In einer Sitzung des Infrastrukturkonsortiums für Afrika (Infrastructure Consortium for Africa – ICA) begrüßten führende Entwicklungsinstitutionen Maßnahmen zur Deckung des Infrastrukturbedarfs in Afrika. Die operative Sitzung wurde von der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Luxemburg veranstaltet. Schwerpunkt war die Notwendigkeit für Afrika, Prioritäten für grenzüberschreitende Infrastruktureinrichtungen festzulegen und den Privatsektor an deren Ausbau zu beteiligen.

Effiziente grenzüberschreitende Infrastruktureinrichtungen in Afrika können in hohem Maße zum Erreichen der  Millennium-Entwicklungsziele wie Armutsreduzierung, regionale Integration und verbesserte Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Derartige Regionalprojekte sind teuer und hinsichtlich ihrer Planung und Durchführung mit Schwierigkeiten verbunden. Bei der ICA-Sitzung trafen führende Geldgeber für die Region zusammen, darunter die Europäische Union, die USA und China, um sich mit diesen Problemen zu befassen.

Dr. Bernard Zoba, Kommissar der Afrikanischen Unionfür Infrastruktur und Energie, äußerte sich anerkennend zu den Bemühungen des Infrastrukturkonsortiums, drängte jedoch zu weiteren Fortschritten. „Afrika ist ungeduldig. Die Afrikanische Union wartet auf Gelegenheiten, die aktuelle Situation bei den grenzüberschreitenden Infrastruktureinrichtungen weiterzuentwickeln.”

Direktoren der EIB, der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), der Europäischen Kommission und der Weltbank erörterten folgende Themen:
  •   Pläne und Prioritäten für den Ausbau der regionalen Infrastruktur
  •   Künftige Flaggschiffprojekte
  •   Privatwirtschaftliche Investitionen und zusätzliche Finanzierungsquellen
  •   Nachhaltigkeit/Instandhaltung von Infrastruktureinrichtungen
Die Harmonisierung von regionalen Infrastrukturvorhaben in Afrika steht bei der ICA an vorderer Stelle. Mit Unterstützung der AfDB koordiniert die Afrikanische UnionPläne und Prioritäten, um für die grenzüberschreitende Infrastruktur ein einheitliches Konzept auszuarbeiten. Die Erfahrungen der Vergangenheit mit dem künftigen Bedarf zu verbinden erweist sich jedoch als ein langwieriger Prozess.

Antonio Garcia Fragio, Leiter der Abteilung Infrastruktur der Generaldirektion Entwicklung der EU-Kommission, betonte, dass der Ausbau der Infrastruktur nicht verschoben werden sollte, bis ein Masterplan für Afrika vorliegt. „Viele regionale Organisationen führen unabhängig voneinander Studien durch, die jetzt und mittelfristig von Nutzen sein können. Wir müssen diese Pläne, die mit dem allgemeinen Masterplan der Afrikanischen Union in Einklang stehen, bündeln”, sagte Garcia Fragio, der in der Generaldirektion Entwicklung für Infrastruktur, Kommunikationsnetze, Handel und regionale Integration zuständig ist.

Ein weiterer Vorschlag unterstrich die Koordinationsfunktion des ICA. Die Sitzungsteilnehmer begrüßten die Tendenz, durch verstärkte Kofinanzierungen und gemeinsame Projektlistenvorrangige Infrastrukturvorhaben in Afrika zu unterstützen.

Gilbert Mbesherubusa, Direktor für Infrastruktur bei der Afrikanischen Entwicklungsbank, sprach sich für eine verstärkte Kommunikation zugunsten des Wissens- und Erfahrungsaustauschs aus, beispielsweise auch über die Website des ICA. Die Teilnehmer baten das ICA-Sekretariat, wichtige Geldgeber für vorrangige Projekte in bestimmten Sektoren und Regionen zu ermitteln.

Damit Afrika seine vorrangigen Infrastrukturziele erreichen kann, ist die Beteiligung privater Investoren sowohl aus dem Ausland als auch dem Inland wesentlich. Jacob Kolster, leitender Programmkoordinator bei der Weltbank, informierte die Teilnehmer, dass allein für Verkehrsinfrastruktureinrichtungen in den nächsten 15 Jahren über 250 Mrd USD benötigt werden. Darlehen und Zuschüsse der traditionellen Geldgeber werden für die Finanzierung der erforderlichen Investitionen nicht ausreichen. Die ICA-Mitglieder müssen außerdem größere Anstrengungen unternehmen, um die Beteiligung von China, Indien und arabischen Partnern an der Finanzierung regionaler Infrastrukturprojekte zu fördern.

Ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld und einzelne Länderrisiken erschweren eine Beteiligung des Privatsektors an Infrastrukturprojekten. Die afrikanischen Länder müssen ein für private Investitionen günstiges Klima schaffen und der langfristigenTragfähigkeit von Vorhaben größere Aufmerksamkeit widmen um sicherzustellen, dass Projekte über ihre gesamte wirtschaftliche Nutzungsdauer unterstützt werden können.

Zur Beseitigung dieser Probleme forderte Martin Curwen, Direktor der Hauptabteilung Afrika, Karibik, Pazifik der EIB, die Zusammenarbeit öffentlicher und privater Finanzierungsquellen und eine verstärkte Prioritätensetzung Afrikas bei regionalen Projekten. Die ICA-Mitglieder müssen regionale Infrastrukturprogramme mit innovativen Finanzierungslösungen und Lösungen für technische Hilfe unterstützen.

Etwa 35 Vertreter von bilateralen Geldgebern, multilateralen Agenturen und afrikanischen Institutionen nahmen an der Luxemburger Versammlung des Infrastrukturkonsortiums für Afrika teil. Die in der Sitzung vereinbarten nächsten Schritte des ICA werden bei der Jahresversammlung des Konsortiums in Tokio im März die Diskussionsgrundlage bilden und zum Entwicklungsplan der G8-Länder unter japanischer Präsidentschaft 2008 beitragen.

Hintergrundinformationen:

Infrastrukturkonsortium für Afrika

Das Infrastrukturkonsortium für Afrika (ICA), unter der Führung der Afrikanischen Entwicklungsbank (African Development Bank – AfDB), wurde 2005 gegründet. Das Konsortium unterstützt ein gemeinsames Konzept, um den dringenden Bedarf Afrikas an Infrastruktureinrichtungen zu decken und damit das Wirtschaftswachstum auf dem ganzen Kontinent zu fördern. Das ICA sucht für die auf nationaler und regionaler Ebene bestehenden Hindernisse für den Infrastrukturausbau mittels Informationsaustausch, Projektentwicklung und anerkannter Standards nach Lösungen. Das Konsortium ist keine Finanzierungsagentur, sondern fungiert als eine Plattform, um die Geberfinanzierung von Infrastrukturvorhaben und -programmen in Afrika zu fördern. Zu den ICA-Mitgliedern zählen bilaterale Geldgeber, multilaterale Agenturen und afrikanische Institutionen. www.icafrica.org

Europäische Investitionsbank

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist seit 1963 ein aktiver Partner der Wirtschaftsentwicklung in zahlreichen Ländern Afrikas, des karibischen Raums und des Pazifischen Ozeans (AKP). Die EIB unterstützt die Entwicklungszusammenarbeit der Europäischen Union in diesen Regionen, um das soziale Wohlbefinden zu verbessern  und die Millenium-Entwicklungsziele zu erreichen.

Im April 2007 wurde von der Europäischen Kommission und einer Reihe von EU-Mitgliedstaaten eine gemeinsame Initiative zur Förderung von Infrastrukturprojekten in Afrika südlich der Sahara ins Leben gerufen. DerTreuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika unterstützt den Ausbau grenzüberschreitender Infrastruktur in Afrika südlich der Sahara, indem er Zuschüsse für Initiativen in den Bereichen Wasser, Energie, Verkehr und Telekommunikation bereitstellt. Die Partnerschaft verbindet das technische Know-how und das Fachwissen über Finanzierungsmöglichkeiten der EIB und anderer Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen aus der EU mit Zuschüssen der Europäischen Kommission. Die der Partnerschaft von Geldgebern zur Verfügung gestellten Mittel belaufen sich auf 146 Mio EUR; davon sind 31,5 Mio EUR für die Finanzierung von fünf Projekten genehmigt worden.