Die Griechen der Antike galten als besonders erfindungsreiche Vordenker. Die Investitionsoffensive für Europa hilft den Griechen des 21. Jahrhunderts dabei, die Herausforderung „Innovation“ zu meistern.

Donnerkeile, Hadeskappe oder Dreizack: Die Zyklopen der griechischen Mythologie stellten für Kunden wie Zeus, Hades und Poseidon hochinnovative Produkte her, mit denen sogar die Titanen geschlagen werden konnten. Dabei kamen sie völlig ohne Außenfinanzierung aus. Doch genug der Mythen und Legenden. Im heutigen Griechenland sieht die Realität – wie überall auf der Welt – ganz anders aus.

Im Sommer 2015 ging der Europäische Fonds für strategische Investitionen (EFSI) im Rahmen der Investitionsoffensive für Europa an den Start, um die Investitionslücke in der EU zu schließen. Griechenland konnte den EFSI praktisch von der ersten Stunde an für sich nutzen.  Über Garantien und Zuweisungen aus dem EU-Haushalt und von der Europäischen Investitionsbank in Höhe von 21 Milliarden Euro ermöglicht die Initiative eine Ausweitung der Darlehensvergabe. Sie soll das risikobedingte Marktversagen korrigieren und europaweit Investitionen von insgesamt 315 Milliarden Euro mobilisieren. Scheint Ihnen dies so geheimnisvoll wie das Orakel von Delphi? Dann erfahren Sie in diesem Artikel, was der EFSI in der Realwirtschaft für die Menschen von Athen bis Thessaloniki konkret bewirkt.

Die Investitionsoffensive für Europa hat Investitionen in zahlreiche kleine und mittlere griechische Unternehmen angestoßen: Im Mai unterzeichnete der Europäische Investitionsfonds, der zur EIB-Gruppe gehört, eine Garantievereinbarung mit ProCredit. Über die nächsten zwei Jahre wird ProCredit Darlehen von 20 Millionen Euro für innovative griechische Unternehmen bereitstellen. Außerdem gingen EIB und EIF zwei Vereinbarungen mit Griechenlands Notenbank ein, um mehr als 1 Milliarde Euro für kleine Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich beteiligte sich die EIB mit 20 Millionen Euro am Diorama Hellenic Growth Fund, der Kapitalbeteiligungen an griechischen KMU mit hohem Wachstumspotenzial übernimmt.

EFSI in Griechenland: Klimaschutz

Zu den genehmigten Projekten gehören auch der Bau und Betrieb von drei Windparks in Griechenland mit einer Gesamtleistung von 50 MW. Dieses Vorhaben trägt zum Klimaziel der Bank und zur Verbesserung der Energiesicherheit in Europa bei: Die EIB möchte mindestens 25 Prozent ihrer Finanzierungen für Klimaschutzprojekte einsetzen und die EU strebt eine geringere Abhängigkeit von Energie an, die außerhalb ihres Gebiets erzeugt wird. Des Weiteren genehmigte die Bank 300 Millionen Euro für dringend erforderliche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an 14 Regionalflughäfen, die derzeit privatisiert werden. Von diesem Projekt profitieren u. a. so bekannte griechische Touristendestinationen wie Rhodos, Santorin, Kos und Kreta.

Hinzu kommen zahlreiche weitere Projekte, die die EIB im Laufe der Jahre in Griechenland gefördert hat. Dieses Jahr hat die Bank mit dem Investitionsteam für Griechenland erstmals ein länderspezifisches Team gebildet. Es besteht aus 30 Mitarbeitern der EIB-Gruppe, von denen rund die Hälfte im Büro der EIB in Athen arbeitet.

EFSI in Griechenland: In guten wie in schlechten Zeiten

„Keine Volkswirtschaft, kein Volk hat so gelitten wie das griechische“, sagte EIB-Präsident Werner Hoyer bei einer Veranstaltung Ende September, an der er zusammen mit Griechenlands Finanzminister Euklid Tsakalotos teilnahm.

„Griechenland sieht sich seit einigen Jahren großen Herausforderungen gegenüber. Die EIB als Bank der EU stand dem Land zur Seite und wird dies auch weiterhin tun. Schon vor dem Ausbruch der Krise war die EIB in Griechenland aktiv, und sie zog sich auch in schwierigen Zeiten nicht zurück. Vielmehr hat sie ihr Engagement noch verstärkt und Mittel für die Realwirtschaft bereitgestellt, als sie am dringendsten benötigt wurden.“

Der ehemalige Ökonomieprofessor und jetzige Minister Tsakalotos erklärte bei dieser Veranstaltung, wie wichtig die Rolle der EIB in Griechenland ist: „Geschäftsbanken tendieren zu einer prozyklischen Kreditvergabe: Sie verleihen großzügig Geld, wenn die Wirtschaft boomt. Sobald der Schwung nachlässt, drehen sie den Kredithahn jedoch zu. Nicht so die EIB: Sie stand Griechenland in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite.“

Und die EIB engagiert sich weiter – zum Beispiel in Nordgriechenland, das besonders stark von der Wirtschaftskrise gezeichnet ist: Bauern aus dieser Region, aber auch junge, arbeitslose Kreditnehmer sowie Kleinstunternehmen aus der grünen Wirtschaft können dank der Garantie des EIF bei lokalen Banken leichter ein Darlehen erhalten. Ähnliches gilt für das von hoher Jugendarbeitslosigkeit geplagte Kreta: Über eine lokale Bank hat die EIB 40 Millionen Euro auf der Insel bereitgestellt. Diese Mittel werden an Unternehmen aus der Tourismusbranche und anderen Sektoren weitergeleitet, die Arbeitsplätze für junge Menschen schaffen.

EFSI in Griechenland: Mehr Wettbewerbsfähigkeit

Anfang des Jahres hat die EIB ihre Handelsfinanzierungsfazilität im Volumen von 500 Millionen Euro zur Unterstützung griechischer Unternehmen verlängert. Damit möchte sie deren Wettbewerbsfähigkeit verbessern und ihre Rolle im internationalen Handel stärken. Die EIB unterstützte die Hellenic Foundation for Research and Innovation mit 180 Millionen Euro und schuf damit eine weitere Säule, oder vielmehr die unterste Basisplatte einer Säule, um Griechenlands Volkswirtschaft zu unterstützen. In den kommenden drei Jahren will die Stiftung begabte griechische Nachwuchswissenschaftler finanziell fördern und so das Forschungs- und Innovationspotenzial im Land halten. Diesen Herbst veröffentlicht sie ihre erste Aufforderung zur Einreichung von Forschungsvorschlägen.

Wir sind überzeugt: Das Land, das in der Antike die Demokratie, die Mathematik und ein ganzes Pantheon von Göttern erfand, wird auch in Zukunft Großartiges hervorbringen. Deshalb fördern wir Griechenlands Fähigkeit, innovative Ideen zu entwickeln, die Europa inspirieren und prägen werden. Seit 2008 hat die EIB Griechenland Darlehen und Garantien mit einem Volumen von mehr als 12 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Die derzeit ausstehenden EIB-Darlehen an Griechenland belaufen sich auf rund 18 Milliarden Euro – dies entspricht etwa 10 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts. Die EIB möchte bei Griechenlands neuer Blütezeit auf jeden Fall dabei sein!