Die Europäische Investitionsbank (EIB) und das Weltwirtschaftsforum fordern in der EU-Wirtschaftspolitik ein stärkeres Engagement für soziale Inklusion. In ihrem neuen gemeinsamen Weißbuch, das auch Beiträge der Brüsseler Denkfabrik Bruegel enthält, sprechen sich die beiden Einrichtungen für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor aus, da nur so ein inklusives Wachstum in Europa erreicht werden kann.

Innovation und Unternehmertum tragen maßgeblich zu Wachstum und Inklusion in Europa bei – so die Aussage des Weißbuches, das wichtige Empfehlungen für weitere Maßnahmen beinhaltet. Hierzu gehören die Förderung öffentlich-privater Partnerschaften zur Verbreitung von Technologien, Investitionen in intelligente Verkehrsinfrastruktur, die Unterstützung von Programmen zur Förderung unternehmerischer Initiativen von Migranten, die Entwicklung einer besseren Strategie zur Vermittlung moderner digitaler Kompetenzen sowie die Verbesserung des Zugangs zu Risikokapital und alternativen Finanzierungsquellen für kleine Unternehmen.

EIB-Vizepräsident Andrew McDowell, der heute am Brüsseler Sitz der Europäischen Investitionsbank Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft willkommen heißt, sagte in diesem Zusammenhang: „Während wir heute unseren Bericht vorstellen, tagen unweit von hier die EU-Finanzminister. Sie wissen nur zu gut, wie sehr die europäische Wirtschaft unter der zunehmenden Ungleichheit und den unsicheren Aussichten leidet. Unser Bericht verdeutlicht, dass das Thema Inklusion nicht länger stiefmütterlich behandelt werden kann. Inklusion ist kein Luxus, sondern vielmehr ein Katalysator für Wachstum. Unsere äußerst konkrete und praktische Studie zeigt, dass alle Seiten profitieren, wenn wir Inklusion und Wettbewerbsfähigkeit gleichzeitig fördern. Das ist auch die Überzeugung der EU-Bank. Wir müssen daher unsere Maßnahmen nun intensivieren und den privaten und den öffentlichen Sektor zur Zusammenarbeit bewegen.“

Richard Samans, Mitglied des Vorstands des Weltwirtschaftsforums, erklärte hierzu: „Wir müssen unsere Einstellung zu Inklusion grundlegend ändern und ihre positive Wirkung als Katalysator für Wachstum erkennen. Dies bedeutet, dass wir unser Wirtschaftsmodell überdenken müssen und Wachstum und Inklusion nicht mehr als zwei voneinander getrennte Prozesse betrachten dürfen. Förderlich wäre eine Partnerschaft zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor, an der sich auch die akademische Gemeinschaft und die Zivilgesellschaft beteiligen. Der Bericht, den wir heute erstmals vorstellen und erörtern, und unsere gemeinsame Initiative „Europe Inclusive Growth and Competitiveness Lab“ bilden die Ausgangspunkte für die praktische Umsetzung. Ich möchte die politischen Entscheidungsträger nachdrücklich bitten, zu handeln und diesen Bericht und unsere Partnerschaft als wertvolle Orientierungshilfe anzusehen, die zeigt, wie wir in diesem Bereich künftig vorgehen können.

Der heute veröffentliche Bericht ist ein direktes Ergebnis der Partnerschaft zwischen dem Weltwirtschaftsforum und der EIB und enthält Beiträge der Brüsseler Denkfabrik Bruegel zu der im Februar 2016 eingerichteten Initiative Europe Inclusive Growth and Competitiveness Lab. Das Lab soll die Planung und Durchführung von öffentlich-privaten Partnerschaften in den EU-Mitgliedstaaten unterstützen, die zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des inklusiven Wachstums in Europa beitragen.

Das Weißbuch mit dem Titel “Beyond the Equity-Efficiency Trade-Off: Practical Ideas for Inclusive Growth and Competitiveness in Europe” nennt rund 25 Beispiele konkreter Initiativen, die in Europa auf Innovation und Unternehmertum abzielen und als Ausgangspunkte für die Umsetzung, Beschleunigung und Ausweitung der Maßnahmen zur gleichzeitigen Förderung von Inklusion und Wachstum dienen können.

Genannt werden unter anderem folgende Initiativen:

  • Maßnahmen des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts zur Vermittlung digitaler Kompetenzen und Förderung von Talenten;
  • Die Maßnahmen der österreichischen öffentlich-privaten Partnerschaft Pilotfabrik 4.0 und das Programm „Upscale“ der Tech City UK zur Unterstützung von Start-up-Unternehmen und Verbreitung von Innovationen; die zeigen, dass es sich auszahlt, wenn Wachstum und Inklusion nicht voneinander getrennt werden;
  • Den Zusammenhang zwischen intelligenter Infrastruktur, Wettbewerbsfähigkeit und Inklusion dokumentieren erfolgreich Initiativen wie Superfast Cornwall, das Echtzeit-Fahrgastinformationssystem in Madrid und Enexis in den Niederlanden;
  • Die Hamburger „Arbeitsgemeinschaft selbständiger Migranten” ist eine Initiative, die auf die soziale Integration selbständiger Migranten und die Anerkennung ihres Beitrags zur Wirtschaft abzielt.

Im Weißbuch werden wichtige Handlungsbereiche vorgeschlagen, unter anderem:

  • Die Förderung von Innovation und die schnellere Verbreitung existierender Technologien unter allen Arten von Unternehmen;
  • Der Anstoß und die Förderung unternehmerischer Initiativen, einschließlich des Übergangs vom Start-up- zum Scale-up-Unternehmen;
  • Investitionen in Menschen, vor allem in die jüngeren Generationen, und Förderung einer besseren Strategie für die Vermittlung moderner digitaler Kompetenzen;
  • Mehr Investitionen in ein vernetztes Europa mit Breitbandanschlüssen für alle sowie in intelligente Verkehrs- und Stromnetze;
  • Erhöhung von Kreditgarantien für kleine Unternehmen, stärkeres Engagement für Risikokapital- und Wachstumsfinanzierungen, beispielsweise durch das Produkt „InnovFin – Garantien für KMU“.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Weißbuch mit dem Titel:Beyond the Equity-Efficiency Trade-Off: Practical Ideas for Inclusive Growth and Competitiveness in Europe