutlich höher war als in früheren Umfragen und auf eine Erholung des Konjunkturzyklus hindeutet.

Die Schuldenumstrukturierung schließlich trägt zunehmend weniger zur Ankurbelung der Nachfrage bei. Ebenfalls robust war die Nachfrage nach Verbraucherkrediten, die sowohl den Wohnraum als auch andere Bereiche betrafen. Das Verbrauchervertrauen wirke sich weiterhin positiv aus.

Die Kreditkonditionen verbesserten sich in den letzten sechs Monaten, und das ist das erste wirklich positive Zeichen in den vergangenen zwei Jahren. Aufgegliedert nach Kunden war festzustellen, dass sich die Bedingungen (Bonitätsanforderungen) bei Verbraucherkrediten und Finanzierungen für kleine und mittelgroße Betriebe verbesserten, während bei Hypothekendarlehen strengere Kriterien zugrunde gelegt wurden. Das regulatorische Umfeld in den einzelnen Ländern, die Kapitalzwänge der einheimischen Banken, die Problemkredite der Bankengruppen und die allgemeinen Marktaussichten wirken sich allerdings teilweise noch nachteilig auf die Kreditkonditionen aus. Auch wenn der Anteil der notleidenden Darlehen ursprünglich sehr hoch war, ist die Qualität des Finanzierungsbestands laufend gestiegen, und diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden sechs Monaten fortsetzen. Im vergangenen Halbjahr haben sich die Kennzahlen Problemkredite (netto) gemessen an der Bilanzsumme in Summe zum sechsten Mal in Folge verbessert.

Der letzte für die Wiener Initiative erstellte Bericht über die Überwachung der Problemkredite zeigt, dass die notleidenden Darlehen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa im Gesamtjahr 2016 rückläufig waren, was auf positive Entwicklungen beim Regulierungsumfeld für wertgeminderte Kredite und auf dem Sekundärmarkt für gefährdete Darlehen zurückzuführen war.

Problemkredite waren eine erhebliche Belastung für die Volkswirtschaften in diesen Ländern und erschwerten der Region die Erholung nach der weltweiten Finanzkrise.

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Quote der notleidenden Darlehen zum Jahresende 2016 auf 6,2 Prozent zurückging und somit 1,5 Prozentpunkte unter dem Niveau des Vorjahres lag.

Der verbleibende Bestand von Problemkrediten verringerte sich drastisch um 18,1 Prozent auf 46,5 Milliarden Euro, was rund 3,8 Prozent des BIP entspricht.

Im Bericht wird warnend darauf hingewiesen, dass die Quoten der notleidenden Darlehen in manchen Ländern nach wie vor hoch sind und sich in sechs der 17 mittel-, ost- und südosteuropäischen Länder auf mehr als 10 Prozent belaufen. Kein Land jedoch verzeichnet eine Quote von mehr als 20 Prozent.

Außerdem wird auf erwartete weitere regulatorische Änderungen verwiesen, die die Abwicklung notleidender Kredite erleichtern. Auch ein transparenterer Markt für Problemkredite soll entstehen.

Die jüngsten Reformen betrafen einen neuen außergerichtlichen Umstrukturierungsrahmen in Ungarn und die Schulung von Richtern in Insolvenzangelegenheiten in Kroatien.

Es müssen jedoch noch weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die in zahlreichen mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern nach wie vor bestehenden regulatorischen, rechtlichen und steuerlichen Hindernisse zu beseitigen.



* Ein ausführlicher Bericht über die Entwicklungen in der zweiten Jahreshälfte 2017 ist nun auf der Website der Wiener Initiative verfügbar.

** Ein ausführlicher Bericht zur Umfrage über das zweite Halbjahr 2017 mit Kapiteln zu den einzelnen Ländern ist jetzt auf der Website der Europäischen Investitionsbank (http://www.eib.org/infocentre/publications/all/cesee-bls-2017-h2.htm) und auf der Website der Wiener Initiative abrufbar.