Rede von Ambroise Fayolle, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, auf einem COP30-Side-Event zur Mobilisierung öffentlicher und privater Mittel für städtischen Klimaschutz und der Rolle von Finanzintermediären.
Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine Freude, Sie heute hier zu begrüßen – zu einem Side-Event, das die Mobilisierung öffentlicher und privater Mittel für städtischen Klimaschutz und die Rolle von Finanzintermediären beleuchtet. Denn wir alle wissen: Ob wir den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen oder verlieren, entscheidet sich in unseren Städten.
Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in der Stadt, und diese Zahl wird in den kommenden Jahren noch deutlich steigen. Städte verursachen fast 70 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Und obwohl Städte den Klimafolgen von steigenden Meeresspiegeln bis zu Hitzewellen besonders stark ausgesetzt sind, fehlt ihnen oft die finanzielle und institutionelle Kapazität, zu reagieren.
Für die Europäische Investitionsbank, den Finanzierungsarm der EU, ist städtischer Klimaschutz Herausforderung und Chance zugleich. Um Städte klimafest zu machen, braucht es enorme Investitionen. Aber wenn das gelingt, können wir den globalen Klimaschutz von der Basis aus vorantreiben.
Diese Ambitionen passen hervorragend zu den Zielen des Reformprozesses der multilateralen Entwicklungsbanken, die eine bessere Koordination und eine stärkere kollektive Wirkung anstreben. Sie unterstreichen die Bedeutung strategischer Partnerschaften – durch eine bessere Abstimmung kommunaler und nationaler Klimamaßnahmen sowie den richtigen Instrumentenmix für die Klimafinanzierung.
Bei unserem Ansatz für städtische Klimafinanzierung spielen Finanzintermediäre, also unsere Partnerbanken und -fonds, eine zentrale Rolle. Sie sind das Bindeglied zwischen globaler Klimafinanzierung und der lokalen Umsetzung in den Städten und Gemeinden. Durch die Zusammenarbeit mit nationalen Förderbanken, Geschäftsbanken und Fonds können wir Mittel effizienter lenken, Lösungen an den Bedarf vor Ort anpassen und die Wirkung dort skalieren, wo sie am meisten gebraucht wird.
In Frankreich arbeiten wir zum Beispiel mit La Banque Postale zusammen, um energetische Sanierungen im sozialen Wohnungsbau sowie in Gebäuden des öffentlichen Sektors und der Sozialwirtschaft zu finanzieren. In Kenia unterstützt die EIB gemeinsam mit dem IHS Kenya Green Housing Fund den Bau und Erwerb energieeffizienter, bezahlbarer Wohnungen in Nairobi.
Die EIB ist fest entschlossen, beim städtischen Klimaschutz mehr Tempo zu machen. Mit der zweiten Phase unseres wegweisenden Klimabank-Fahrplans, der von allen 27 EU-Mitgliedstaaten einstimmig genehmigt wurde, bleiben wir dran.
Wir verdoppeln unser Mittel für die Klimaanpassung bis 2030 auf 30 Milliarden Euro. Gleichzeitig vereinfachen wir Verfahren, und wir beschleunigen grüne Investitionen für mehr Wettbewerbsfähigkeit, Technologieführerschaft und Energiesicherheit.
Städtischer Klimaschutz steht im Zentrum unserer Strategie. Allein 2024 hat die EIB rund 20 Milliarden Euro für städtische Klimafinanzierungen bereitgestellt, mit einem klaren Schwerpunkt auf nachhaltigem Verkehr und Anpassung.
Dabei spielen unsere Beratungsdienste eine wichtige Rolle. Der mit Deutschland, Luxemburg, der Weltbank und der GIZ entwickelte City Climate Finance Gap Fund und ähnliche Initiativen zeigen, was möglich ist, wenn Ambitionen und Tatkraft zusammentreffen. Der Gap Fund unterstützt 106 Investitionen in 127 Städten und mobilisiert dabei weltweit Klimafinanzierungen von 1,5 Milliarden Euro.
Wir sehen konkrete Ergebnisse, vom linearen Stadtpark im brasilianischen Palmas bis zur Deponie-Sanierung in Salvador. Außerdem bauen wir in Ländern wie Kirgisistan und Ecuador die Zusammenarbeit mit Intermediären aus, um eine Pipeline städtischer Projekte zu schaffen, die bankfähig und klimasmart sind.
Wir wissen um die Herausforderungen. Städtische Finanzierungen sind komplex. Fragmentierte Institutionen, begrenzte lokale Kapazität und unzureichende Mechanismen für die Risikoteilung bremsen oft den Prozess. Daher machen wir technische Hilfe, Kapazitätsaufbau und innovative Finanzierungsinstrumente zur Priorität.
Für die Zukunft schlagen wir zwei Maßnahmen vor:
- Die Zusammenarbeit mit Finanzintermediären muss intensiviert werden, durch mehr Mutual-Reliance-Vereinbarungen und die Vertiefung von Partnerschaften, um die Wirkung zu skalieren.
- Technische-Hilfe-Programme müssen aufgestockt werden, um die Projektvorbereitung vor Ort zu stärken, die Bankfähigkeit von Projekten zu verbessern und private Investitionen anzulocken.
Wir sind fest entschlossen, gemeinsam mit Städten, Partnern und Finanzinstituten dafür zu sorgen, dass jeder investierte Euro eine messbare, dauerhafte Wirkung entfaltet: für Städte, lokale Gemeinschaften und die Menschen.
Vielen Dank.