Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und die Entwicklung eines nachhaltigen Fremdenverkehrs spielen für die Wirtschaft in den Mittelmeerländern eine entscheidende Rolle. Deshalb haben die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Vereinigung der Industrie- und Handelskammern des Mittelmeerraums (ASCAME) in Marseille ein eindeutiges Signal an kleine und mittlere Unternehmer sowie an Unternehmen des Fremdenverkehrssektors und ihre Finanzierungspartner in Europa und im Mittelmeerraum ausgesandt.

  • Verstärkte Zusammenarbeit zur Unterstützung von Unternehmen

Nach der Unterzeichnung ihrer ersten gemeinsamen Absichtserklärung im November 2009 in Beirut haben die EIB und die ASCAME ihre partnerschaftliche Zusammenarbeit zur Unterstützung von Unternehmen im Mittelmeerraum erneut bekräftigt. Beide Institutionen wollen ihre Kompetenzen und Maßnahmen zur Unterstützung des privaten Sektors kombinieren, um den Bedürfnissen von Projektträgern und Initiativen zur Schaffung von Arbeitsplätzen noch besser entsprechen zu können. Diese verstärkte Partnerschaft steht in Einklang mit dem vorrangigen Finanzierungsziel der EIB, den Privatsektor zu unterstützen. Auch bei ihrer Tätigkeit im Mittelmeerraum konzentriert sich die EIB verstärkt auf KMU (2011: 63 %). In den vergangenen Jahren hat die EIB in den Mittelmeer-Partnerländern 2 300 KMU mit Fachwissen und Finanzierungsmitteln unterstützt. Dadurch konnten mehr als 30 000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die Vereinbarung wurde am 26. November in Marseille von EIB-Vizepräsident Philippe de Fontaine Vive und ASCAME-Präsident Mohamed Choucair unterzeichnet. An der Veranstaltung nahm auch der erste Vizepräsident der Industrie- und Handelskammern von Marseille-Provence Louis Aloccio teil.

  • Für einen nachhaltigen Tourismus im Mittelmeerraum

In den südlichen und östlichen Mittelmeerländern ist der Fremdenverkehr ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Branche beschäftigt direkt und indirekt mehr als 20 Millionen Menschen und ist für die nicht-Öl-exportierenden Länder die wichtigste Deviseneinnahmequelle. Das natürliche und kulturelle Erbe und das günstige Klima der Mittelmeerländer machen die Region weltweit zum Reiseziel Nummer 1. Im Jahr 2010 erzielten die neun südlichen und östlichen Mittelmeer-Anrainerstaaten rund 11 % ihres BIP mit dem Tourismus.

Trotz dieser Vorteile ist der Sektor mit politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten konfrontiert. In den südlichen Mittelmeerländern besteht in der Branche dringender Modernisierungsbedarf. Zudem müssen neue Finanzinstrumente zum Einsatz kommen. Diesbezüglich ist der Ökotourismus eine naheliegende, aber auch ehrgeizige Lösung. Er erfordert eine Diversifizierung der Produkte, eine stärkere Berücksichtigung ökologischer und kultureller Kriterien und mehr Professionalität bei den Hauptakteuren und Dienstleistern. Zudem stellt sich die Frage, ob diese Art von Tourismus den Trends und dem Marktpotenzial entspricht. Ferner muss ermittelt werden, welche Vorteile damit verbunden wären und welche Finanzinstrumente sich für seine Entwicklung eignen. Diese Fragen werden im Mittelpunkt der 11. FEMIP-Konferenz stehen, die die EIB in enger Zusammenarbeit mit dem jordanischen Minister für Tourismus und Altertümer und der ASCAME am 27. November 2012 in Marseille organisiert. Die Veranstaltung richtet sich an Experten, politische Entscheidungsträger und Geldgeber.

Auf der Pressekonferenz in der Industrie- und Handelskammer von Marseille-Provence erklärte EIB-Vizepräsident Philippe de Fontaine Vive: „Angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten in den Mittelmeerländern, die sich im demokratischen Wandel befinden, kommt es darauf an, günstige Bedingungen für Investitionen zu schaffen und die Unternehmen bei ihren Projekten für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Der Tourismus trägt wesentlich zu Wachstum und Beschäftigung bei und ist damit für die Zukunft in diesen Länder von entscheidender Bedeutung. Deshalb müssen sich Entscheidungsträger, Unternehmen und Finanzierungspartner aktiv für seine Entwicklung engagieren.“ Er fügte hinzu: „Die 11. FEMIP-Konferenz und die verstärkte partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der ASCAME sind ein Beweis dafür, dass sich die Bank der Europäischen Union und die Industrie- und Handelskammern der Mittelmeer-Partnerländer aktiv dafür einsetzen, die Akteure der Tourismusbranche konkret in ihren Bemühungen zur Modernisierung und Anpassung an diese neuen Herausforderungen zu unterstützen.“

Mohamed Choucair, Präsident der ASCAME, erklärte: „Für die Mittelmeerländer ist der Tourismus wie eine Ölquelle. Einige Länder nutzen sie schon nach besten Möglichkeiten, andere vernachlässigen diese Goldgrube noch weitgehend. Die Partnerschaft zwischen ASCAME und EIB wird dazu beitragen, die wirtschaftlichen Akteure stärker für einen nachhaltigen Tourismus zu mobilisieren, der Arbeitsplätze schafft und die Entwicklung fördert.“