>@Dusan Ondrejicka/EIB

Am 4. Dezember veranstalteten die Rumänische Nationalbank und die Europäische Investitionsbank (EIB) in Rumänien eine gemeinsame Konferenz zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung, auf der die wichtigsten Ergebnisse der EIB-Studie zu diesem Thema vorgestellt wurden:

  • Investitionslücken trotz des starken, doch hauptsächlich konsumgetriebenen Wachstums der letzten Jahre
  • Rumäniens Investitionstätigkeit im EU-Vergleich nach wie mit am geringsten: Im vergangenen Geschäftsjahr investierten nur 68 Prozent der Unternehmen gegenüber 87 Prozent in der gesamten EU
  • Unsicherheit über die künftige Entwicklung, Vorschriften für Unternehmen und die Arbeitsmarktregulierung behindern die Investitionstätigkeit am meisten
  • Innovative Hochtechnologieunternehmen haben die meisten Probleme bei der Beschaffung von Fremdkapital

Debora Revoltella, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB, stellte die Ergebnisse der EIB-Investitionsumfrage (EIBIS) von 2018 vor, die jährlich durchgeführt wird und zusammen mit dem Investitionsbericht der EIB einen Überblick über die zyklische und strukturelle Dynamik der Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung in Europa gibt.

Am Vortag unterzeichnete die EIB mit der BCR Leasing ein Darlehen von 30 Millionen Euro für die Kofinanzierung von Leasingprojekten kleiner und mittelgroßer Unternehmen (bis 3 000 Beschäftigte) in Rumänien. Der Vertrag ist Teil einer größeren Finanzierung von 100 Millionen Euro, die die EIB bereits genehmigt hatte. Damit bekräftigt die EIB erneut die erfolgreiche Kooperation mit einem der wichtigsten Akteure auf dem Finanzleasingmarkt in Rumänien an.

EIB-Vizepräsident Andrew McDowell: „Die Umfrage, die europaweit durchgeführt wird und somit auch Rumänien einschließt, ist für die EU-Bank ein wirksames politisches Instrument, um die Investitionspläne und -bedürfnisse öffentlicher und privater Unternehmen zu verstehen und darzulegen, wie die EIB einen echten Nutzen für die Wirtschaft und die Menschen bewirken kann. Mit ihren zahlreichen Mitarbeitern vor Ort will die EIB Vorhaben rumänischer Unternehmen und staatlicher Stellen mitfinanzieren und so auf bestehende Bedürfnisse eingehen.“

Der Gouverneur der Rumänischen Nationalbank Mugur Isărescu: „Die Europäische Investitionsbank leistet einen wichtigen Beitrag zur strategischen Wirtschaftsentwicklung Rumäniens und lenkt Investitionen in die wichtigen Sektoren Verkehr, digitale Infrastruktur und neue Technologien, Ausbildung für qualifizierte Arbeitskräfte, Gesundheitswesen oder Landwirtschaft. Die Europäische Investitionsbank trägt dazu bei, die richtige Einstellung und verantwortungsvolle Haltung bei der Übernahme kalkulierter Risiken zu schaffen. Sie unterstützt die Verbreitung solider staatlicher Politiken und Prioritäten, die die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Rumäniens voranbringen und so zur weiteren europäischen Integration und zur wirtschaftlichen Konvergenz beitragen.“

Um seinen Konvergenzkurs fortsetzen zu können, muss Rumänien verstehen, was die Investitionstätigkeit hemmt. Auf der Konferenz wurde eingehend über den Investitionsbedarf und die Prioritäten diskutiert und erörtert, welche Finanzierungsquellen es dafür gibt. Dabei standen die von der EU angebotenen Mittel und die Finanzierungsinstrumente der EIB für langfristige Investitionen im Mittelpunkt. Zudem ging es in den Diskussionen darum, wie Rumänien auf ein anderes Wachstumsmodell umstellen und seine künftige Innovationskraft am besten stärken könnte.

Die Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung liefert für Rumänien einzigartige Einblicke in die Investitionstätigkeit rumänischer Unternehmen, ihre Pläne und Ansichten darüber, was Investitionen behindert. Das EIB-Investitionsumfrage zeigt, dass die wahrgenommene Investitionslücke – also der Anteil der Unternehmen, die in den letzten Jahren nicht ausreichend investiert haben – über dem EU-Niveau liegt (20 Prozent gegenüber 16 Prozent). Dieses Ergebnis bestätigt die niedrige Investitionsrate auf makroökonomischer Ebene und die deutlich geringere Qualität der Vermögenswerte. Der durchschnittliche Anteil moderner Maschinen und Anlagen in Unternehmen gehört zu den niedrigsten in der EU. Das gilt auch für den Anteil energieeffizienter Gebäude.

Nach der Krise lagen die öffentlichen und privaten Investitionen noch längere Zeit 30 Prozent unter dem Niveau von 2008. 2017 nahm die Investitionstätigkeit dann jedoch wieder zu und die Erwartungen verbesserten sich. Bis letztes Jahr wurde sie vor allem dadurch behindert, dass die öffentlichen Ausgaben hauptsächlich auf den Konsum ausgerichtet und die privatwirtschaftlichen Unternehmen relativ hoch verschuldet waren. Um geeignete politische Maßnahmen festlegen zu können, muss zunächst geklärt werden, warum die Erholung in den letzten zehn Jahren so langsam und ungleichmäßig verlaufen ist. Nur so lässt sich der positive Trend verstärken und nutzen.

Die Unternehmen investieren nach wie vor hauptsächlich in den Ersatz von Sachanlagen. Die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte liegen deutlich unter dem EU-Niveau (25 Prozent gegenüber 36 Prozent). Bei genauerer Betrachtung der Innovationstätigkeit zeigt sich, dass rumänische Unternehmen eher bestehende Technologien übernehmen, als neue zu entwickeln. „Insgesamt zeigt das, dass in diesem Bereich noch Handlungsbedarf besteht und wir Rumänien bei der Umstellung auf ein innovationsorientiertes Wachstum unterstützen müssen“, so Debora Revoltella.

Rund zwölf Prozent der Unternehmen haben Probleme bei der Kapitalbeschaffung und müssen Investitionen nach wie vor weitgehend aus eigener Kraft finanzieren. Die Kapitalbeschaffung ist in Rumänien ein größeres Problem als in anderen EU-Ländern, und für innovative, technologieintensive Unternehmen ist es besonders schwer. Unsicherheit über die künftige Entwicklung, Vorschriften für Unternehmen und die Arbeitsmarktregulierung behindern die Investitionstätigkeit in Rumänien am meisten. Darüber hinaus leiden rumänische Unternehmen mehr als Unternehmen in anderen EU-Ländern unter einer mangelhaften Verkehrsinfrastruktur. Zudem haben es innovative Unternehmen besonders schwer, Arbeitskräfte mit den passenden Qualifikationen zu finden.

Diese Länderauswertung stellt ausgewählte Ergebnisse aus Befragungen vor, die von April bis August 2018 bei 475 Unternehmen in Rumänien geführt wurden. Die Studie ist Teil der jährlichen Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung (EIBIS), in deren Rahmen rund 12 500 Unternehmen in der gesamten EU befragt werden. Daraus gewinnen wir Informationen über die Investitionstätigkeit von kleinen und größeren Unternehmen, über ihren Finanzierungsbedarf und über ihre Schwierigkeiten.