In ihrer Keynote auf dem Welternährungsforum 2025 erklärte Gelsomina Vigliotti, Vizepräsidentin der EIB-Gruppe, die Rolle der Bank mit Blick auf Ernährungssicherheit und Klimaresilienz.
Guten Morgen sehr geehrte Gäste, werte Kolleginnen und Kollegen,
es ist ein großes Privileg, heute zu diesem besonderen Meilenstein hier zu sein – die Organisation der Vereinten Nationen für Ernährung und Landwirtschaft feiert ihr 80-jähriges Bestehen!
Ihre Bilanz ist beachtlich: Seit 1945 ist die Welternährungsorganisation eine zentrale Säule im weltweiten Kampf gegen den Hunger. Sie bringt Länder zusammen, um Ernährungssicherheit, nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Entwicklung ins Zentrum der internationalen Agenda zu rücken.
Die Landwirtschaft ist der Schlüssel für globale Entwicklung. Denn die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, verteilen und finanzieren, beeinflusst nicht nur die Ernährungssicherheit, sondern auch die Klimaresilienz, das Wirtschaftswachstum und die Lebensgrundlage von Millionen Menschen weltweit.
Wenn wir heute auf die Erfolge der Welternährungsorganisation blicken, möchte ich dabei die Rolle der Institution beleuchten, die ich vertrete – die Europäische Investitionsbank, den Finanzierungsarm der Europäischen Union.
1965 genehmigte die EIB ihren ersten Kredit für die Landwirtschaft außerhalb Europas, und seither hat sie mehr als 85 Milliarden Euro für über 3 000 landwirtschaftliche Projekte in mehr als 70 Ländern außerhalb der EU vergeben. Über 80 Prozent davon wurden allein in den vergangenen zehn Jahren zugesagt. Das zeigt: Landwirtschaftliche Entwicklung und Ernährungssicherheit haben eine wachsende Bedeutung für die Bank.
Diese Zahlen sind mehr als bloße Rechengrößen. Es sind Ressourcen, die einen echten Wandel bewirken, nachhaltigen Impact in Entwicklungsländern fördern, die Gesellschaft und die Menschen unterstützen, die es am meisten brauchen.
Doch wir können uns nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen. Die Welt ist im Wandel, und unser Ansatz muss diesen Wandel mitvollziehen. Die EIB entwickelt sich weiter, um ihre transformative Wirkung zu maximieren. Dabei konzentriert sie sich auf Maßnahmen entlang strategischer Wirtschafts- und Logistikkorridore und auf die Stärkung von Wertschöpfungsketten – von der landwirtschaftlichen Produktion über Verarbeitung und Transport bis zum Marktzugang. So bringen wir die Wirtschaftsentwicklung voran, und es entstehen Arbeitsplätze. Gleichzeitig verstärken wir die positiven Spillover-Effekte landwirtschaftlicher Investitionen, vor allem in den Bereichen Klimaschutz und soziale Teilhabe.
Diese Mission setzen wir heute fort: Wir geben einen Kredit von 110 Millionen US-Dollar bekannt, mit dem die ETC Group ihre Verarbeitungsanlagen, ihre Lager- und Transportinfrastruktur in ganz Afrika südlich der Sahara modernisieren wird, von Mosambik über Malawi, Benin, Sambia und Tansania bis Uganda. Es handelt sich um einen der größten Kredite, die die Bank je an ein Privatunternehmen in Afrika vergeben hat. Denn unser Anspruch ist, langfristige Partnerschaften aufzubauen, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, Klimaresilienz zu fördern und die Lebensbedingungen auf dem gesamten Kontinent zu verbessern.
Und weil wir von langfristigen Partnerschaften sprechen, möchte ich noch einmal betonen: Zusammenarbeit ist das, worauf es ankommt, gerade in dieser schnelllebigen Welt. Durch enge Partnerschaften mit den UN-Organisationen in Rom – mit der Welternährungsorganisation, dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung und dem Welternährungsprogramm – können wir Finanzkraft mit technischer Expertise zusammenbringen und selbst in fragilen Kontexten ohne nennenswerte Kapazität eine spürbare Wirkung erzielen.
Unser 500-Millionen-Euro-Kredit an den Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung ist ein herausragendes Beispiel dafür. Er fördert bereits die ländliche Entwicklung und Ernährungssicherheit in über 70 Ländern, mit besonderem Schwerpunkt auf Afrika südlich der Sahara. Bei der 4. UN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung im Juli in Sevilla haben wir neue Absichtserklärungen mit der Welternährungsorganisation und dem Welternährungsprogramm unterzeichnet, die unsere Zusammenarbeit vertiefen und das gemeinsame Commitment für nachhaltige Landwirtschaft stärken.
Wir wollen unser breites Spektrum von Instrumenten, die verlässliche Unterstützung der EU-Mitgliedsstaaten und die effiziente Abstimmung mit unseren Partnern nutzen, um unsere Investitionen in die Landwirtschaft nicht nur ausbauen, sondern auch nachhaltiger, inklusiver und gerechter machen.
Wenn ich mich hier umschaue, bin ich überzeugt, dass wir eine gemeinsame Vision haben – von einem Landwirtschaftssektor, der die Welt ernährt, die Gesellschaft stärkt und den Planeten für kommende Generationen bewahrt. Gemeinsam können wir diese Vision Wirklichkeit werden lassen.
Vielen Dank.