Uganda leidet unter einer schweren Energiekrise. Nach einer in den letzten Jahren durchgeführten umfassenden Reform des Stromsektors wird das Land von mehreren internationalen Finanzierungsinstitutionen beim Ausbau der Infrastruktur in diesem Sektor und bei der Deckung der hohen Kosten für Kraftstoffimporte die gegenwärtig für den Notfallbetrieb von Wärmekraftwerken gebraucht werden, unterstützt. Vor diesem Hintergrund stellt das Bujagali-Projekt, das ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 250 MW und einen Damm am Nil – etwa 70 km östlich von Kampala und 10 km von der Stelle entfernt, wo der Nil aus dem Viktoriasee fließt – umfasst, eine vorrangige nationale Aufgabe dar.

Das Bujagali-Wasserkraftwerk wird Wasser verwenden, das bereits für die Stromerzeugung in einem Wasserkraftwerk an den Nalubaale-Kiira-Staudämmen nilaufwärts genutzt wurde. Es wird Strom aus einem einheimischen, erneuerbaren Energieträger mit geringen CO2-Emissionen erzeugen. Das Vorhaben wird dazu beitragen, die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in einer Zeit schnell wachsender Inlandsnachfrage zu erhöhen und die hohen Brennstoffkosten sowie die Luftverschmutzung und den CO2-Ausstoß zu verringern, da ein Ersatz für die Notstromerzeugung durch Wärmekraftwerke geschaffen wird.

Den Bewohnern des Gebiets um den Projektstandort werden durch das Projekt Verbesserungen im Wohnungsbau, bei der Wasserversorgung, im Schulbereich und im Gesundheitswesen zugute kommen. Das Projekt wird darüber hinaus Beschäftigungsmöglichkeiten in der Bauphase und während des Kraftwerksbetriebs eröffnen. Es wird die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Aktivitäten in Uganda verbessern und dazu beitragen, dass es in Dürreperioden seltener zu einer gravierenden Lähmung der Wirtschaft kommt.

Die Bewertung der ökologischen und sozialen Auswirkungen des Projekts wurde von einer internationalen Gruppe von Umwelt- und Sozialexperten vorgenommen und durch Fachleute aus sieben internationalen Finanzierungsinstitutionen einschließlich der EIB überprüft. Umfassende Beratungen, mit deren Überwachung eine unabhängige NGO beauftragt wurde, wurden mit Vertretern der örtlichen Gemeinden sowie nationalen Anspruchsgruppen einschließlich NGO durchgeführt, um Ausgleichsmaßnahmen aufgrund rechtlicher Aspekte festzulegen. Insgesamt sind 5 158 Personen von dem Projekt betroffen. Hinsichtlich Enteignungen und Umsiedlung schneidet das Projekt im internationalen Vergleich mit ähnlichen Vorhaben gut ab. Bei der Wirtschaftlichkeitsstudie zu dem Projekt und dem Vergleich mit anderen Lösungen wurden alle in Frage kommenden Alternativen für den Stromsektor Ugandas berücksichtigt. Diese Studie sowie die Bewertung der ökologischen und sozialen Auswirkungen des Projekts und der Aktionsplan für Umsiedlung und dörfliche Entwicklung sind öffentlich zugänglich .

Mit der Entwicklung des Projekts wurde Ende der 1990er Jahre begonnen. Bei der Projektprüfung arbeitet die EIB eng mit anderen großen internationalen Finanzierungsinstitutionen einschließlich der Weltbankgruppe  (IDA und IFC) zusammen. Bei ihrer Projektprüfung beachtet die EIB die politischen Ziele und rechtlichen Bestimmungen der EU und orientiert sich außerdem an internationalen Beispielen guter Praxis wie auch an den Empfehlungen der Weltkommission für Staudämme.

Träger des Bujagali-Projekts ist an erster Stelle die Regierung von Uganda. Nach der Entscheidung für eine öffentlich-private Partnerschaft hat sie private Geldgeber aufgefordert, die Bauarbeiten, die Eigentümerschaft und den Betrieb des Projekts zu übernehmen.

Unter Berücksichtigung dieser Einzelheiten und in Einklang mit der Rolle der EIB für die Partnerschaft zwischen den AKP-Ländern  und der EU hat der Verwaltungsrat der EIB das Projekt genehmigt. Dabei hat er die erste Auszahlung der EIB davon abhängig gemacht, dass der Finanzierungsplan abgeschlossen und die endgültige Bewertung der ökologischen und sozialen Auswirkungen des Projekts für die Bank akzeptabel ist. Weiterhin hat der Verwaltungsrat festgelegt, dass die Auszahlungen entsprechend denen der anderen Kofinanziers, insbesondere der Weltbankgruppe, erfolgen sollen, damit Empfehlungen, die in Zukunft eventuell von den Inspektoren der Weltbank ausgesprochen werden, einheitlich angewandt und im Projekt umfassend berücksichtigt werden. Anfang März reichte eine Gruppe von ugandischen NGOs eine Beschwerde gegen das Projekt bei den Weltbankinspektoren ein, in der sie insbesondere auf Umweltprobleme abstellten. Die Inspektoren beschlossen, das Vorhaben in Anbetracht dieser Beschwerde noch eingehender zu überprüfen.