Entspannt und ungestört grasen die Schafe auf der Wiese, während die Welt um sie herum den Atem anhält und nervös auf die neuesten Coronazahlen blickt. 500 Tiere sind es insgesamt, die gehütet von fünf Border Collies die Wiesen in den Rotterdamer Stadtparks mähen – ohne die CO2-Emissionen der herkömmlichen Benzinmäher. (Urin und Schafsdung fallen schon an, aber das ist natürlicher Dünger.)

Der Vorschlag für die grüne Alternative zu den städtischen Rasenmähern stammt von Marlous und Maria, den beiden Schäferinnen der Herde. Das Mikrofinanzinstitut Qredits unterstützt sie dabei mit einem Kleinkredit. „Wir sehen uns die Vergangenheit an, um in die Zukunft zu blicken“, sagt André Dolsma, der kaufmännische Direktor von Qredits. „Marlous und Maria haben gezeigt, dass sie innovative Unternehmerinnen sind; deshalb unterstützen wir sie gern.“

Qredits ist eine der größten gemeinnützigen Mikrofinanzorganisationen Europas und ein langjähriger Partner der Europäischen Investitionsbank-Gruppe. In den vergangenen Monaten haben Qredits und die Bank der EU Hand in Hand gearbeitet, um Tausenden kleiner Unternehmen in den Niederlanden durch die Pandemie zu helfen.

>@Qredits
© Qredits

Marlous und Maria sind die beiden Frauen hinter der Idee, Schafe als „grüne Rasenmäher“ in Rotterdamer Stadtparks einzusetzen.

Auf die Menschen und ihre Ideen kommt es an

Immer wieder fühlt sich André wie damals als Kind, wenn er morgens aus dem Bett sprang und hinaus aufs Land lief: erwartungsfroh, neugierig und voller Tatendrang. Qredits ist ein Abbild seiner selbst und umgekehrt. „Wenn du nicht mit Leidenschaft dabei bist, wirst du kaum Erfolg haben“, ist der 49-Jährige Vater von zwei Teenagern überzeugt. Und das gibt er auch seinen Kindern mit.

Covid-19 hat vielen Unternehmen einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Betroffenen in Stress und Panik versetzt.  Vom Restaurantbesitzer, der seine Miete nicht mehr zahlen kann, bis zur erfahrenen Geschäftsfrau, die mit Mühe ihren Laden am Laufen hält – sie alle müssen sich Gedanken machen, wie es weitergeht. André und sein 25-köpfiges Team hören jeder und jedem Einzelnen von ihnen aufmerksam zu.

„Wir steigen tief in die Geschichten ein“, erklärt er. „Jede ist einzigartig. Wir stellen Fragen, analysieren die Situation und die Stärken unserer Kunden und helfen ihnen, ein neues Konzept zu entwickeln, das tragfähig ist.“ Die Chemie muss stimmen, das ist für ihn erfolgsentscheidend. Diese persönliche Verbundenheit ist für Qredits ein wichtiger Faktor bei der Kreditvergabe.

Qredits bietet seinen Kundinnen und Kunden auch kostenlos Coaching und Training an, damit sie Stress besser bewältigen und aushalten. Das Unternehmen arbeitet selbst nicht gewinnorientiert, hilft aber anderen, profitabel zu wirtschaften. Der Erfolg spricht für sich:

  • 30 000 neue Stellen sind bei den Unternehmen entstanden, denen Qredits seit 2009 mit über 20 000 Krediten unter die Arme gegriffen hat.
  • 87 Prozent der Betriebe sind drei Jahre, nachdem sie den Kredit erhalten haben, noch immer am Markt.
  • 32 Prozent der Kredite von Qredits gingen 2019 an Frauen, 12,1 Prozent an Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund.
>@Qredits
© Qredits

André Dolsma ist kaufmännischer Direktor bei Qredits, der größten Non-Profit-Organisation für alternative Finanzierungen in den Niederlanden.

Mit Flüchtlingen gegen das Virus

Als im März 2020 die erste Coronawelle in Europa ankam und Masken begehrt waren wie sonst nichts auf der Welt, brachte eine Gruppe findiger Unternehmerinnen und Unternehmer die erste niederländische Mundschutzfabrik an den Start. Für die Produktion der Masken beschäftigt die Mondmaskerfabriek in Arnheim Flüchtlinge. Sie besuchen zusätzlich Sprachkurse in Niederländisch und andere Schulungen, die die Refugee Company für Menschen mit Migrationshintergrund anbietet.

„Wir engagieren uns für Flüchtlinge und im Kampf gegen Covid-19“, sagt André. Die Mondmaskerfabriek erhielt von Qredits einen sozialen Kredit über 250 000 Euro.  Sie startete mit zwei vollautomatischen Produktionsmaschinen aus China und fertigt heute 100 000 Masken pro Tag für Tausende von Kunden, darunter die niederländischen Ministerien für Gesundheit und Soziales.

Viele Unternehmen suchen innovative Lösungen für die Probleme, die die Pandemie mit sich bringt. Sie überlegen, wie sie aus ihren coronabedingten Innovationen ein nachhaltiges Geschäft machen können, das die jetzige Krise überdauert.

>@Qredits
© Qredits

Die Mondmaskerfabriek in Arnheim beschäftigt ortsansässige Flüchtlinge.

André berichtet von einem Kunden, der ein Take-away-Restaurant in Rotterdam betreibt. Mithilfe von Qredits konnte er den Laden nebenan kaufen und sein Geschäft ausbauen. Auch ein kleiner Blumenladen konnte seine Einnahmen deutlich steigern, weil die Leute in der Pandemie mehr ortsnah einkaufen. Und so manches kleine Unternehmen, das sich zum Onlinegeschäft gezwungen sah, blieb dank Internethandel und Social Media letztlich wettbewerbsfähig.

Für manche Sektoren sieht es freilich richtig düster aus: Veranstaltern (Bühnenbau, Sound- und Lichttechnik), Reisebüros, Kneipen und Restaurants ist vielfach fast das gesamte Geschäft weggebrochen.

Garantien zur Absicherung von Risiken

Viele Kunden von Qredits sind nicht sehr zahlungskräftig, können keine Sicherheiten stellen oder haben wenig Erfahrung. Deshalb geben ihnen die Banken keinen Kredit, weil das Risiko zu hoch ist – ein Marktversagen, das Qredits mithilfe der Europäischen Union ausgleicht.