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Vor zehn Jahren war Natasha Manyau-Katsiru Praktikantin bei der Molkerei Kefalos. Heute leitet sie dort die Forschungsabteilung. Rund um den Globus sucht sie nach Geschmacksinnovationen für Eis und Joghurt. Anders als viele, die mit ihr studiert haben, hat sie ein Unternehmen gefunden, das junge Talente fördert. Dafür ist sie dankbar.

„Ich habe hier als Studentin angefangen“, sagt die 29-Jährige, während sie durch die lauten, modernen Produktionshallen der Molkerei geht. „Und ich habe in meinem Job so lange Unterstützung bekommen, bis ich selbstständig arbeiten konnte. Es wäre schön, wenn mehr Unternehmen den einheimischen Nachwuchs so fördern würden.“

Kefalos produziert ungefähr 40 Kilometer südlich von Simbabwes Hauptstadt Harare. Die Gefriergeräte, Eismaschinen und Aromen kommen aber oft aus Dänemark, Deutschland und Italien. Zum Teil kreditfinanziert bei einer lokalen Bank in Simbabwe. Die Kuhmilch stammt von kleinen Bauernhöfen in der Gegend, und das Abwasser der Molkerei wird gefiltert und auf umliegenden Weiden wiederverwendet. Das Managementteam besteht zu mehr als 50 Prozent aus Frauen.

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Von der Praktikantin zur Forschungschefin: Natasha Manyau-Katsiru
„Es wäre schön, wenn mehr Unternehmen den einheimischen Nachwuchs fördern würden.“
Natasha Manyau-Katsiru

Leiterin der Forschungsabteilung bei Kefalos

Der Kredit, den Kefalos aufgenommen hat, ist kein Almosen. Er ist eine Investition in Simbabwe. Ermöglicht durch ein Programm der Europäischen Investitionsbank (EIB), das lokalen Banken in Afrika günstige Finanzierungen bietet. In der Zusammenarbeit der EU mit afrikanischen Ländern ist dieses Programm das wichtigste Instrument. Dabei vergibt die EIB Finanzierungen an lokale Banken, die das Geld über viele kleine Kredite an Unternehmen wie Kefalos weiterreichen. Die müssen dank attraktiver Konditionen dann nicht den Großteil ihres Gewinns für den Schuldendienst ausgeben.

Solche Finanzierungen verbessern das Leben von Menschen wie Natasha Manyau-Katsiru und decken einen kritischen Bedarf in hochverschuldeten Ländern, wo Kredite knapp sind.

„Kredite von Institutionen wie der Europäischen Investitionsbank an lokale Banken sind für unsere Wirtschaft entscheidend“, sagt Ben Mbanga von Mangwana Capital in Harare, einer Beteiligungsgesellschaft, die in landwirtschaftliche Betriebe investiert. „Unser Klima in Simbabwe ist ideal für die Landwirtschaft. Was fehlt, sind Finanzierungen zu einem annehmbaren Zinssatz und mit guten Rückzahlungsbedingungen.“

Darum geht es in dieser Geschichte: ausgleichen, was fehlt. Es geht um aufstrebende Unternehmen, sichere Jobs und ein besseres Leben. Um Kinder, die vom eigenen Unternehmen träumen, weil sie das Gefühl haben, dass es heute mehr Chancen gibt. Und um den Aufschwung ganzer Communities.

Schulschluss auf Irvine’s Geflügelhof. In ländlichen Gegenden Simbabwes haben Unternehmen oft eigene Schulen für die Kinder der Beschäftigten

Was Investitionen im Weg steht

Simbabwe steht vor vielen Herausforderungen. Ziemlich weit oben auf der Liste stehen die Schulden, die der Staat seit mehr als 20 Jahren bei globalen Banken hat. Das schreckt viele internationale Institutionen ab. Dabei müsste in Simbabwe im öffentlichen und im staatlichen Sektor massiv investiert werden. Schienengüterverkehr gibt es praktisch keinen. Stromausfälle sind ganz normal. Wenn im Restaurant oder bei einer Arbeitsbesprechung plötzlich das Licht ausgeht, bringt das keinen aus dem Konzept.

Für John Mushayavanhu, den Gouverneur der simbabwischen Notenbank, sind Kreditausfälle eines der größten Hindernisse für eine stabile Wirtschaft. Ganz oben im höchsten Gebäude des Landes betont er die Bedeutung einer neuen globalen Zusammenarbeit.

„Als erstes müssen wir natürlich unser Schuldenproblem angehen, und als nächstes müssen wir moderner und digitaler werden“, sagt Mushayavanhu. „Außerdem müssen wir mit dem Rest der Welt zusammenarbeiten, und wir brauchen Unterstützung vom Rest der Welt.“

„Simbabwe braucht Europa und umgekehrt.“
Mthuli Ncube

Finanzminister von Simbabwe

Bis das Schuldenproblem gelöst ist, setzen die Europäische Investitionsbank, die EU und die wenigen anderen Entwicklungseinrichtungen in Simbabwe auf den Privatsektor, vor allem auf die Landwirtschaft als größten Arbeitgeber.

Simbabwes Finanzminister Mthuli Ncube sieht den Schlüssel zur Zukunft darin, die Türen auf beiden Seiten offen zu lassen.

„Als Insel, ohne wichtige Partner wie die EU und Kreditgeber wie die EIB, hat Simbabwe keine Chance“, sagt er. „Und wir können uns doch in so vielen Bereichen austauschen, bei Schulungen oder Kompetenzen aus Europa oder Tourismus. Es ist doch ganz klar: Simbabwe braucht Europa und umgekehrt.“

Gesellschaftliche Verantwortung

Irvine’s Geflügelhof liegt ungefähr eine Stunde südlich von Harare. Der Betrieb schafft Arbeitsplätze und expandiert gerade – dank eines Kredits einer lokalen Bank. Was 1957 in einem leerstehenden Zimmer im Haus der Familie Irvine begann, ist heute ein multinationales Unternehmen, das jährlich 50 Millionen Küken züchtet und mehr als 200 Millionen Eier produziert. Mit mehr als 2 000 Beschäftigten.

Irvine’s ist klar: Wenn die Erfolgsgeschichte weitergehen soll, muss das Unternehmen auch eine gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. So betreibt Irvine’s zwei Schulen für rund 700 Kinder und bietet Mahlzeiten und Gesundheitsleistungen für die örtliche Bevölkerung. Außerdem hat das Unternehmen überall im Land Schulungszentren für Geflügelzucht eingerichtet. Dort zeigt es jedes Jahr Tausenden Vertragspartnern, mehrheitlich Frauen, wie sie Hühner züchten und gewinnbringend an Irvine’s verkaufen können.

„Die Hühnerzucht ist nicht so einfach, wie viele denken“, sagt Robert Armstrong, der stellvertretende Geschäftsführer bei Irvine’s. „Das will gelernt sein. Wir sprechen hier über ein lebendes ‚Produkt‘ ohne Mutter. Diese Rolle müssen die Züchterinnen und Züchter übernehmen. Wer das ohne Ausbildung versucht, verliert rund 50 Prozent der Küken. Mit Ausbildung sind es nur 10 Prozent.“

Am Eingang zu Irvine’s Geflügelhof wacht ein übergroßer Metall-Hahn

Um die Zucht zu vergrößern und mehr ins Ausland zu verkaufen, nahm Irvine’s 2025 einen Kredit bei der Central Africa Building Society (CABS) auf. Die CABS hatte 2021 wiederum einen 15-Millionen-Euro-Kredit von der Europäischen Investitionsbank erhalten. Ohne den CABS-Kredit hätte sich Irvine’s geplante Expansion samt der neuen Arbeitsplätze verzögert und die Kükenproduktion wäre zurückgegangen.

„Was hier im Land nicht funktioniert, ist die Finanzierung von Unternehmen. Man kommt einfach schwer an Kredite oder Finanzierungen“, sagt Philip Mushosho, ein Manager bei Irvine’s. „Das schadet dem Konsum und bedeutet, dass Familien weniger Geld haben. Es schadet der gesamten Wirtschaft.“

„Die Hühnerzucht ist nicht so einfach, wie viele denken.“
Robert Armstrong

Stellvertretender Geschäftsführer bei Irvine’s

Unterstützung der Kleinen

Lois Ngonyamo, Qualitätsmanagerin bei Irvine’s, sagt, ein erfolgreiches Land besteht aus vielen erfolgreichen Kleinunternehmen. „Was unser Land braucht, ist Unterstützung für kleine Akteure. Denn wenn die wachsen können, entstehen Arbeitsplätze.“

Ein sicherer Job ist ein großer Erfolg. Ngonyamo arbeitet seit 27 Jahren bei Irvine’s. „Es ist wichtig, dass ich einen guten Job habe. Denn ich muss eine Familie ernähren. Ich habe zwei Söhne. Ich bin verheiratet, und meine Jungs müssen zur Schule gehen. Und ich will das Beste für meine Kinder.“

In den vergangenen fünf Jahren unterzeichnete die Europäische Investitionsbank Kredite über 60 Millionen Euro an Banken in Simbabwe, um die Schaffung von Arbeitsplätzen und Inklusion zu unterstützen. Der jüngste Kredite über 20 Millionen Euro an die Stanbic Bank wurde im März 2025 vergeben.

„Was hier im Land nicht funktioniert, ist die Finanzierung von Unternehmen. Man kommt einfach schwer an Kredite oder Finanzierungen.“

Philip Mushosho
Leiter Commercial Operations bei Irvine’s

Mit dem Geld der Europäischen Investitionsbank können lokale Banken in Sektoren wie Landwirtschaft und erneuerbare Energie Kredite mit Laufzeiten von bis zu sieben Jahren anbieten. Ein typischer Geschäftskredit muss in Simbabwe in zwei bis drei Jahren zurückgezahlt werden. Das erschwert langfristige Investitionen.

Die neuen flexiblen Kredite ermöglichen genau die Stabilität, von der Ngonyamo spricht. Für Irvine’s war das zum Beispiel während der Pandemie wichtig.

„Wir haben Geflügelhöfen geholfen, die gerade die Vogelgrippe hinter sich hatten und dann auch noch mit Corona klarkommen mussten“, sagt Liana Kawisa, die bei der CABS in Harare für Irvine’s Kredit zuständig ist. „Unternehmen in Simbabwe brauchen Geld, um ihren Betrieb wieder in Gang zu bringen und zu modernisieren, damit sie Branchenstandards erfüllen und die Produktion ausweiten können.“

Die EIB-Kredite an CABS, NMB, First Capital Bank und Stanbic gaben mehr als 30 Unternehmen einen neuen Wachstumsimpuls und schufen 6 000 Arbeitsplätze. Jetzt sprechen die Europäische Investitionsbank und die Europäische Kommission darüber, neue Kredite an diese Banken zu vergeben.

„In Afrika gibt es viele Defizite und gleichzeitig großes Wachstumspotenzial“, sagt Charmaine Lebese, die als Analystin für die EIB in Südafrika arbeitet. „Finanzierungen sind das, was wir brauchen, um den Kontinent auf die nächste Stufe zu heben.“

Gründer-Trainings für Frauen

Ein zentrales Anliegen bei den Krediten der EIB Global in Afrika ist die Stärkung von Frauen. Afrika hat weltweit mit den höchsten Anteil an Gründerinnen und Unternehmerinnen. Mehr als die Hälfte der kleinen Unternehmen in Simbabwe sind in Frauenhand. Kleine Unternehmen haben es in Afrika immer schwer, einen Kredit zu bekommen, aber für Frauen ist es noch schwieriger, weil ihnen oft die Sicherheiten fehlen.

Am Rande eines EU-Simbabwe-Wirtschaftsforums Ende Mai in Harare sagte Gerald Gore, der Chef von NMB, einer der größten Banken des Landes, sein Institut biete Frauen Gründungs- und Buchhaltungstrainings an.

„Wenn sich Frauen Geld leihen, setzen sie es für nützliche Dinge ein“, erklärt Gore. „Und aus ihrem Gewinn zahlen sie Schulgebühren oder Krankenversicherungen. Alles, was wichtig ist. Es tut mir leid, wenn ich das so sagen muss, aber für Männer gilt das leider nicht immer.“

Stanford Dobvu von der First Capital Bank in Harare fährt mehrmals im Monat zu Bauernhöfen und macht sich selbst ein Bild davon, wie Frauen und die Gesellschaft von den Krediten profitieren.

„Ich weiß, dass dieser Betrieb überwiegend Frauen beschäftigt. Das bedeutet, dass die Kredite ganzen Communities in der Gegend zugutekommen“, sagt Dobvu. Er steht auf einer Plantage mit Heidelbeersträuchern soweit das Auge reicht. „Von diesen Partnerschaften profitieren alle. Vor allem aber werfen sie Gewinn ab, und das ist ja das Ziel aller Unternehmen. Wir als Bank verdienen auch. Es ist wirklich ein Win-win.“

Der Obstbau beseitigt einen Großteil der Arbeitslosigkeit in Simbabwe
„Von diesen Partnerschaften profitieren alle.“
Stanford Dobvu

Leiter Business Banking bei der First Capital Bank

Klimaschutz – weil’s notwendig ist

Die Luxaflor-Profis prüfen die Blüten und schneiden sie, wenn sie am schönsten sind

Die 15 Minuten bis zu Luxaflor Roses sind wie eine Achterbahnfahrt. Das Hochland in der Provinz Nashinakand Central ist hügelig, hat fruchtbare Böden und ein gutes Klima. Ideale Bedingungen, um Blumen und Obst anzubauen.

„Tut mir leid. Die Straßen hier sind leider sehr holprig“, sagt Firmenchef Roelof Nugteren zur Begrüßung auf seiner Plantage.

Luxaflor ist eines der größten Blumenunternehmen Simbabwes. Es liegt in Nähe eines Naturschutzgebiets ungefähr eine Stunde nördlich der Landeshauptstadt. Heiße Tage und kalte Nächte, weder Frost noch rauer Wind – damit bietet Simbabwe gute Voraussetzungen, um Blumen und empfindliches Obst anzubauen. Allerdings braucht man gute Bewässerungs- und Sonnenschutzsysteme. Die werden oft aus Europa importiert und erfordern zusätzliche finanzielle Unterstützung.

Wer finanziellen Spielraum hat, kann langfristig denken, sagt Nugteren, der mehr als 30 Rosensorten anbaut und die meisten davon in die Niederlande exportiert.

Letzte Handgriffe, bevor die Rosen in den Kühlraum kommen. Blumen zählen zu Simbabwes Exportschlagern

Blumen zählen zu Simbabwes Exportschlagern. Das Herzstück von Luxaflor sind die modernen Gewächshäuser mit Rosen und anderen Blumen auf riesigen Flächen, die größer sind als Fußballfelder. Die 22 Hektar große Plantage ist der größte Blumenexporteur Simbabwes und beschäftigt überwiegend Frauen. 2023 erhielt der Betrieb einen Kredit von der einheimischen First Capital Bank. Das Geld floss in europäische Gewächshaustechnik mit UV-Schutz für die Blumen und in ein System für Tröpfchenbewässerung, das sich jetzt durch die Anlagen schlängelt.

In den Gewächshäusern liegt ein süßer Duft in der feuchtwarmen Luft. Frauen und Männer mit Handschuhen gehen durch die Reihen, inspizieren die Blüten und schneiden die dornigen Schönheiten genau auf ihrem Höhepunkt. Danach werden die Blumen sortiert, gebündelt und ins Kühlhaus gebracht, bevor sie in andere afrikanische Länder und nach Europa exportiert werden. Nugteren sagt genau wie alle anderen, die wir besucht haben: Der wichtigste Faktor für das Überleben des Unternehmen ist eine gute Finanzierung.

„Das Besondere an Simbabwe ist: Wenn Du nicht vom ersten Tag an profitabel bist, ist es sehr schwer, das Unternehmen am Laufen zu halten“, sagt Nugteren.

Während er so spricht, fällt auf, wie schön es dort ist. Die Kühl- und Gewächshäuser stehen inmitten von Grasland mit Palmen und anderen tropischen Bäumen. Ein paar hundert Meter entfernt, hinter einem niedrigen Zaun, grasen Gnus. Doch die Idylle trügt. „Wissen Sie, in Regionen wie dieser hier leben die Menschen von der Hand im Mund“, sagt er.

Win-win-Geschäfte in Europa und Afrika

Immer mehr europäische Unternehmen kommen nach Simbabwe. So nahm der Handel mit der EU von 2021 bis 2025 um 30 Prozent zu. Die ausländischen Investitionen stiegen im gleichen Zeitraum um rund 90 Prozent, denn die Regierung bemüht sich intensiv, Investitionen ins Land zu holen und Kooperationen wieder aufzubauen.

„Partnerschaften sind in meinen Augen heute der Kern der Zusammenarbeit zwischen der EU und anderen afrikanischen Ländern“, sagt Jobst von Kirchmann, EU-Botschafter in Simbabwe. „Es geht weg von Entwicklungshilfe, weg von einem alten Ansatz, und hin zu Arbeitsbeziehungen, von denen beide Seiten etwas haben.“

Ende Mai 2025 organisierte von Kirchmann ein intensives Wirtschaftsforum zwischen Europa und Simbabwe. Dort diskutierten Unternehmen beider Kontinente über Handel und gemeinsame Investitionen. Bei der Veranstaltung stand das Global-Gateway-Programm im Vordergrund, mit dem die Europäische Investitionsbank und die EU Handelspartnerschaften rund um den Globus ausbauen.

Global Gateway will, dass mehr Unternehmen weltweit aktiv sind. Unternehmen, die in Simbabwe Kredite bekommen, kaufen in Europa Produktionsausrüstung – wie Kefalos mit seinen dänischen und italienischen Eismaschinen – und verkaufen dann wiederum bessere Produkte zurück nach Europa.

„Mit den richtigen Partnerschaften kann Afrika bei den Entwicklungszielen einfach so viel mehr erreichen und Tausenden Familien ein besseres Leben bescheren.“
Jim Hodges

Leiter des EIB-Büros in Südafrika

Jim Hodges, der einen großen Teil seiner Kindheit in Harare verbrachte und das EIB-Büro in Pretoria leitet, hat mit dem Kreditreferenten Peter Zajc Unterstützung für Simbabwes Privatsektor auf den Weg gebracht – durch die Unterzeichnung von Krediten an lokale Finanzpartner, die das Geld über kleinere Kredite an die Endempfänger weiterreichen. Die Kreditausfälle von Privatunternehmen sind bei den lokalen Banken sehr niedrig. Deshalb kann die EIB dem Privatsektor helfen. Eine Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Sektor ist wegen der Schuldenprobleme hingegen schwierig.

„Mit den richtigen Partnerschaften kann Afrika bei den Entwicklungszielen einfach so viel mehr erreichen und Tausenden Familien ein besseres Leben bescheren, wenn die Wirtschaft richtig ins Laufen kommt“, sagt Hodges bei einer Podiumsdiskussion auf dem EU-Simbabwe-Wirtschaftsforum.

Kinder in der Kita des Obstunternehmens Selby Enterprises

Der Gesellschaft etwas zurückgeben

Eine halbe Stunde nördlich von Simbabwes Hauptstadt hat sich Selby Enterprises zu einem der größten Obst- und Gemüseproduzenten entwickelt. Auch dank geschäftlicher Beziehungen zu Europa und gesellschaftlichem Engagement vor Ort. Der Betrieb bietet mehr als 300 Familien Wohnraum, Bildung, Gesundheitsversorgung und Freizeiteinrichtungen. Im firmeneigenen Freizeitzentrum können und sollen sich Frauen regelmäßig treffen, um zu besprechen, was sie beruflich oder privat brauchen.

Selby bietet seinen Beschäftigten ein Lebensmittelgeschäft, eine Kita, ein Fitnessstudio und einen Fußballplatz. Das Unternehmen beliefert schon seit vielen Jahren den niederländischen Einzelhändler Albert Heijn. Heidelbeeren, Erbsen, Gemüse, Zitrusfrüchte, Chilis und Tee exportiert Selby in die Niederlande und andere Teile Europas, nach Afrika und Asien.

Das alles will finanziert sein. 2021 erhielt Selby einen Kredit der Central Africa Building Society zum Ausbau des Heidelbeeranbaus. 2022 gab es einen weiteren Kredit von NMB für die Modernisierung der Kühlräume, die Bananenlagerung und die Stromerzeugung. „Was wir für unser Wachstum vor allem brauchen, ist eine gute Finanzierung“, sagt Unternehmenschef Derek Selby.

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Brighton Lumbilani sagt: Junge Menschen sind gut ausgebildet, brauchen aber mehr finanzielle Unterstützung

Der 34-jährige Brighton Lumbilani arbeitet in der Exportabteilung von Selby. Er lebt schon seit seiner Kindheit in einer firmeneigenen Wohnsiedlung. Das Unternehmen kümmerte sich um ihn, als er in der sechsten Klasse seinen Vater verlor. Selby übernahm die Schulgebühren und bezahlte die Bücher. Nach dem Schulabschluss begann Lumbilani, im Unternehmen zu arbeiten. Heute trainiert er auch die Fußballmannschaft von Selby.

„Vor allem für junge Menschen wie mich ist es in Simbabwe schwierig“, sagt Lumbilani. „Wir wissen was, wir können was und wir wollen was reißen. Aber das Kapital und die Tools, die wir für ein besseres Leben brauchen, sind für uns immer noch außer Reichweite.“

Rettende Heidelbeeren

Der Obstbau beseitigt einen Großteil der Arbeitslosigkeit in Simbabwe. Die Heidelbeer-Exporte sind zwischen 2018 und 2024 von 1 Million US-Dollar auf geschätzte 50 Millionen US-Dollar gestiegen. Der größte Abnehmer von Heidelbeeren aus Simbabwe sind die Niederlande, gefolgt von China und Deutschland. Der Reiz erklärt sich auch dadurch, dass in Simbabwe Beeren wachsen, wenn in anderen Teilen der Erde keine Saison ist.

„Dank unseres Klimas haben wir 95 Prozent der Zeit ideale Erntebedingungen“, sagt Stuart Torr, der mit seinem Bruder Craig PalmLife betreibt, eine der größten Heidelbeerplantagen des Landes. „Das Wetter verschafft uns einen riesigen Wettbewerbsvorteil, es gibt qualifizierte Arbeitskräfte und ausreichend Anbauflächen. Heidelbeeren haben in Simbabwe also rosige Aussichten.“

„Wer in Simbabwe einen Job hat, kann sich glücklich schätzen, denn die Arbeitslosenquote ist sehr hoch, und keine Arbeit zu haben ist die Hölle.“
Stewart Pedzisi

Personalmanager bei PalmLife

Auf Torrs Plantage stehen unter Schutznetzen Hunderte von Heidelbeersträuchern in großen Töpfen auf mehr als 100 Meter langen Erdwällen. Das Geheimnis der Töpfe: besserer Boden und weniger Wasserbedarf. Heidelbeeren brauchen einen sauren, nicht allzu feuchten Boden. Wenn im Mai die Ernte beginnt, schwärmen große Trupps aus, die die Beeren mit der Hand pflücken. Die meisten von ihnen sind Frauen. Danach kommen die Beeren sofort in die Kühlung. Auch auf dem Transportweg sorgt Luftkühlung dafür, dass die Beeren mehrere Wochen frisch bleiben.

PalmLife liegt in der Provinz Mashonaland East, ungefähr eine Stunde östlich von Harare. Dort hat das Unternehmen 2019 mit 10 Hektar Anbaufläche angefangen. Heute sind es 80 Hektar. NMB finanzierte eine Expansion um 20 Hektar. Das Unternehmen exportiert in die Niederlande, nach Italien, Frankreich, Spanien, Österreich und ins Vereinigte Königreich. Die Bewässerungstechnik kommt aus Italien, Zypern und dem Vereinigten Königreich. In der Hochsaison beschäftigt das Unternehmen rund 1 000 Menschen. Die meisten kommen aus der Gegend, 80 Prozent sind Frauen.

Neben Tausenden Heidelbeeren, die unter blauem Himmel im warmen Wetter reifen, steht Stewart Pedzisi, Personalmanager bei PalmLife. „Wer in Simbabwe einen Job hat, kann sich glücklich schätzen, denn die Arbeitslosenquote ist sehr hoch, und keine Arbeit zu haben ist die Hölle“, weiß er. Die umliegenden Gemeinden profitieren davon, wenn viele einen Job haben. Dann können Familien sich nämlich ein Auto kaufen, ihre Kinder auf gute Schulen schicken, eine bessere Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen und für die Zukunft sparen. „Ich sehe ganz deutlich, wie sich das Leben in meiner Community verändert“, sagt Pedzisi.

Auch Simbabwe verändert sich. Globale Zusammenarbeit sorgt dafür, dass kleine Unternehmen wachsen, der gesellschaftliche Zusammenhalt stärker wird und die Menschen gesünder sind. Für Lumbilani, den Fußballtrainer bei Selby, bedeuten mehr solche Kooperationen, dass sich Simbabwe weiter in die richtige Richtung entwickelt.

„Wir brauchen die richtigen Tools für alle“, sagt er neben dem modernen Fitnessraum seiner Fußballmannschaft auf der Obstplantage. „Deshalb müssen andere Länder Partnerschaften mit Simbabwe eingehen, vor allem um den jungen Menschen zu helfen.“