Das Projekt
Das Projekt betrifft die Erschließung von zwei großen Erdölvorkommen, die im Agri-Tal im südlichen Apennin rund 30 km südlich von Potenza liegen (Region Basilikata). Die Ölfelder erstrecken sich über zwei Konzessionen (Grumento Nova und Volturino), an denen die ENI und die Enterprise Oil beteiligt sind.
Die kommerzielle Förderung im Agri-Tal begann im April 1996. Das geförderte Öl wird derzeit über die neue Pipeline zwischen Monte Alpi und Tarent zur dortigen Raffinerie der AGIP Petroli transportiert, während das Erdölbegleitgas in das inländische Übertragungsnetz eingespeist wird.
Finanzierungsbeschluss der EIB
Im März 2000 genehmigte der Verwaltungsrat der EIB ein Darlehen über 200 Mio EUR an die ENI zur Erschließung der beiden Festlands-Ölvorkommen im Agri-Tal. Der Hauptgrund für den Finanzierungsbeitrag der Bank war der Standort des Projekts in Süditalien, einer Ziel-1-Region. Das Vorhaben kam daher gemäß dem vorrangigen EIB-Finanzierungsziel der Förderung der Entwicklung von benachteiligten Regionen für eine Finanzierung in Betracht. Das Projekt trägt darüber hinaus zur Umsetzung der Politik der Europäischen Union bei, die auf die Förderung der Nutzung einheimischer Energieressourcen abzielt.
Das EIB-Darlehen, das vollständig ausgezahlt wurde, stellt eine wesentliche Weiterentwicklung von Projekten dar, die schon zuvor in den Jahren 1994, 1996 und 1998 von der Bank für die Erschließung der Vorkommen im Agri-Tal durch ENI und Enterprise Oil finanziert wurden.
Projektdurchführung
Für die Erschließung der Konzessionen und die Errichtung des Ölaufbereitungszentrums sowie den Bau der Pipeline wurden formelle Umweltverträglichkeitsprüfungen und ein Umweltmanagement plan von der ENI erstellt, die einem öffentlichen Anhörungsverfahren unterzogen und den regionalen Behörden sowie dem Umweltministerium gemäß den nationalen und den EU-Bestimmungen zur Prüfung vorgelegt wurden.
Die Bohrstandorte wurden einem sorgfältigen Auswahlprozess unterzogen, dessen Ergebnis von der Region genehmigt wurde. Vor allem der ursprüngliche Plan für die Bohrungen wurde weiter optimiert, so dass alle neuen Bohrlöcher außerhalb der ökologisch sensiblen Gebiete Serra di Cavallo und Monte Volturino liegen werden, die als „Natura 2000“-Gebiete vorgeschlagen sind.
Der Umweltmanagementplan sieht zum Schutz des kulturellen Erbes der Region während der Verlegung der Pipeline die Unterstützung durch qualifizierte Archäologen vor. Durch die Überwachung der Arbeiten kam es zu zahlreichen archäologischen Funden. Andere Maßnahmen im Rahmen des Umweltmanagementplans umfassen Wiederaufforstungsprojekte sowie Notfallpläne.
Nach ausführlichen öffentlichen Anhörungen (über einen Zeitraum von zirka zweieinhalb Jahren) wurde ein Dreiparteienvertrag zwischen der Region, der italienischen Regierung und dem Projektträger unterzeichnet, in dem alle während der Durchführung und des Betriebs des Projekts einzuhaltenden Umweltschutz- und ökologischen Kompensationsmaßnahmen festgelegt wurden.
Entsprechend der Vereinbarung mit der Region Basilikata erteilte das italienische Umweltministerium 1999 eine positive UVP-Bewertung, die die Erschließung der Ölfelder und die Erweiterung des Ölaufbereitungszentrums gestattete. Die Prüfung umfasste die besonderen Umweltverträglichkeitsaspekte des Projekts ebenso wie mögliche Auswirkungen auf die Wasserreserven und die Gebiete, die für eine Einstufung als Nationalpark vorgeschlagen sind.
Ökologische Ausgleichsmaßnahmen und Regionalentwicklung
ENI und Enterprise Oil haben eine Reihe von Verträgen mit den Behörden der Region Basilikata geschlossen, deren Ziel ökologische Ausgleichsmaßnahmen ergänzend zum Umweltmanagementplan, die Einrichtung eines integrierten Umweltüberwachungssystems und die Förderung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung der Region sind.
Die ergänzenden Maßnahmen zur Milderung der Umweltauswirkungen umfassen unter anderem ein integriertes Umweltüberwachungssystem, Luftemissionskontrollen, eine sensorische Fernüberwachung der seismischen Aktivität und eine biologische Überwachung (Bio-Monitoring). Der Aufbau des Systems ist derzeit im Gange. Die ENI hat eine Luftüberwachungsstation sowie mehrere seismische Messstationen errichtet. Die aufgezeichneten Daten über die Luftqualität, die Tagesproduktion und die für die Region aufgelaufenen Lizenzgebühren werden an Online-Terminals im ENI-Ölaufbereitungszentrum und dem Hauptbüro der Region übermittelt.
Eine direkte finanzielle Unterstützung in Höhe von 165 Mio EUR für die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung der Region in den kommenden 15 Jahren wurde ebenfalls vereinbart. Darüber hinaus wurde eine Vereinbarung zwischen der italienischen Regierung und der Region Basilikata unterzeichnet, die Lizenzgebühren für die Öl- und Gasproduktion und Zusagen in Bezug auf Infrastrukturinvestitionen in der Region vorsieht. Der positive Nutzeffekt aus den geplanten direkten Beiträgen und den Lizenzgebühren für die Region würde sich während der Nutzungsdauer des Projekts auf insgesamt 1,5 USD pro Barrel belaufen.
Überwachung des Projekts durch die EIB
Die Bank überwacht die Durchführung des Projekts und die Einhaltung des Umweltmanagementplans entsprechend ihren üblichen Verfahren. Eine im Mai 2002 vor Ort durchgeführte Überprüfung bestätigte, dass das Projekt die Kriterien, anhand derer die EIB ihre Entscheidung zugunsten seiner Finanzierung getroffen hat, nach wie vor erfüllt.
Die Notfallpläne des Projekts wurden von der EIB geprüft. Als es im Frühjahr 2002 zu Ölverschmutzungen (wenngleich nur in begrenztem Umfang) in der Region kam, wurden die zuständigen Behörden und die EIB unverzüglich informiert. Die ENI aktivierte ihren Aktionsplan für den Fall von Ölleckagen und implementierte alle gesetzlich erforderlichen Maßnahmen, um die Kontaminierungen möglichst einzudämmen und das verschmutzte Gebiet wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Die Wasser- und Bodenüberwachung wurde in Anwesenheit von Ingenieuren und Funktionären der Region durchgeführt, mit denen die ENI derzeit einen koordinierten regionalen Notfallplan entwickelt. In Abhängigkeit von der Analyse der potenziellen restlichen Auswirkungen des Ölaustritts wird die Notwendigkeit von Milderungsmaßnahmen bewertet und ein endgültiger Wiederherstellungsplan vereinbart werden.
Dialog mit Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs)
Die Bank führt einen aktiven Dialog mit Nicht-Regierungsorganisationen, die ein besonderes Interesse am Agri-Tal-Projekt gezeigt haben. Mitarbeiter der EIB nahmen am 10. April 2002 an einem Rundtischgespräch in Rom teil, das von der „Campagna per la riforma della Banca Mondiale“ (Kampagne zur Reform der Weltbank) organisiert wurde, um neben anderen Themen auch über das Projekt zu diskutieren. Die NGOs und die EIB führen derzeit eine Korrespondenz über besonders problematische Aspekte des Projekts, darunter die Ergebnisse des oben erwähnten Kontrollbesuchs vor Ort.
Weitere Details
Am Eingang des Ölaufbereitungszentrums und am Hauptbüro der Regionalverwaltung wurden Online-Terminals installiert, über die laufend Informationen über das Projekt angezeigt werden. Darüber hinaus werden mindestens alle sechs Monate weitere detaillierte Informationen über das Projekt durch Pressemitteilungen der ENI bekannt gegeben.
Darüber hinaus hat die EIB dem Projektträger angesichts des anhaltenden öffentlichen Interesses empfohlen, die Unterlagen über die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt auf seiner Website zu veröffentlichen.
Aktualisierung: 8. Dezember 2008
Das Projekt wurde in mehreren Phasen durchgeführt. Im Jahr 1996 begann die Förderung. Die Vollproduktion wurde 2005 aufgenommen, nachdem das Ölaufbereitungszentrums mit einer Verarbeitungskapazität von 104 000 Barrel Öl pro Tag im September 2004 fertig gestellt worden war. Das Bohrprogramm läuft nach wie vor, da sich die Niederbringung einer Reihe der ursprünglich geplanten Bohrlöcher infolge eines langwierigen Genehmigungsprozesses verzögert hat. Die Gesamtinvestitionskosten werden auf 1,54 Mrd EUR veranschlagt.
Das im Agri-Tal geförderte Öl wird mittels unterirdischer Leitungen gesammelt, im Ölaufbereitungszentrum verarbeitet und über eine Pipeline zur Raffinerie in Tarent transportiert. Die aktuelle Produktion liegt bei rund 93 000 Barrel Öl pro Tag, was etwa 75% der einheimischen Ölproduktion Italiens und 4% der EU-Eigenproduktion entspricht.
Die kumulierte Ölproduktion per Ende September 2008 wird auf 220 Mio Barrel Öl und 5,0 Mrd m3 Erdölbegleitgas geschätzt. Die aufgezeichneten Daten über die Luftqualität, die Tagesproduktion und die für die Region aufgelaufenen Lizenzgebühren werden an Online-Terminals im Ölaufbereitungszentrum und am Hauptbüro der Region Basilikata übermittelt und dort angezeigt. (Siehe auch: http://www.basilicatanet.it/eni/datiEni.asp?Dati=1). Die Durchführungsvereinbarungen zwischen dem Projektträger und der Region hinsichtlich ökologischer Kompensationsmaßnahmen und der Förderung der regionalen Entwicklung werden umgesetzt.