Die Europäische Investitionsbank unterzeichnete heute zwei Darlehen von insgesamt 150 Mio EUR, um kleine und mittlere Unternehmen in der Türkei zu unterstützen. Die Darlehen von jeweils 75 Mio EUR werden der Akbank und der Halkbank zur Verfügung gestellt. Sie setzen sich aus Mitteln der EIB (80%) und Zuschüssen der Europäischen Union (20%) zusammen und sollen zu Vorzugsbedingungen an kleinere türkische Unternehmen weitergeleitet werden. Das Engagement spiegelt das gemeinsame Ziel der EIB und EU wider, türkische KMU im Rahmen einer integrierten Vorgehensweise in Europa zu unterstützen, nachdem ihnen die Weltwirtschaftskrise den Zugang zu Finanzierungen erschwert hat. Am Zustandekommen der Operation wirkte das türkische Finanzministerium mit.

EIB-Vizepräsident Matthias Kollatz-Ahnen erklärte dazu heute: „Als Finanzierungsinstitution der Europäischen Union sind wir sehr daran interessiert, unsere rasche und umfassende Unterstützung der Türkei erneut zu bekräftigen. Die Türkei ist weiterhin der größte Empfänger von EIB-Darlehen unter den Nicht-EU-Ländern.  In den vergangenen sechs Jahren haben wir 22 Operationen durchgeführt und kleine und mittlere Unternehmen des Landes mit 3,9 Mrd EUR unterstützt. Heute nun setzen wir einen qualitativen Meilenstein, indem wir in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission eine innovative Darlehensstruktur für KMU anwenden. Durch diese bahnbrechende Neuerung sinken die Mittelbeschaffungskosten für KMU weiter, denn die attraktiven Bedingungen der EIB-Darlehen werden mit zinslosen Mitteln der EU kombiniert.  Niedrigere Darlehenskosten und längere Laufzeiten machen Investitionen erschwinglicher und steigern die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen, so dass sie für die Bewältigung der weltweiten Krise besser gerüstet sind. Mit unserem Beitrag dürfte ein erheblicher volkswirtschaftlicher Nutzen verbunden sein, was den Erhalt der Arbeitsplätze und die Entwicklung der Privatwirtschaft in der Türkei angeht. Immerhin sind KMU mit 1,9 Mio Unternehmen der größte Sektor der türkischen Wirtschaft, und sie stellen die meisten Arbeitsplätze. Diese Operation steht voll in Einklang mit der EIB-Strategie für 2010, wonach KMU auch in diesem Jahr vorrangige Bedeutung für die EIB haben, weil sie nach wie vor nur erschwerten Zugang zu Finanzierungen haben, gleichzeitig aber eine wichtige Rolle für die konjunkturelle Erholung und die Schaffung von Arbeitsplätzen spielen.“

Botschafter Marc Pierini, Leiter der Türkei-Delegation der EU-Kommission, ergänzte: „Die Türkei und die EU müssen das Wirtschaftswachstum durch mehr Arbeitsplätze und einen stärkeren sozialen Zusammenhalt fördern. Dazu können sie sich auf die gemeinsamen wirtschaftlichen Erfolge der Europäischen Zollunion, die zu einer Verdreifachung des bilateralen Handels auf 100 Mrd EUR geführt hat, stützen. Zwei Drittel aller ausländischen Direktinvestitionen in der Türkei stammen aus der EU. Dies ermöglicht eine bemerkenswert starke Integration beider Volkswirtschaften, was die Produktion, die Märkte und die Lieferketten angeht. Führende EU-Unternehmen beauftragen Hunderte von türkischen KMU als Subunternehmer. KMU haben beim Zugang zu Finanzierungsmitteln offensichtlich Probleme, die durch die jüngste Wirtschaftskrise weiter verschärft wurden. Die EU hat mehrere Initiativen unterstützt, um kleinen Unternehmen in der Türkei den Zugang zu Finanzierungsmitteln zu erleichtern, und arbeitet dabei mit Finanzierungsinstitutionen wie der EIB zusammen. Mit ihren Instrumenten, die von Darlehensprogrammen über Kreditgarantien bis hin zu Risikokapitalfonds reichen, unterstützt die EU türkische KMU im Jahr 2010 mit Gesamtmitteln von etwa 1,2 Mrd EUR.  Die aktuelle Lage der Weltwirtschaft und die Notwendigkeit, das Wachstum zu unterstützen und Arbeitsplätze zu erhalten, machen ein so umfassendes Engagement dringend notwendig. Das heute unterzeichnete Darlehensprogramm für die wirtschaftliche Erholung von KMU ist Teil dieser Anstrengung. Ich hoffe, es wird dazu beitragen, dieses gemeinsame Ziel zu erreichen.“

Hülya Kefeli, Executive Vice President der Abteilung International Banking der Akbank, kommentierte:  „Wir sind stolz darauf, bei diesem Hilfsprogramm als einzige Bank des Privatsektors mit der EIB und der EU-Kommission zusammenzuarbeiten. Wir setzen damit unsere 2006 mit der EIB begonnene Kooperation zur Förderung der Wirtschaft des Landes fort, indem wir an verschiedenen EIB-Projekten mitwirken, die sich auf insgesamt 1 Mrd USD belaufen. Wir hoffen, dass unsere Partnerschaft in Zukunft noch intensiver wird. Die Akbank unterstreicht mit ihrer Beteiligung an derartigen Darlehensoperationen, die auch Klauseln zum Umweltschutz enthalten, ihre soziale Unternehmensverantwortung und ihr klares Engagement für ökologische Belange in der Wirtschaft.  Mit ihrer Rolle im Darlehensprogramm zur wirtschaftlichen Erholung von KMU verstärkt die Akbank ihre Bemühungen, KMU zu unterstützen und die Wirtschaftsstrukturen der Türkei zu stärken. Außerdem begrüßen KMU, die ihr Wechselkursrisiko begrenzen möchten, die Möglichkeit einer Auszahlung in Türkischen Lira, da sie dadurch weniger anfällig für wirtschaftliche Schwankungen werden. Das große Filialnetz sowie die qualifizierten Fachleute der Akbank in der KMU-Finanzierung sind Schlüsselfaktoren dafür, die besonderen Bedürfnisse von KMU in den am stärksten von der Krise betroffenen Sektoren anzusprechen und ihre Erholung durch vorteilhafte Finanzierungsgestaltungen zu fördern.  Wir möchten bei dieser Gelegenheit auch der EIB und der EU-Kommission für ihre wachsende Unterstützung der türkischen Wirtschaft danken.“

Hüseyin Aydin, General Manager der Halkbank, sagte: „KMU benötigen dringend Darlehen mit Laufzeiten, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Ebenso wichtig ist es, ihnen den Zugang zu Finanzierungsmitteln zu erleichtern. In dieser Hinsicht weiß die Halkbank die Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) sehr zu schätzen.  Seit 2001 hat die Halkbank sechs Verträge mit der EIB unterzeichnet und dadurch Mittel in Gesamthöhe von 540 Mio EUR erhalten. Nahezu eintausend KMU haben von diesen EIB-Programmen profitiert. Derzeit zählen 485 Unternehmen zu unseren Kunden. Die Rückzahlungen unserer Kunden werden zu EIB-Konditionen erneut vergeben, so dass die Mittel noch mehr Unternehmen zugutekommen. Mit dem heute unterzeichneten Vertrag erreicht der Umfang der Mittel 615 Mio EUR. 20% des Darlehens werden in Kooperation mit der EU-Kommission zinslos und unbesichert weitergegeben, was sehr hilfreich ist. Außerdem ist die Möglichkeit, das Darlehen in Türkischen Lira auszuzahlen, sehr vorteilhaft für die nicht im Export tätigen KMU sowie für diejenigen KMU, die das Wechselkursrisiko vermeiden möchten. Während einerseits unsere Bank vom Vorteil einer weiteren Produktdiversifizierung profitiert, werden andererseits den KMU – auch dank der Unterstützung durch die EU-Kommission – attraktive Darlehenskonditionen geboten. Damit öffnet das Darlehen den KMU die Tür zu neuen finanziellen Ressourcen. Wir nehmen unsere Aufgabe im KMU-Bereich sehr ernst und glauben, dass die Halkbank den KMU durch die Weiterleitung der EIB-Mittel bessere Lösungen bieten kann. Die Halkbank ist seit 72 Jahren im KMU-Bereich tätig und hat in dieser Zeit das Vertrauen der Märkte erworben. Sie wird auch in Zukunft mit internationalen Finanzierungsinstitutionen zusammenarbeiten.“

Beide Institute arbeiten seit langem mit der EIB zusammen und gehören mit großen Filialnetzen und umfangreichen KMU-Portfolios zu den führenden Banken der Türkei.

Mit den zwei EIB-Darlehen sollen Investitionen von KMU in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte gefördert und eine Erhöhung ihres Betriebskapitals ermöglicht werden. Die Investitionen können neue Vorhaben sein oder die Modernisierung bzw. Erweiterung vorhandener Aktivitäten betreffen, hauptsächlich in der verarbeitenden Industrie, Agroindustrie, Hotel- und Tourismusindustrie, im Energie-, Umwelt- und Bausektor, im Handels-, Einzelhandels- und Dienstleistungssektor sowie im Gesundheits- und Bildungswesen.

Aufgrund der längeren Laufzeiten, geringeren Finanzierungskosten und günstigeren Konditionen dürfte die Einschaltung der EIB positive Auswirkungen auf die jeweiligen Investitionen haben.  Das neue EIB-Darlehen für KMU ist einfacher und flexibler und ermöglicht es den Partnerbanken der EIB, der Akbank und der Halkbank, alle Arten von Investitionen oder Ausgaben zu finanzieren, die für die Förderung von Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten notwendig sind. Es können Sachanlagen, immaterielle Vermögenswerte sowie eine Erhöhung des Betriebskapitals finanziert werden.

Hinweis für die Redaktion

Über die EIB

Aufgaben der EIB
Die Europäische Investitionsbank wurde 1958 durch den Vertrag von Rom gegründet und ist die Institution der EU für langfristige Finanzierungen. Aufgabe der Bank ist es, zur Integration, zur ausgewogenen Entwicklung und zum wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt in den EU-Mitgliedstaaten beizutragen.  Die EIB nimmt an den Kapitalmärkten umfangreiche Mittel auf, die sie zu günstigen Konditionen für Projekte bereitstellt, die zur Erreichung der Ziele der EU beitragen. Sie passt ihre Tätigkeit laufend an die Entwicklungen der EU-Politik an.

Die EIB:

  • ist eine Einrichtung mit eigener Rechtspersönlichkeit und innerhalb der EU finanziell autonom,
  • übt ihre Tätigkeit in Einklang mit der allgemein anerkannten Bankenpraxis und in enger Zusammenarbeit mit dem Bankensektor aus; dies gilt sowohl für die Mittelaufnahme an den Kapitalmärkten als auch für die Finanzierung von Investitionsvorhaben.

Wer sind die Anteilseigner?
Das Kapital der EIB wird von den 27 EU-Mitgliedstaaten gehalten. Frankreich, Deutschland, Italien und das Vereinigte Königreich haben einen Anteil von jeweils 16,2% am gezeichneten Kapital, gefolgt von Spanien mit etwas mehr als 9%.

Welche Arten von Projekten werden von der EIB finanziert?
Bei ihrer Finanzierungstätigkeit verfolgt die EIB sechs vorrangige Ziele, die von ihren Anteilseignern festgelegt werden und durch die EU-Politik vorgegeben sind. Sie betreffen im Wesentlichen die folgenden Bereiche:

  1. Zusammenhalt und Konvergenz, was die wirtschaftlich schwächsten Regionen der EU betrifft
  2. kleine und mittlere Unternehmen
  3. Energie
  4. Forschung, Entwicklung und Innovation
  5. Infrastruktur
  6. Umweltschutz

Eckdaten: Die EIB 2009

  • Finanzierungsoperationen insgesamt: 79 Mrd EUR (+37% gegenüber 58 Mrd im Jahr 2008), davon:
    • EU-Länder: 71 Mrd EUR
    • Beitrittsländer: 4,3 Mrd EUR
    • Nachbarländer und spezifische Mandate: 3,7 Mrd EUR
  • Gesamtbetrag der durch Anleiheemissionen auf den internationalen Märkten 2009 aufgenommenen Mittel: 79,4 Mrd EUR wurden durch 262 Operationen aufgenommen (2008: 59,5 Mrd EUR durch 247 Operationen).

Darlehen an KMU
Zu den wichtigsten vorrangigen operationellen Zielen der EIB gehört es, die Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zu fördern, da KMU der Motor der europäischen Wirtschaft sind.  Geraume Zeit vor Ausbruch der Krise führte die EIB eine umfassende Konsultation von Akteuren auf dem KMU-Markt durch und entwickelte darauf basierend ein neues Darlehensprodukt, EIB-Darlehen für KMU. Dieser neue Darlehenstyp steht seit Oktober 2008 zur Verfügung und wird über Geschäftsbanken bereitgestellt. Das Produkt ist einfacher, flexibler und transparenter und ermöglicht es so, eine größere Anzahl europäischer KMU zu erreichen.
Nachdem die EIB 2008 und 2009 mit zwischengeschalteten Banken einen Gesamtbetrag von 20,8 Mrd EUR zugunsten von KMU unterzeichnete, befindet sie sich auf dem besten Weg, das Vergabeziel von 30 Mrd EUR zu erreichen, das die Staats- und Regierungschefs für den Zeitraum 2008-2011 im Dezember 2008 im Europäischen Konjunkturprogramm festgelegt haben.

Tätigkeit der EIB in der Türkei
Als Finanzierungsinstitution der Europäischen Union ist die EIB ein langjähriger zuverlässiger Partner der Türkei (Finanzierungsoperationen seit mehr als 40 Jahren) und verfügt über große Erfahrung mit öffentlichen und privaten Investitionsvorhaben in allen wichtigen Sektoren.

2009 stellte die EIB insgesamt 2,6 Mrd EUR zur Verfügung und lag damit deutlich über dem Volumen von jährlich 2 Mrd EUR vor der Krise. Die Bank verstärkte ihre Tätigkeit hinsichtlich der drei Säulen, die als strategische Ziele festgelegt wurden: a) Finanzierung von Infrastrukturvorhaben, die auf staatlicher Ebene oder von Gebietskörperschaften durchgeführt werden, b) Unterstützung von KMU durch Weiterleitung von Darlehen über Partnerbanken und c) Finanzierung von Vorhaben des Unternehmenssektors, vor allem in den Bereichen Energie und erneuerbare Energieträger sowie ausländische Direktinvestitionen.

Im Jahr 2009 hat sich die Bank bei ihrer Tätigkeit in der Türkei vor allem auf KMU, also kleine und mittlere Unternehmen, konzentriert. Die Bank hat türkische KMU mit 1,5 Mrd EUR massiv unterstützt, um deren Finanzierungsengpässe während der Krise abzubauen. Diese Tätigkeit wurde durch die enge Zusammenarbeit der Bank mit ihren türkischen Partnerinstituten und die daraus entstehenden Synergieeffekte ermöglicht.

Ein weiterer Schwerpunkt der EIB-Tätigkeit in der Krisenzeit war die anhaltende Unterstützung großer Infrastrukturvorhaben, insbesondere im Verkehrs- und Energiesektor, die auf die Ankurbelung des Wachstums und eine höhere Lebensqualität für die Bevölkerung abzielte. 2009 gewährte die EIB 293 Mio EUR zugunsten des wichtigsten Eisenbahn-Verkehrskorridors des Landes zwischen Ankara und Istanbul. Zusammen mit diesem neuen Darlehen belief sich die Unterstützung der EIB für dieses beispielhafte Projekt einer Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke auf 850 Mio EUR.

Für Energievorhaben gewährte die EIB Finanzierungen in Gesamthöhe von 460 Mio EUR. Damit stellte sie ihre starke Bereitschaft unter Beweis, das Entwicklungspotenzial des Landes im Energiebereich zu fördern. Die Mittel wurden in wichtigen Teilbereichen des Sektors wie Stromverteilung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien verwendet. Ein Windparkvorhaben der Bank in der Türkei wurde vom Project Finance Magazine als europäisches Onshore-Windprojekt des Jahres ausgezeichnet.

Daneben unterstützte die Bank die Stärkung der wissensbasierten Wirtschaft des Landes, insbesondere durch Investitionen in FuE, und der allgemeinen und beruflichen Bildung. Dazu stellte sie ein Darlehen von 335 Mio EUR zugunsten des Türkischen Hochschulrats zur Finanzierung öffentlicher Forschungsausgaben bereit.

Ausblick
Neben den bestehenden Aktivitäten möchte die EIB im Jahr 2010 die Entwicklung öffentlich-privater Partnerschaftsmodelle fördern und wirtschaftlich schwächere Regionen in der Türkei durch eine Kombination aus Zuschussmitteln der Europäischen Kommission und EIB-Darlehen für KMU unterstützen.   

Pressekontakte:

AKBANK:
http://www.akbank.com

HALKBANK:
http://www.halkbank.com.tr