Die IFC, ein Mitglied der Weltbankgruppe, hat gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank (EIB), der französischen Entwicklungsagentur AFD und der Europäischen Kommission eine Initiative gestartet, um Finanzierungsmittel für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Nahen Osten und in Nordafrika (MENA-Region) bereitzustellen.

Die sogenannte „MENA SME Facility“ wird von der IFC in Zusammenarbeit mit der Weltbank, internationalen Finanzierungsinstitutionen und Geldgebern eingerichtet. Die IFC und die EIB stellen für die Initiative jeweils 150 Mio USD bereit. Die AFD beteiligt sich mit 50 Mio USD, und die EU-Kommission stellt aus der Nachbarschaftsinvestitionsfazilität (NIF) 24 Mio EUR bereit. Über die Fazilität sollen kleine Unternehmen in der Region künftig Zugang zu mehr Finanzierungsmitteln haben. Die IFC leitet die Einrichtung der Fazilität, die dazu beitragen soll, in der Region Arbeitsplätze zu schaffen.

Zudem wird die Fazilität über Risikoteilungsvereinbarungen mit einheimischen Banken bewirken, dass diese in der Region weitere 350 bis 400 Mio USD für den KMU-Sektor bereitstellen. Der strategische Schwerpunkt liegt dabei auf Marokko, Tunesien, Ägypten, Libanon und Jordanien. Die Banken in diesen Ländern werden dabei unterstützt, in einem unsicheren Investitionsklima mit weniger Risiken arbeiten zu können. Gleichzeitig fördert die Initiative damit die Schaffung von Arbeitsplätzen in Ländern, in denen die Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch ist. Das ist vor allem in einer Region wichtig, in der in den nächsten zehn Jahren rund 75 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen müssen, um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten zu können.

„Die Europäische Investitionsbank fördert dieses innovative Risikoteilungsinstrument, das den Zielen der Partnerschaft von Deauville entspricht“, erklärte EIB-Vizepräsident Philippe de Fontaine Vive. „Ein vom Privatsektor getragenes Wirtschaftswachstum ist der Grundstein für jede ausgewogene Strategie und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region. Die Initiative steht zudem mit dem Ziel des Europäischen Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstruments in Einklang, das vor allem Investitionen und den globalen Handel des Privatsektors fördert.“

Der Betrag, der über die EIB aus der NIF bereitgestellt wird, ist der erste Beitrag zur nachrangigen Tranche der Fazilität und trägt wesentlich dazu bei, die Finanzierung der Initiative zu sichern.

„KMU sind ein wichtiger Motor für die Wirtschaft. Durch die Risikoteilung mit einheimischen Banken bei KMU-Krediten wird die Fazilität bewirken, dass letztlich mehr Mittel für KMU bereitgestellt werden können“, erklärte Hervé Breton, Direktor der AFD in Amman. „Diese Initiative ist das Ergebnis einer engeren Zusammenarbeit zwischen Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen, die in der Region tätig sind. Ermöglicht wird sie durch den Beitrag der Europäischen Kommission aus der NIF.“

Dimitris Tsitsiragos, IFC-Vizepräsident für Europa, Zentralasien, den Nahen Osten und Nordafrika, erläuterte: „Banken halten sich bei der Kreditvergabe an KMU immer sehr zurück, weil sie solche Kredite für zu risikoreich halten. Durch die neue Risikoteilungsfazilität für KMU-Kredite können sich zwischengeschaltete Finanzinstitute über Garantien gegen das mit solchen Krediten verbundene Risiko absichern. Folglich dürften Banken nun eher bereit sein, Kredite an KMU zu vergeben. Damit können in diesem Sektor Arbeitsplätze geschaffen werden, was wiederum zu einem vom Privatsektor getragenen Wachstum beiträgt.“

Der Unternehmenssektor in den MENA-Ländern besteht zu rund 80 % aus KMU. Sie beschäftigen fast 40 % aller Arbeitnehmer in der Region. Allerdings haben diese KMU kaum Zugang zu Finanzierungsmitteln. Nur wenige Unternehmen können Kredite aufnehmen. Grund dafür sind die lähmenden rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen. Die Fazilität enthält daher auch eine Komponente für technische Hilfe, durch die in Zusammenarbeit mit der Weltbank das aufsichtsrechtliche Umfeld für kleine Unternehmen verbessert werden soll. Dabei sollen die Banken auch ein besseres Verständnis dafür entwickeln, welcher Nutzen mit der Kreditvergabe an KMU verbunden ist. Über die technische Hilfe werden sie außerdem bei der Entwicklung neuer Produkte unterstützt, wie Darlehen für Unternehmer, die kaum Sicherheiten stellen können.