Präsidentin Nadia Calviño eröffnete am 18. März auf der Europäischen Forschungs- und Innovationswoche in Brüssel das Panel „Tech Sovereignty: Empowering European Companies to Shape the Future“.

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Guten Tag,

es ist mir eine große Freude, heute hier zu sein und dieses Panel anzukündigen, denn es geht darin um eine der zentralen Herausforderungen, vor denen die Europäische Union im Moment steht: die technologische Souveränität. Es freut mich vor allem aus zwei Gründen, heute vor Ihnen zu stehen. Erstens, weil wir über Erfolge sprechen. Der Europäische Innovationsrat und der Europäische Forschungsrat sind zweifellos eine Erfolgsgeschichte der Europäischen Union. Sie sind ein Erfolg der Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission und so vielen Partnern, darunter die Europäische Investitionsbank. Das ist der zweite Grund, warum ich so stolz bin, heute hier zu sein. Als Vertreterin der Europäischen Investitionsbank freut es mich, dass Sie über eine der Top-Prioritäten der Bank für die Zukunft sprechen: Wie stellen wir sicher, dass die EU Vorreiterin bei neuen Technologien ist? Wie machen wir die grüne und digitale Wende, die wir gerade vollziehen, zu einem europäischen Erfolg?

Technologische Souveränität ist zweifellos eine Kernvoraussetzung, um die vor uns liegenden Aufgaben zu lösen. Gleichzeitig gibt sie uns die Chance, das Maximum aus dem aktuellen technologischen Wandel herauszuholen. Technologische Souveränität ist wichtig für Europas Zukunft und hat auch etwas mit wirtschaftlicher Sicherheit zu tun. Wie wir in den letzten Jahren erfahren haben, kommt es nicht nur darauf an, die Ideenführerschaft zu haben. Es geht auch um die industriellen Fähigkeiten, um Wertschöpfungsketten aufzubauen und dafür zu sorgen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa unter bestmöglichen Bedingungen darauf zugreifen können. Wir brauchen also nicht nur Forschung, nicht nur Innovation, sondern auch technische Fähigkeiten, Netto-Null-Technologien und Zugang zu kritischen Rohstoffen. Das alles war für uns vor wenigen Jahren noch selbstverständlich. Niemals hätten wir gedacht, dass wir eine europäische Strategie und Politik brauchen, um Europas Zukunft zu sichern.

Digitalisierung und technologische Innovation spielen auch mit Blick auf die Klimaziele eine wichtige Rolle. Die Europäische Investitionsbank hat ihren Status als Klimabank der EU gefestigt. Entsprechend wichtig ist es daher, dafür zu sorgen, dass wir die grüne Wende mit den neuen Technologien weiter vorantreiben können. Wie ich gerade sagte: Es reicht nicht, hervorragende Ideen zu haben. Wir müssen diese Ideen auch umsetzen. Wir brauchen die Finanzierungsinstrumente, um sie zu realisieren.

Heute werden sich viele Gespräche um das Thema Zuschüsse drehen; und um das Thema Kredite. Ich möchte noch ein weiteres Instrument ansprechen, das wir entwickelt haben – genauer gesagt der Europäische Investitionsfonds, unsere auf KMU und Scale-ups spezialisierte Tochter. Was ich meine, ist Venture-Kapital. Seit dem Jahr 2000 hat die Europäische Investitionsbank-Gruppe über 270 Milliarden Euro in Innovation investiert, und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette. In Forschung und Grundlagenforschung, in die Bereiche Cleantech, Bio- und Medtech und viele andere. Der Europäische Investitionsfonds ist mittlerweile der größte Risikokapitalinvestor in Europa und hat fast die Hälfte der europäischen Einhörner unterstützt, die in den letzten 15 Jahren entstanden sind.

Die Europäische Investitionsbank-Gruppe ist hervorragend aufgestellt, um im Bereich Innovation Spitzenleistungen in Europa zu fördern und innovativen Unternehmen zu helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Durch unsere Partnerschaft mit der Europäischen Kommission und unser technisches Know-how in den Beratungsdiensten können wir wirklich etwas bewegen. Dazu nur einige Beispiele: Letztes Jahr haben wir in ein polnisches Unternehmen investiert, das eine revolutionäre Technologie zur Krebserkennung entwickelt. Außerdem in ein Unternehmen aus Deutschland, das mithilfe künstlicher Intelligenz die medizinische Dokumentation erleichtert, und in einen spanischen Hersteller solarbetriebener Drohnen. Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten und viele interessante Entwicklungen, die wir mit unserer Partnerschaft fördern können.

Lassen Sie mich zuletzt noch auf den Europäischen Innovationsrat kommen, der zweifellos eine unserer Top-Prioritäten für die Zukunft ist. Wie Sie wahrscheinlich wissen, sind wir verantwortlich für die Investitionen des EIC-Fonds, also des Risikokapitalfonds des Europäischen Innovationsrats. Der Fonds investiert direkt in Deeptech-Start-ups, die das Potenzial haben, neue Märkte zu schaffen, aber hohe Risiken für öffentliche und private Investoren bergen. Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres haben wir bereits in einige der innovativsten disruptiven Sektoren investiert. Etwa in einen französischen Entwickler von Quantenprozessoren, dessen CEO meines Wissens heute bei der Veranstaltung dabei ist; in ein spanisches Unternehmen, das Software für Quantencomputer entwickelt, und in ein niederländisches Unternehmen für Industrieroboter. Und das sind nur einige der Investitionen aus den ersten zwei Monaten.

Zur Unterstützung aussichtsreicher europäischer Scale-ups ist die neue European Tech Champions Initiative entstanden, die wir mit Beiträgen verschiedener Mitgliedstaaten ins Leben gerufen haben. Mittlerweile wurden darüber bereits eine Milliarde Euro investiert und zahlreiche weitere Investitionen angestoßen. Wir müssen diese erfolgreiche Initiative weiter ausbauen, damit europäische Start-ups auch in der Wachstumsphase europäisch bleiben. Es ist mir wichtig, all dies zu betonen, weil ich glaube, dass wir angesichts so vieler geopolitischer Herausforderungen und so vieler Schwierigkeiten und Veränderungen um uns herum eine zentrale Botschaft nicht vergessen sollten. Nämlich, dass wir unser Handeln auf echte Erfolge stützen können – auf die fruchtbare Zusammenarbeit in der Europäischen Union, die uns viele Jahrzehnte des Wohlstands und des Wachstums beschert hat sowie ein besseres System und eine bessere Gesellschaft in Europa und weltweit. Ich denke daher, wir sollten mit Zuversicht nach vorne blicken und für das Europa von morgen auf dem aufbauen, was sich bewährt hat.

Mit diesem positiven Gedanken möchte ich schließen. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die bevorstehenden Gespräche. Vielen Dank!