Wie die Europäische Investitionsbank kleinen Inselstaaten hilft, sich an den Klimawandel und seine Folgen anzupassen

Für Vanuatu war der Wirbelsturm Pam eine Katastrophe. Vergangenes Jahr fegte er mit 320 Stundenkilometern über den Inselstaat im Südpazifik hinweg. Dabei zerstörte er wichtige Infrastruktur und legte die Wasserversorgung und das Telekommunikationsnetz lahm. Pam machte tausende Gebäude dem Erdboden gleich, 3 300 Menschen verloren ihr Zuhause und 16 kamen ums Leben. Der Wiederaufbau kostet Vanuatu Unsummen.

Aber eine Infrastrukturanlage überstand den Wirbelsturm unbeschadet – zu verdanken war dies einem Clean-Energy-Unternehmen nahe Orléans sowie einem Konzern aus Paris und der Europäischen Investitionsbank. Während Pam sich der Insel näherte, wurden die genialen Windräder des Windparks Engie in Devil’s Point, entwickelt von der Vergnet Groupe und finanziert durch die EIB, auf die Erde geklappt. Als der Wirbelsturm abgezogen war, konnten die Betreiber die unversehrten Windräder einfach wieder aufrichten und sofort wieder Strom erzeugen.

Die Erderwärmung und die damit einhergehenden steigenden Meeresspiegel bedrohen die Existenz kleiner Inseln im Pazifik. Zudem werden extreme Stürme häufiger und dürften künftig sogar noch heftiger ausfallen. Diese Stürme können die Wasserinfrastruktur leicht außer Betrieb setzen. Sturmfluten führen zur Versalzung des Grundwassers, mit verheerenden Folgen für die Landwirtschaft. Kleine Inseln können auf diese Weise unbewohnbar werden, noch bevor das Meer sie verschlingt.


Windkraftanlagen mit einklappbaren Masten in Vanuatu

Windkraftanlagen mit einklappbaren Masten in Vanuatu

Viel Geld für kleine Inseln

Projekte wie der Windpark Devil‘s Point helfen Inselstaaten, ihre Treibhausgasemissionen zu verringern und sich an Extremwetterlagen anzupassen. Sie mindern die fatalen Folgen für die Wirtschaft in den betroffenen Regionen, und sie verdeutlichen, dass der Kampf gegen den Klimawandel nicht nur dem Umweltschutz dient, sondern auch eine Entwicklungsfrage ist.

Die EIB ist der weltweit größte Geldgeber für Klimaschutzmaßnahmen: Im letzten Jahr stellte sie dafür 20,7 Milliarden Euro bereit. Zwischen 2011 und 2015 vergab die EIB weltweit 4,5 Milliarden Euro für Projekte, deren Ziel die Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist. Um dieses Engagement zu unterstreichen, hat die EIB eine Politik verabschiedet, in der sie die Anpassung zu einem Hauptziel von Klimaprojekten erklärt.

Aber selbst der weltweit größte Klimafinanzierer kann die Probleme der Erderwärmung nicht allein lösen. Anfang November besuchte ich daher in Französisch-Polynesien und auf den Fidschiinseln Klimaschutzprojekte und sprach mit hochrangigen staatlichen Vertretern und internationalen Partnern wie der Europäischen Kommission, dem UN Entwicklungsprogramm und der französischen Entwicklungsorganisation Agence Française de Développement.

So wie Klimaanpassungsprojekte weisen auch Projekte zur Ursachenbekämpfung einen Umwelt- ebenso wie einen Entwicklungsbezug im Kampf gegen die Erderwärmung auf. Nehmen Sie eines der Projekte, das ich in Französisch-Polynesien besuchte. Das Centre Hospitalier de Polynesie installiert gerade mithilfe eines EIB-Darlehens in Höhe von 7,5 Millionen Euro ein System, das die Klimaanlage des Krankenhauses mit kaltem Wasser aus den Tiefen des Meeres speisen soll. In einem Land, in dem 40 Prozent der Energie in Klimaanlagen fließen, könnte diese Technologie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Emission von Treibhausgasen zu verringern. Aber sie ist auch wirtschaftlich ein Gewinn, wird sie dem Krankenhaus doch helfen, die Stromkosten zu halbieren.

Auf extreme Stürme intelligent reagieren

Die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels verbinden Umwelt und Entwicklung aufs Engste miteinander. Mit einem EIB-Projekt auf den Cookinseln sollen die möglichen Auswirkungen extremer Stürme auf die Wirtschaft des Landes gemindert werden. Die Gefahr besteht darin, dass der Hauptflughafen vom Treibstofflager und von der Stromversorgung abgeschnitten werden könnte. Müsste der Flughafen für längere Zeit geschlossen werden, hätte das dramatische wirtschaftliche Folgen für die Cookinseln, deren Bewohner hauptsächlich vom immer wichtigeren Tourismus leben.

Auf den ersten Blick erscheint es unpassend, über ausbleibende Touristen zu klagen, wenn es um Menschenleben geht. Auf den zweiten jedoch nicht. Der Tourismus ist eine äußerst wichtige Einnahmequelle für viele kleine Inseln. Versiegt sie, kann ein Sturm die Lebensgrundlage vieler vernichten, lange nachdem sich der Wind gelegt hat.

Aber der Klimawandel bedroht nicht nur den Tourismus im Pazifik. 2012 hat die EIB zusammen mit der Karibischen Entwicklungsbank ein Programm eingerichtet, um Infrastrukturen in Ländern wie St. Lucia an den Klimawandel anzupassen. Gegenwärtig führen wir dort verschiedene Projekte durch. Im Norden der Insel ist ein großer Staudamm so marode, dass die Wasserversorgung gefährdet sein könnte, wenn es nach einem schweren Sturm zu Erdrutschen kommt. Aus dem gleichen Grund muss das Wasser in der Trockenzeit rationiert werden. Darunter leidet der Tourismus, der die Haupteinnahmequelle der Ostkaribikinsel ist.

Wie wichtig sind nun solche Projekte in der Karibik? St. Lucia war eine der ersten Inseln, auf die der Wirbelsturm Matthew Ende September traf. Sie wurde jedoch weniger stark verwüstet als viele andere. Gleichwohl waren 70 Prozent der Bevölkerung von der Stromversorgung abgeschnitten, Erdrutsche hatten Straßen und Häuser zerstört, und das Rote Kreuz musste Lebensmittel an die Bevölkerung ausgeben. Dieses Ereignis führt uns einmal mehr vor Augen, wie wichtig die Anpassung an den Klimawandel ist. Hierin sehe ich eine unserer zentralen Aufgaben für die Zukunft weltweit.