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    Von Dominik Ruderer

    Erneuerbare Energieträger wie Wind und Sonne sind mittlerweile so etabliert, dass sie für 70 Prozent aller Neuinvestitionen in die Stromerzeugung weltweit stehen, so die Internationale Energieagentur. In vielen Märkten sind die Erneuerbaren sowohl kostengünstige Energiequelle als auch Beschäftigungs- und Wachstumsmotor, bleiben aber trotzdem häufig auf staatliche Förderung angewiesen. Als Methode zur Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Projekten setzen sich nun zunehmend Stromabnahmeverträge (Purchase Power Agreement, PPA) durch, weil sie die Risiken für Erzeuger ebenso wie für Abnehmer mindern.

    2021 gaben mehr als 137 Unternehmen aus 32 Ländern die Unterzeichnung von Abnahmeverträgen bekannt. Darüber verkaufen Stromerzeuger ihren Output über einen festgelegten Zeitraum an Energieversorger oder Unternehmen.

    Im selben Jahr bezogen Unternehmen laut dem Marktforschungsunternehmen BloombergNEF 31,1 Gigawatt sauberen Strom über langfristige Verträge. Vorreiter auf diesem Gebiet sind US-amerikanische Technologieunternehmen. So hat Amazon allein im Jahr 2021 mit 44 Erneuerbare-Energien-Projekten in neun Ländern Abnahmeverträge über insgesamt 6,2 Gigawatt geschlossen. Das Unternehmen will sich bis 2030 zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgen und die CO2-Emissionen bis 2040 auf null reduzieren.

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    Stromabnahmeverträge (PPA) garantieren den Erzeugern von regenerativer Energie eine verlässliche Einnahmequelle auf sehr volatilen Strommärkten. Abnehmern bieten sie einen glaubwürdigen Weg zu einem grüneren Wirtschaften und auch mehr Sicherheit bei der Geschäftsplanung. Während die Sicherheit in den letzten Jahren keine große Rolle spielte, führen uns die aktuellen Turbulenzen auf den Energie- und Strommärkten eindringlich vor Augen, wie wichtig die Deckung des Energiebedarfs zu verlässlichen Kosten ist. PPA spielen bei Investitionsentscheidungen oft eine wichtige Rolle, weil sie Marktrisiken – insbesondere bei schwankenden Energiepreisen – senken. Besonders bedeutsam sind sie für Erneuerbare-Energien-Projekte, die keine öffentliche Unterstützung erhalten.  

    Die EIB hat in den letzten Jahren etliche solcher Projekte unterstützt, die durch Stromabnahmeverträge abgesichert werden. Ein prominentes Beispiel ist der Windpark Markbygden ETT in Nordschweden, der den erzeugten Strom im Rahmen einer 19 Jahre laufenden Abnahmevereinbarung an den norwegischen Aluminiumproduzenten Norsk Hydro verkauft. Oder das Fotovoltaikprojekt Cabrera in Südspanien, das für einen großen Anteil seiner Stromproduktion einen zehnjährigen Abnahmevertrag mit dem Internetgiganten Amazon geschlossen hat.

    In den USA sind PPA weiter verbreitet. Doch auch in der Europäischen Union ist diese Form der Finanzierung seit einigen Jahren auf dem Vormarsch. Auf diesem Weg wurden bereits Anlagen mit einer Kapazität von neun Gigawatt finanziert, angeführt von Großverträgen in Spanien und Skandinavien. Ein paar Stolpersteine gibt es zwar noch, trotz des jüngsten Aufwinds, aber das 2019 verabschiedete EU-Gesetzespaket Saubere Energie für alle Europäer hat die meisten regulatorischen Hürden beseitigt. Einige EU-Länder müssen den europäischen Rechtsrahmen jedoch noch in nationales Recht umsetzen.

    Die Hürden: Preisrisiko und Kreditwürdigkeit

    Gebremst wird die Verbreitung von PPA in Europa etwa dadurch, dass Unternehmen nur begrenzt Strommarktrisiken eingehen können. Große Abnehmer mit geringer Risikoneigung, die in ihren Sektoren in einem harten Wettbewerb stehen, unterzeichnen nur ungern langfristige Festpreisverträge. Sie fürchten um ihre Konkurrenzfähigkeit, wenn Energie am Markt billiger wird und ihre Wettbewerber davon profitieren In Sektoren mit knappen Margen und intensivem Wettbewerb, wie in vielen Industriezweigen, zögern Firmen deshalb, große Teile ihres Bedarfs über langfristige Abnahmeverträge zu decken, die nicht ihrem natürlichen Geschäftszyklus entsprechen.

    Die Kreditwürdigkeit ist in den meisten Sektoren ebenfalls ein Hemmnis, insbesondere in der Schwerindustrie und im verarbeitenden Gewerbe, und in europäischen Ländern mit weniger entwickelten Kapitalmärkten. So ist es durchaus möglich, dass ein Unternehmen ein geeignetes Verbrauchsmuster für einen langfristigen Abnahmevertrag aufweist, jedoch kein Rating einer großen Ratingagentur vorweisen kann. Kreditgeber für Erneuerbare-Energien-Projekte verlangen von Abnehmern in der Regel ein Investment-Grade-Rating, um ein PPA-basiertes Projekt für eine Finanzierung in Betracht zu ziehen.

    Ein Großteil des grünen Stroms, der benötigt wird, um die europäischen und nationalen Energie- und Klimaziele zu erreichen, muss aus Offshore-Windparks kommen. Typisch für den Offshore-Sektor sind jedoch lange Bauzeiten und die Größe der Projekte. Das schafft eine zusätzliche Hürde für die Nutzung von PPA, weil sich viele Unternehmen nur ungern auf Jahre hinaus an einen Festpreis binden und die meisten Projekte für einen einzelnen Abnehmer zu groß sind. Im Prinzip können auch mehrere PPA mit verschiedenen Abnehmern geschlossen werden, aber dann hat man hohe Transaktionskosten und komplexere Projekte.

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    Lösungen liegen bei Finanzinstitutionen

    Finanzinstitutionen können eine wichtige Rolle beim Abbau der oben genannten Hemmnisse spielen und dadurch dem PPA-Markt weiteren Schwung geben. Beispielsweise können sie maßgeschneidertes Fremd- oder Eigenkapital bereitstellen oder auch Kreditgarantien gewähren. Die nachstehenden (Finanz-) Instrumente gehen einige der wesentlichen Hürden auf dem Markt an.

    Der PPA-Markt wird erheblich von einer weiteren Standardisierung der Bedingungen solcher Verträge profitieren. Die European Federation of Energy Traders (EFET) hat Standarddokumente für CPPA (Commercial Power Purchase Agreements) veröffentlicht, die viel Beachtung gefunden haben und bereits von einigen Marktteilnehmern genutzt werden. Weitere Schritte in dieser Richtung dürften sich positiv auf den PPA-Markt auswirken.

    Nähere Informationen über kommerzielle Stromabnahmeverträge finden Sie in unserer jüngsten Studie Commercial Power Purchase Agreements: A Market Study including an assessment of potential financial instruments to support renewable energy Commercial Power Purchase Agreements.

    1. Damit mehr Erneuerbare-Energien-Projekte auf PPA-Basis durchgeführt werden können, akzeptiert die Europäische Investitionsbank bei ihren Projektdarlehen ein begrenztes Strommarktrisiko. Diese Toleranz für ein gewisses Marktrisiko, gestützt auf eine Fundamentalanalyse der langfristigen Entwicklung der europäischen Strommärkte, kann die PPA-Verhandlungen zwischen Entwicklern und Abnehmern erleichtern. Dies wiederum kann Investitionsentscheidungen beschleunigen oder sogar neue, zusätzliche Investitionen in erneuerbare Energien ermöglichen. Das erhöht die Marktliquidität und unterstützt die Wissensbildung unter Entwicklern, Unternehmen und Banken, was sich auf längere Sicht positiv auf den Markt auswirken kann.
    2. Die EIB hat einigen Entwicklern Baudarlehen und Mezzanine-Finanzierungen bereitgestellt (eine Mischung aus Fremd- und Eigenkapital, bei der der Darlehensgeber das Fremdkapital in eine Beteiligung umwandeln kann). In solchen Vereinbarungen erhält der Entwickler die Baufinanzierung bereits vor Abschluss eines Stromabnahmevertrags und hat somit mehr Zeit für die Suche nach geeigneten Abnehmern und die anschließenden Verhandlungen. Ein Beispiel ist die Bereitstellung von 100 Millionen Euro zur Kofinanzierung von Fotovoltaik- und Windkraftprojekten in Spanien und Portugal im Zeitraum 2021–2024.
    3. Kreditgarantien von Finanzinstitutionen, möglicherweise in Kooperation mit einem Aggregator von Bedarfen (z. B. Energieversorger, Großunternehmen oder PPA-Plattform), könnten ebenfalls zum Abschluss von mehr Verträgen anregen. Beispielsweise bietet die norwegische Exportkreditagentur EKSFIN eine Kreditrisikogarantie für Erneuerbare-Energien-Projekte an. Solche Garantien eignen sich besonders für Unternehmen, die zwar kein Investment-Grade-Rating, aber ein passendes Verbrauchsprofil für Abnahmeverträge aufweisen.
    4. EKSFIN hat mit diesen Garantien bereits Erneuerbare-Energien-Projekte mit einer Kapazität von insgesamt 900 Megawatt unterstützt. Spanien hat kürzlich ein ähnliches Garantieinstrument eingeführt, und mehrere EU-Länder sowie die Europäische Kommission sprechen derzeit über die Einrichtung vergleichbarer Regelungen.

    Nähere Informationen über kommerzielle Abnahmeverträge finden Sie in unserer jüngsten Studie Commercial Power Purchase Agreements: A Market Study including an assessment of potential financial instruments to support renewable energy Commercial Power Purchase Agreements