Xiyan Chen, Maria-Doriana Gheorghe, Marianna Pyka, Cosimo Scoccianti und Tugay Ünlü, Studierende der Pariser Universität Sciences Po, haben am ersten Hackathon zur EIB-Klimaumfrage teilgenommen. Sie untersuchten, wie wirtschaftliche Not die öffentliche Einstellung zum Klimaschutz beeinflusst. In ihrer Studie mit dem Titel Economic conditions and public support for fair climate policies in Europe (Wirtschaftliche Bedingungen und öffentliche Unterstützung für eine faire Klimapolitik in Europa) untersuchen sie, ob Inflation, Ungleichheit und Arbeitsplatzunsicherheit die Unterstützung von Klimaschutz verringern oder nur den Fokus auf Fairness lenken. Ausgehend von Daten der EIB-Klimaumfrage und Eurostat-Indikatoren kommt das Team zu dem Ergebnis, dass das Gefühl von Fairness die Unterstützung stärker beeinflusst als wirtschaftlicher Druck. Die meisten Europäerinnen und Europäer favorisieren Regelungen und Maßnahmen, die die Verursacher belasten und Schwächere schützen.
Wo liegt der Fokus Ihrer Untersuchung? Welche Fragestellung hat Ihr Team untersucht?
Wir haben uns angesehen, inwiefern große wirtschaftliche Herausforderungen wie hohe Inflation, wachsende Ungleichheit und Arbeitsplatzunsicherheit beeinflussen, ob Menschen bereit sind, Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen, vor allem solche, die sozial fair gestaltet sind. Wir wollten wissen, ob den Bürgerinnen und Bürgern die Bekämpfung wirtschaftlicher Not wichtiger ist als der Klimaschutz oder ob sie diesen weiterhin unterstützen, solange die Kosten gerecht verteilt werden.
Welche Daten, die nicht von der EIB stammen, haben Sie verwendet? Und welche Fragen der EIB-Klimaumfrage waren für Ihre Ergebnisse am wichtigsten?
Externe Daten: Wir haben die einzelnen Antworten der EIB-Umfragen von 2019 bis 2024 mit aggregierten nationalen Daten von Eurostat kombiniert und dabei gesamtwirtschaftliche Indikatoren wie Inflation, den Gini-Koeffizienten (ein Maß für die Einkommensungleichheit) und die Arbeitslosenquote berücksichtigt.
Fragen der EIB-Umfrage: Wir haben uns auf Fragen zu wirtschaftlichen Ängsten und Fairness konzentriert. Einige der wichtigsten Indikatoren: Frage 1 (nach den wichtigsten Problemen des Landes, etwa Lebenshaltungskosten oder Arbeitslosigkeit), Frage 15 von 2020 (ob Klimapolitik auf Einkommensunterschiede eingehen sollte), Frage 21 von 2023 (zur Unterstützung von progressiven oder umverteilenden Klimasteuern), und Frage 18 von 2024 (Wer sollte die Kosten der Klimaanpassung tragen? Unternehmen, Reiche oder alle gleichermaßen?).
Wenn Sie nur 30 Sekunden Zeit hätten, mit einer Entscheiderin oder einem Journalisten zu sprechen, welche wichtigen Erkenntnisse über die öffentliche Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen würden Sie weitergeben?
1. Das Gefühl von Fairness ist wichtiger als wirtschaftliche Not: Unsere Analyse zeigt, dass wirtschaftlicher Druck die Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen nicht unbedingt verringert. Er verstärkt stattdessen aber die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit. Menschen, die sich wegen der Lebenshaltungskosten oder Arbeitslosigkeit Sorgen machen, unterstützen den Klimaschutz sogar stärker, vorausgesetzt die Regelungen sind fair.
2. Starke öffentliche Unterstützung für „Verursacher zahlt“: Die meisten Europäerinnen und Europäer sagen, die Unternehmen und Branchen mit den meisten Emissionen sollen auch die Kosten der Klimaanpassung tragen. Der Erfolg von Klimapolitik hängt maßgeblich davon ab, Fairness-Mechanismen wie progressive Steuern oder gezielte Rabatte vorzusehen und das der Öffentlichkeit auch klar zu kommunizieren.