Roboter erleichtert Eltern und Lehrkräften soziale Interaktion mit autistischen Kindern

Der Roboter mit weißem Helm und Raumanzug zeigt dem Jungen ein Bild auf einem Tablet und sagt: „Schau! Mein Zimmer ist sehr unordentlich. Ich kann meine Sachen nicht finden. Bitte hilf mir, sie zu finden.“

Der Junge sieht nun auf seinem eigenen Tablet drei Dinge aus dem Zimmer: einen Ball, einen Fernseher und ein Stück Seife. Der Roboter fragt: „Womit spielst Du?“ Der Junge tippt auf den Ball, der Roboter reißt die Arme hoch, lächelt ihn an und ruft: „Super!“

Der humanoide Tischroboter namens QT (ausgesprochen Cutie, auf Englisch „niedlich“ oder „süß“ ) hilft immer mehr Familien mit autistischen Kindern beim Lernen zu Hause – vom Umgang mit Emotionen bis zum Lesenlernen.

„Als wir uns für einen Lernroboter entschieden, wussten wir zunächst nicht, was uns erwartet. Doch jetzt sind wir begeistert“, berichten Jay und Catherine. Die Eltern eines sechsjährigen autistischen Sohnes nutzen den Roboter in Kanada bereits seit über einem Jahr. „QT hat ihm beigebracht, ‚Hallo’ zu winken. Das haben wir nicht geschafft.“

Autistische Kinder mit Technik motivieren

QTrobot wird von dem luxemburgischen Unternehmen LuxAI hergestellt, das von der Ärztin Aida Nazarikhorram und Pouyan Ziafati, einem Experten für künstliche Intelligenz, gegründet wurde.

Aida hatte früher bereits in einer gemeinnützigen Organisation mit behinderten Kindern gearbeitet. Sie wusste daher, dass bei immer mehr Kindern Autismus-Spektrum-Störungen diagnostiziert werden. Über ihre Arbeit kam sie mit Fachleuten für künstliche Intelligenz in Kontakt. Gemeinsam entwickelten sie die Idee eines KI-gestützten Roboters, mit dem Eltern und Lehrkräfte leichter Zugang zu autistischen Kindern finden. Das Ergebnis war QT.

„Autistischen Kindern fällt es oft schwer, sich beim Lernen auf soziale Interaktionen einzulassen. Dagegen lassen sie sich gern und mühelos auf Technik ein“, erklärt Aida. „Das liegt vor allem daran, dass Technologie konsistent, vorhersehbar, strukturiert und nicht wertend ist – also genau das, was Kinder mit Autismus brauchen.“

Wichtig ist auch, so Aida, dass eine Dreiecksbeziehung zwischen dem Kind, dem Roboter und den Eltern oder Lehrkräften entsteht. QTrobot arbeitet mit zwei Tablets – eines für das Kind und eines für die Lehrkraft/die Eltern – und bietet eine große Auswahl an Lernspielen.

„Wenn eine Aktivität auf soziale Interaktion und Kommunikation abzielt, übt QT diese ein paar Mal mit dem Kind. Dann bittet der Roboter das Kind, dieselben Aktivitäten mit seinem menschlichen Partner zu üben“, erläutert Aida. „So lernt das Kind, dass es auch mit anderen Menschen in seiner Umgebung interagieren kann.“

LuxAI gehörte 2018 zu den Gewinnern des Wettbewerbs für soziale Innovation, mit dem das EIB-Institut kreative Lösungen für gesellschaftliche Probleme auszeichnet.

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© QTrobot

Aida Nazarikhorram (rechts) und Pouyan Ziafati, die Gründer von LuxAI (LuxAI)

Hilfe für viele Kinder

Das Unternehmen wurde im April 2016 als Spin-off der Universität Luxemburg gegründet. QTrobot ist das Ergebnis jahrelanger Forschung, an der Fachleute für Kindesentwicklung, Ärztinnen und Experten für KI und Robotik beteiligt waren. LuxAI will weltweit den Mangel an sonderpädagogischen Bildungsmöglichkeiten beheben. 

„Autismus ist eine weltweit rasant zunehmende Entwicklungsstörung“, berichtet Aida. „Doch leider klafft eine riesige Lücke zwischen der Zahl der Kinder, die Unterstützung brauchen, und der Zahl der Fachleute, die sie anbieten können.“

LuxAI entwickelte 2017 die erste Version des Roboters und verkaufte ihn an Forschungseinrichtungen, Fachleute und Schulen. Jetzt bietet LuxAI Familien eine Heimversion des Roboters an, die günstiger ist als das Forschungsmodell (1 977 US-Dollar statt fast 10 000 US-Dollar). Mittlerweile sind mehrere Hundert QTrobots verkauft und in mehr als einem Dutzend Ländern im Einsatz.

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© QTrobot

QTrobot nutzt künstliche Intelligenz, um den Erfolg der Lektionen zu messen und sie anzupassen (LuxAI)

QTrobot nutzt künstliche Intelligenz, um den Erfolg der Lektionen zu messen, den Schwierigkeitsgrad je nach den Reaktionen des Kindes anzupassen und selbst stetig besser zu werden. Dies ermöglicht auch einen individualisierten Ansatz.

Aida ist glücklich, dass sie mit ihrer Arbeit so viel bewirken kann.

„In der Klinik konnte ich immer nur wenigen Menschen helfen. Aber jetzt erreichen wir so viele auf der ganzen Welt.“

Weitere Informationen zu QTrobot finden Sie auf der Website des Unternehmens, auf Facebook und Twitter.