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Drei multilaterale Entwicklungsbanken (MDBs) haben gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die neue „Health Impact Investment Platform“ aus der Taufe gehoben – ein Meilenstein in der Finanzierung einer besseren klima- und krisenresilienten Basisgesundheitsversorgung in Ländern mit niedrigem und niedrigem bis mittleren Einkommen.

Die Plattform für wirkungsstarke Gesundheitsinvestitionen wurde auf dem Gipfel für einen neuen globalen Finanzierungspakt in Paris gestartet. Sie wird diesen Ländern zunächst 1,5 Milliarden Euro an zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen bereitstellen, damit sie ihre Primärversorgung vor allem für unterversorgte und die schwächsten Bevölkerungsgruppen und Gemeinschaften ausbauen können.

Die Gründungsmitglieder der Plattform sind die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), die Europäische Investitionsbank (EIB), die Islamische Entwicklungsbank (IsDB) und die WHO. Weil es sich hier um eine globale Mammutaufgabe handelt, erwägt auch die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) eine Beteiligung. Damit wären Lateinamerika und die Karibik mit im Boot.

Die WHO fungiert als strategischer Koordinator der Plattform und zeichnet für die Abstimmung der Finanzierungsentscheidungen mit nationalen Gesundheitsprioritäten und -strategien verantwortlich. Das Sekretariat der Plattform hilft den Ländern bei der Aufstellung und Priorisierung von Investitionsplänen für die primäre Gesundheitsversorgung. Außerdem soll sie als Katalysator weitergehende Investitionen in die Primärversorgung mobilisieren, um Gesundheitsstrategien zu unterstützen.

Laut WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus verbessert ein Ansatz, der von der Primärversorgung ausgeht, Gesundheit und Wohlergehen am wirksamsten, nicht zuletzt durch eine Basisversorgung für alle. Er ist der Schlüssel zur universellen Gesundheitsversorgung, einem der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Die Führungsspitzen der Welt verpflichteten sich 2015, bis 2030 den Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten sowie unentbehrlichen Medikamenten und Impfstoffen für alle zu verwirklichen.

Der Generaldirektor weiter: „Rund 90 Prozent aller grundlegenden Gesundheitsdienste können über die Primärversorgung erbracht werden – vor Ort, in den Dörfern, durch Gesundheitsfachkräfte, ärztliches und Pflegepersonal, in lokalen Praxen. Die primäre Gesundheitsversorgung deckt ein breites Spektrum ab, auch die Rehabilitation. Durch ihre Aufklärungs- und Präventionsarbeit werden teure sekundäre und tertiäre Leistungen nicht oder erst später erforderlich. Sie ist „Auge und Ohr“ der Gesundheitssysteme, weil sie die Menschen dort erreicht, wo sie leben. Die neue Plattform wird den Ausbau der Primärversorgung vorantreiben – eine unschätzbare Investition in die Gesundheit der Menschen heute und morgen.“

Auch die Partnerentwicklungsbanken, so EIB-Präsident Werner Hoyer, unterstützen die Länder bei diesem Ausbau ihrer Primärversorgung, um die Gesundheit der Menschen zu fördern und sie vor künftigen Gesundheitsnotständen zu schützen.

Hoyer weiter: „Corona hat gezeigt, welchen Schaden Menschen und Volkswirtschaften nehmen, wenn wir nicht in grundlegende Gesundheitsdienste investieren. Durch ihre Zusammenarbeit auf der neuen Plattform sorgen die multilateralen Entwicklungsbanken dafür, dass hilfsbedürftige Länder besser in der Lage sind, eine resiliente Primärversorgung aufzubauen, die den Schockwellen künftiger Gesundheitskrisen standhält und die Menschen und Volkswirtschaften auch morgen schützt. Unsere bisherige Zusammenarbeit mit der WHO beweist es. Die Plattform erleichtert den Schwächsten den Zugang zu wichtigen internationalen Finanzierungen. Sie ist eine konkrete Antwort auf den Aufruf von Staatspräsident Macron, die internationale finanzielle Solidarität mit dem Globalen Süden zu stärken.“

Schon vor der Coronapandemie schätzte die WHO, dass Länder mit niedrigem und niedrigem bis mittlerem Einkommen ihre Gesundheitsausgaben erheblich steigern müssen, um die UN-Gesundheitsziele zu realisieren. Sie bezifferte den Bedarf bis 2030 insgesamt auf zusätzliche 371 Milliarden US-Dollar pro Jahr – für den Zugang zu Gesundheitsdiensten, um neue Einrichtungen zu bauen oder medizinische Fachkräfte auszubilden und an Ort und Stelle zu bringen. Die Vorbereitung auf künftige Pandemien verlangt Investitionen, die auf etwa 31,1 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt werden. Rund ein Drittel davon müssten aus internationalen Quellen kommen. Die katalytischen Finanzierungen der Plattform sollen außerdem die Mobilisierung und Koordinierung breiterer Finanzierungsströme durch nationale Investitionspläne für die Primärversorgung fördern.

Die neue Plattform baut auf den Erfahrungen mit der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Ländern, multilateralen Organisationen und Entwicklungsbanken während der Coronapandemie auf. So arbeiteten WHO, EIB und Europäische Kommission eng mit Angola, Äthiopien und Ruanda zusammen, um die Gesundheitssysteme zu stärken. Ob als eigenständige Programme oder Teil der nationalen Antwort auf die Pandemie: Es gelang, technische Hilfe, Zuschüsse und Investitionen mit günstigen Konditionen zu mobilisieren und so die Primärversorgung auszubauen.

Muhammad Al Jasser, Präsident der Islamischen Entwicklungsbank: „Wenn wir bis 2030 eine universelle Gesundheitsversorgung erreichen wollen, müssen mehr Investitionen in die Gesundheit für Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen und Länder Vorrang haben. Die Islamische Entwicklungsbank macht sich für Zusammenarbeit stark, um wirkungsvolle Ergebnisse zu erzielen und eine hochwertige und bezahlbare Primärversorgung für alle zu verwirklichen.“

Akinwumi A. Adesina, Präsident der Afrikanischen-Entwicklungsbank-Gruppe: „Unsere Zusammenarbeit dient den Ländern als Leitplanke für ihre Investitionen in eine bessere Primärversorgung, ein stärkeres Gesundheitswesen und den Ausbau einer universellen Gesundheitsversorgung. Damit können sie Gesundheitsnotständen besser vorbeugen oder sich auf sie vorbereiten und auf sie reagieren. Wir werden mit jedem einzelnen Land Lücken im Gesundheitssystem ausfindig machen, Maßnahmen und Investitionsstrategien konzipieren, Finanzierungen suchen, Projekte umsetzen und ihre Wirkung überwachen.“

Ilan Goldfajn, Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank: „Gesundheit und Wohlbefinden sind gemeinsame Ziele, die wir weltweit teilen. Um sie zu verwirklichen, müssen Länder und Institutionen zusammenarbeiten. Wir sind überzeugt: Der Schlüssel zu einer universellen Gesundheitsversorgung liegt in Zusammenarbeit – zwischen Ländern, aber auch zwischen Regierungen und dem Privatsektor. Wir sind uns der globalen Ausrichtung dieser Plattform bewusst und stehen deshalb in Gesprächen mit anderen Stakeholdern, damit auch Lateinamerika und die Karibik profitieren. Deshalb rufen wir unsere Partner dazu auf, bei dieser globalen Investitionsplattform mitzumachen.“

Hintergrundinformationen

Die Afrikanische-Entwicklungsbank-Gruppe

Die Afrikanische-Entwicklungsbank-Gruppe (AfDB) ist Afrikas führende Entwicklungsfinanzierungsinstitution. Sie umfasst drei eigenständige Einrichtungen: die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), den Afrikanischen Entwicklungsfonds (ADF) und den Nigeria-Sonderfonds (NTF). Über Vertretungen in 37 afrikanischen Ländern und ein Außenbüro in Japan fördert die AfDB die wirtschaftliche Entwicklung und den sozialen Fortschritt ihrer 54 Mitgliedstaaten der Region. https://www.afdb.org/en

Die Europäische Investitionsbank

Schwerpunkte der EIB sind Klima und Umwelt, Entwicklung, Innovation und Wissen, kleine und mittlere Unternehmen sowie Infrastruktur und Kohäsion. Die EIB arbeitet eng mit anderen Institutionen zusammen und hat seit ihrer ersten Finanzierung im Gesundheitssektor 1997 weltweit über 42 Milliarden Euro für Gesundheitsprojekte bereitgestellt.

Die Interamerikanische Entwicklungsbank

Die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben der Menschen zu verbessern. Sie wurde 1959 gegründet und ist die führende langfristig orientierte Finanzierungseinrichtung für die wirtschaftliche, soziale und institutionelle Entwicklung in Lateinamerika und der Karibik. Die IDB führt auch wichtige Forschungsarbeiten durch und bietet dem öffentlichen und privaten Sektor in der Region strategische Beratung sowie technische Hilfe und Schulungsangebote. Virtuelle Tour

Die Islamische Entwicklungsbank

Die Islamische Entwicklungsbank (IsDB) ist eine multilaterale Entwicklungsbank, die sich seit über 49 Jahren für bessere Lebensbedingungen einsetzt. Von den großen Ratingagenturen wird sie mit AAA eingestuft. Sie ist in 57 Mitgliedstaaten auf vier Kontinenten aktiv und hat bereits ein Fünftel aller Menschen erreicht. Die Aufgabe der IsDB ist es, Menschen in die Lage zu versetzen, sich aus eigener Kraft wirtschaftlich und gesellschaftlich weiterzuentwickeln. Dafür stellt sie ihnen die notwendige Infrastruktur bereit. Neben ihrem Sitz im saudi-arabischen Dschidda hat die IsDB regionale Niederlassungen und Exzellenzzentren in elf ihrer Mitgliedstaaten. Mit der Zeit wurde aus der einzelnen Bank eine Gruppe mit fünf Einrichtungen: Islamische Entwicklungsbank (IsDB), Islamic Development Bank Institute (IsDBI) für Forschung und Schulungen, Islamic Corporation for the Insurance of Investment and Export Credit (ICIEC), Islamic Corporation for the Development of the Private Sector (ICD) und International Islamic Trade Finance Corporation (ITFC). https://www.isdb.org/

Die Weltgesundheitsorganisation

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Sonderorganisation der Vereinten Nationen für die öffentliche Gesundheit. Die zwischenstaatliche Organisation arbeitet mit ihren Mitgliedstaaten, in der Regel über deren Gesundheitsministerien, zusammen. Die WHO ist federführend in globalen Gesundheitsfragen, in der Agenda der Gesundheitsforschung, der Festsetzung von Normen und Standards, der Aufstellung evidenzbasierter Grundsatzoptionen, der technischen Hilfe für Länder und der Überwachung und Beurteilung von Gesundheitstrends. Mehr Informationen unter www.who.int