Werner Hoyer, Präsident der EIB, nahm an der Themenveranstaltung „Accelerating decarbonization“ des Climate Ambition Summit 2023 teil.

  Mehr über unsere Teilnahme an der 78. UN-Vollversammlung


Es gilt das gesprochene Wort.


Verehrte Exzellenzen, meine Damen und Herren, liebe Freunde,

es ist eine große Ehre, hier bei Ihnen zu sein und über Klimaschutz zu sprechen. Ich bin überzeugt, Klimaschutz ist der starke Entwicklungsmotor der nächsten Jahre.

Und zwar aus drei Gründen:

  • Erstens ist saubere Energie heute viel billiger, leichter zu erzeugen und zuverlässiger verfügbar. Erneuerbare sind – für viele Länder – der einzige Weg zur Energieunabhängigkeit und in den meisten Fällen schon jetzt die effizienteste Option
  • Der zweite Grund: Die Dekarbonisierung schafft gute Arbeitsplätze. Betrachtet man den Bereich Entwicklung, so bedeutet Dekarbonisierung nicht De-Industrialisierung, im Gegenteil
  • Und drittens bietet ehrgeiziger Klimaschutz enorme Investitionschancen. Was wir bei der Europäischen Investitionsbank sehen, sind nicht nur „Bedarfe“ und „Lücken“, sondern auch attraktive „Investment Cases“

Ich sehe ein gewaltiges Potenzial rund um den Globus mit seinem riesigen Angebot an erneuerbarer Energie und natürlichen Ressourcen. In vielen Ländern kommt noch eine junge, dynamische Bevölkerung dazu. Das sind gute Bedingungen für rasche Fortschritte bei der grünen Wende.

Machen wir sie möglich!  

Ich möchte aber auch klar sagen: Wenn es um „Investment Cases“ geht, darf das keine Einbahnstraße sein. Klimaschutz darf nicht zum Kolonialismus 2.0 werden. Wir in Europa können nicht einfach die Ressourcen des Südens für unseren grünen Wasserstoff nutzen – oder kritische Rohstoffe, die wir für Batterien und die Elektrifizierung brauchen.

Wir brauchen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, um gemeinsam Investitionschancen auszuloten. Und wir müssen dabei von Anfang an ehrlich sein.

Die Europäische Investitionsbank hat aufgehört, fossile Projekte ohne Emissionsminderung zu finanzieren. Stattdessen fördern wir innovative Projekte, zusammen mit Ländern des Globalen Südens. So können sie schmutzige Technologien überspringen und sich mit einer adäquaten, nachhaltigen Infrastruktur und naturbasierten Lösungen an die Klimafolgen anpassen.

Ich bin optimistisch, dass wir Gelder für grüne Projekte mobilisieren können. Es herrscht kein Mangel an Kapital für Investitionen in den Übergang zu Netto-Null.

Es herrscht auch kein Mangel an Ideen für Technologien, die breit umsetzbar und wirtschaftlich tragfähig sind. Das gilt selbst für schwer zu dekarbonisierende Sektoren wie die Stahl- und Zementindustrie oder die Seeschifffahrt.

Entscheidend ist, das Kapital in bahnbrechende Projekte zu lenken, besonders in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass wir Netto-Null erreichen können, wenn wir Technologien gegenüber offen sind und die Gesellschaft dafür gewinnen. Denn wir können von den Menschen nicht verlangen, zwischen Umwelt und Entwicklung zu wählen.

Die Hoffnung trägt aber nur, wenn sich sichtbar etwas verändert und wir erkennbar vorankommen.

Für mich stehen die multilateralen Entwicklungsbanken in der Pflicht, hier den Weg zu weisen. 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!