Im Rahmen einer beispiellosen Zusammenarbeit haben sechs führende Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen im vergangenen Jahr mehr als 960 Mio USD für tragfähige Projekte des privaten und des öffentlichen Sektors in der Karibik zur Verfügung gestellt. In Reaktion auf die Auswirkungen der globalen Finanzkrise auf die Volkswirtschaften in der Region haben sich sechs Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen letztes Jahr auf den Caribbean Joint Action Plan (CJAP) geeinigt, der die Bereitstellung von bis zu 950 Mio USD in den Karibik während eines Zeitraums von drei Jahren vorsieht.

Am CJAP beteiligt sind die Caribbean Development Bank (CDB) die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG), die Europäische Investitionsbank (EIB), die niederländische Entwicklungsfinanzierungsgesellschaft (FMO), die Internationale Finanz-Corporation (IFC) – das Institut der Weltbank-Gruppe zur Förderung privatwirtschaftlicher Investitionen – und die PROPARCO, das Institut der Agence Française de Développement-Gruppe, das den privaten Sektor fördert. 

Im ersten Jahr des Dreijahreszeitraums des CJAP haben die Partnerinstitutionen den für diesen Zeitraum zugesagten Betrag von 950 Mio USD zu mehr als 100% bereitgestellt, und zwar in Form von Darlehen und Kapitalbeteiligungen. Ziel des CJAP ist es, eine effektivere Nutzung von finanzieller und technischer Unterstützung zu ermöglichen. Zu diesem Zweck sollen eine bessere Koordination zwischen den beteiligten Institutionen gefördert und stärkerer Nachdruck auf ihre jeweiligen Erfahrungen und Stärken gelegt werden.

Die Engagements im Rahmen des CJAP haben zahlreiche Länder und Sektoren abgedeckt, jedoch überrascht es nicht, dass etwa die Hälfte der Engagements (47%) auf den Bereich Infrastruktur entfiel. Dies ist auch der Bereich, in dem die CJAP-Partner am stärksten zusammenarbeiten. Die Finanzmärkte, die hauptsächlich den Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen sowie von Handelsunternehmen zu Finanzierungen fördern sollen, profitieren ebenfalls erheblich von dieser Initiative; etwa ein Viertel oder 28% der Engagements betreffen diesen Sektor. Andererseits verteilten sich die Engagements über die gesamte Region, wobei der Anteil Jamaicas 33% betrug. 20% der Engagements entfielen auf regionale Operationen und 18% auf die Organization of Eastern Caribbean States (OECS). 

Während des ersten Jahres haben die an dem Gemeinsamen Aktionsplan teilnehmenden Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen Haiti im Anschluss an das verheerende Erdbeben im vergangenen Jahr kontinuierlich unterstützt. Sie gewährten u.a. technische Hilfe und stimmten sich bei der verstärkten Vergabe von Krediten ab, die vor allem dem Wiederaufbau des privaten Sektors und der Stärkung seiner Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes dienten.

In Haiti haben die CJAP-Partner im Rahmen der Initiative bisher Finanzierungen für zehn Projekte zugesagt. Dabei handelt es sich um erhebliche Investitionen zur Erhöhung der Stromerzeugungskapazität in Haiti, zur Verbesserung des Gesundheitssystems und der Grundschulbildung sowie zur Schaffung von mehr als 5 000 neuen Arbeitsplätzen und Sicherung von 5 000 bestehenden Arbeitsplätzen. Die zugesagten Finanzierungen der IFC und der FMO für die E-Power S.A., die ein Kraftwerk mit einer Leistung von 30 MW betreiben wird, werden dazu beitragen, die Stromversorgung von Port-au-Prince wiederherzustellen und zu erweitern. Die Partner haben außerdem Mittel für die Bereiche Gesundheit und Humankapital zur Verfügung gestellt, um den bedürftigsten Haitianern zu helfen. So soll 45 000 armen Kindern der Besuch der Grundschule ermöglicht werden (Zuschuss der CDB zugunsten von „Bildung für Alle" (Education for All). Des Weiteren soll der Bau einer neuen chirurgischen Klinik mit 114 Betten kofinanziert werden, in dem Haitianer kostenlose medizinische Versorgungsleistungen erhalten können (Zuschuss der EIB für Médecins sans Frontières in Tabarre).  

Weitere in Zusammenarbeit entwickelte Finanzierungen im Rahmen des Gemeinsamen Aktionsplans sind eine gemeinsame Finanzierung der IFC und der DEG für den Ausbau des Hafens Caucedo in der Dominikanischen Republik und eine gemeinsame Finanzierung der IFC, der EIB und der PROPARCO für den Ausbau des TransJamaican Highway, dessen Gesamtkosten sich auf 205,4 Mio USD belaufen. 

„Die Bereitstellung von schätzungsweise 960 Mio USD im Rahmen des CJAP allein im ersten Jahr des Aktionsplans ist bemerkenswert und zeigt, welche potenzielle Rolle eine fortgesetzte Zusammenarbeit zwischen den am CJAP beteiligten Institutionen für die Entwicklung der Region spielen kann", sagte CDB-Präsident Dr. Warren Smith. „Sowohl der öffentliche als auch der private Sektor in der Region benötigt erhebliche Mittel, um einen Beitrag zum für das Wachstum und zur Entwicklung des karibischen Raums leisten zu können. Der CJAP bietet eine einzigartige Möglichkeit für die beteiligten Institutionen, gemeinsam an diesem Prozess mitzuwirken."

Der Leiter der Abteilung Lateinamerika der DEG, Justus Vitinius, erklärte: „Ziel des CJAP ist es, private Unternehmen in einer der instabilsten Regionen Lateinamerikas zu fördern und zu nachhaltigem Wachstum beizutragen. Voraussetzung hierfür ist, dass jede Institution ihr eigenes geografisches, produkt- und sektorspezifisches Know-how einbringt. Das besondere Ziel der DEG besteht darin, kleine und mittlere Unternehmen in der Region sowie Klimaschutzprojekte zu finanzieren."

Der für die Finanzierungen in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean zuständige EIB-Vizepräsident Plutarchos Sakellaris erklärte hierzu: „In nur einem Jahr hat der Caribbean Joint Action Plan deutlich gezeigt, wie wertvoll eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen für die Förderung von Projekten ist, die für das Wirtschaftswachstum im gesamten karibischen Raum von wesentlicher Bedeutung sind. Mit unserem Engagement in der Region haben wir unsere Ziele übertroffen. Im Rahmen des CJAP hat die Europäische Investitionsbank mit erfahrenen Partnern bei der Finanzierung von Infrastrukturprojekten in der Dominikanischen Republik und in Jamaika zusammenarbeiten und einen neuen Start des Finanzsektor in Haiti nach dem Erdbeben ermöglichen können."

Jurgen Rigterink, Chief Investment Officer bei der FMO, sagte: „Die beispiellosen Ergebnisse, die in diesem ersten Jahr erzielt wurden, machen deutlich, wie sehr sich die beteiligten EFI-Partner darum bemühen, einen Zugang zu Finanzierungen im karibischen Raum zu schaffen. Der Aktionsplan wird zweifellos die langfristige wirtschaftliche Entwicklung in der Region prägen, die für die gegenwärtige Generation und zukünftige Generationen dort weiterhin von wesentlicher Bedeutung ist."

„Diese Zusammenarbeit zwischen internationalen Finanzierungsinstitutionen bietet eine günstige Ausgangsposition für die zukünftige Entwicklung der Karibik", erklärte Thierry Tanoh, IFC-Vizepräsident für Lateinamerika und die Karibik, Afrika und Westeuropa. „In der Karibik unterstützt die IFC massiv die Entwicklung kritischer Sektoren wie beispielsweise Infrastruktur und Finanzmärkte, und die Stärke dieser Partnerschaft hat die IFC in die Lage versetzt, ihr ursprüngliches Engagement in dieser wichtigen Initiative auf mehr als das Doppelte auszuweiten."

Laurent Demey, stellvertretender geschäftsführender Direktor der PROPARCO, sagte dazu: „Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen EFI ist von entscheidender Bedeutung, um den Entwicklungseffekt unserer Maßnahmen zum Tragen kommen zu lassen. Wir freuen uns besonders, an dieser Initiative in der Karibik mitwirken zu können. Die Karibik ist eine Region, deren besondere Probleme von den Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen lange nicht beachtet worden sind. Wir hoffen auch, mit diesem Beitrag eine bessere Zusammenarbeit zwischen den französischen Departements und den verschiedenen Inseln zu fördern."

Hinweis für die Redaktion:

CDB

Die Caribbean Development Bank (CDB) fördert seit vier Jahrzehnten die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in der Karibik. Die gesamten Genehmigungen belaufen sich bisher auf 3,5 Mrd USD. Die CDB verfolgt das Ziel, die Armut in der Karibik systematisch zu verringern, und will mit ihren Ausleihungen weitere Mittel für die Entwicklung der Region mobilisieren.

DEG

Die DEG, ein Mitglied der KfW Bankengruppe, ist eine der größten europäischen Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen. Seit fast 50 Jahren finanziert und strukturiert die DEG die Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die DEG finanziert rentable Projekte, die einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in sämtlichen Wirtschaftssektoren – von der Agroindustrie über den Infrastruktursektor und das verarbeitende Gewerbe bis hin zum Dienstleistungssektor – leisten. Der Finanzsektor ist ein weiterer Schwerpunkt, um einen zuverlässigen Zugang zu Investitionskapital vor Ort zu erleichtern. Ziel der DEG ist es, in Entwicklungs- und Schwellenländern private Unternehmensstrukturen zu schaffen und zu erweitern und so die Grundlage für nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine dauerhafte Verbesserung der Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung zu schaffen.

Europäische Investitionsbank

Seit mehr als drei Jahrzehnten fördert die Europäische Investitionsbank, die Finanzierungsinstitution der Europäischen Union, die wirtschaftliche Entwicklung in der Karibik. Der Gesamtbetrag ihrer Darlehen und Kapitalbeteiligungen beläuft sich inzwischen auf über 1,3 Mio EUR. Im Zeitraum 2004-2010 erreichten die Finanzierungen der EIB in der Karibik einschließlich überseeischer Länder und Gebiete 361 Mio EUR. Finanziert wurden Infrastrukturvorhaben in den Bereichen Wasserwirtschaft, Energie, Telekommunikation und Verkehr. Darüber hinaus wurden der Finanzdienstleistungssektor sowie kleine und mittlere Unternehmen unterstützt. Auch der Mikrofinanzsektor und die Industrie wurden gefördert. Im Mai 2007 verstärkte die Bank ihre Präsenz in der Karibik durch die Eröffnung eines Regionalbüros in Martinique.

IFC

Die zur Weltbank-Gruppe gehörende IFC ist die größte weltweit tätige Entwicklungsfinanzierungsinstitution. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem privaten Sektor in Entwicklungsländern. Sie bietet Menschen die Gelegenheit, der Armut zu entkommen und ihr Leben zu verbessern. Mit ihren Finanzierungen hilft sie Unternehmen dabei, mehr Mitarbeiter zu beschäftigen. Durch die Mobilisierung von Kapital anderer Geldgeber leistet sie wichtige Dienste, und mit ihren Beratungsdiensten stellt sie eine nachhaltige Entwicklung sicher. In einer Zeit weltweiter wirtschaftlicher Ungewissheit erreichten die neuen Finanzierungen der IFC im Geschäftsjahr 2010 eine Rekordhöhe von 18 Mrd USD. In den letzten Jahren hat die IFC ihre Finanzierungen und ihre Beratungstätigkeit im karibischen Raum ausgeweitet, wobei sie von verschiedenen Geldgebern unterstützt wurde und in Einklang mit den Prioritäten der Staaten handelte. Um den Herausforderungen in der Region in Einklang mit ihrer Aufgabe und ihrer fachlichen Kompetenz zu begegnen, hat die IFC drei Schlüsselbereiche identifiziert, die nun im Mittelpunkt ihrer Strategie für die Länder der Karibik stehen: Infrastruktur, Finanzsektor und Fremdenverkehr. Weitere Informationen siehe www.ifc.org

FMO

Die niederländische Entwicklungsfinanzierungsgesellschaft FMO ist die internationale Entwicklungsbank der Niederlande. Die FMO beteiligt sich mit Risikokapital an Unternehmen und Finanzinstituten in Entwicklungsländern. Mit einem Anlageportfolio von 5,3 Mrd EUR ist die FMO eine der größten bilateralen Entwicklungsbanken für den Privatsektor weltweit. Dank ihrer Verbindung zum niederländischen Staat ist die FMO in der Lage, Risiken zu übernehmen, die zu übernehmen kommerzielle Geldgeber nicht – oder noch nicht – bereit sind. Die FMO hat die Aufgabe, die Entwicklung von Unternehmen zu fördern, die dann ihrerseits das nachhaltige Wachstum in ihren Ländern vorantreiben.

PROPARCO

Die Entwicklungsfinanzierungsinstitution PROPARCO befindet sich im Besitz der französischen Entwicklungsagentur AFD sowie privater Anteilseigner in Ländern der nördlichen und der südlichen Hemisphäre. Ihr Ziel ist es, als Katalysator zu fungieren, um private Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern sowie Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu fördern und um die Millennium-Entwicklungsziele zu erreichen. Die PROPARCO gehört zu den weltweit größten bilateralen Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen. Sie ist auf vier Kontinenten sowohl in großen Schwellenländern als auch in den ärmsten Ländern (insbesondere in Afrika) tätig. Die Anforderungen der PROPARCO in Bezug auf soziale und ökologische Verantwortung sind hoch. www.proparco.fr