Serge Godard, Präsident des Verkehrsverbundes für den Großraum Clermont-Ferrand (Syndicat Mixte de Transport en Commun de l'agglomération clermontoise - SMTC), und  Philippe de Fontaine Vive, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), haben am 29.10.2004 den Finanzierungsvertrag für den Bau einer Straßenbahnlinie in Clermont-Ferrand unterzeichnet.

An der Finanzierungsoperation sind als zwischengeschaltete Institute drei große Partnerbanken des SMTC - Dexia Crédit Local, die Crédit Agricole-Gruppe und die Gruppe Caisses d'Épargne -gemeinsam mit der Caisse des Dépôts et Consignations beteiligt.

Die Straßenbahnlinie ist die erste der zwei Hauptachsen, die im städtischen Verkehrsleitplan empfohlen werden. Ziel des Plans ist es, den Verkehr optimal zu organisieren, gleichzeitig aber auch die Lebensqualität zu bewahren und allen Einwohnern die gleiche Mobilität zu garantieren. Die zweite, von Osten nach Westen verlaufende Achse (Leo 2000) ist Gegenstand eines dreijährigen Pilotversuchs. Dabei wird zu Testzwecken ein Tram-Bus (auf einer Spur optisch geführter gummibereifter Triebwagen) auf einer eigenen Trasse im Stadtzentrum eingesetzt.

Die Straßenbahnlinie für den Großraum Clermont-Ferrand verläuft auf einer 14 km langen Strecke von La Plaine im Norden zum SNCF-Bahnhof von La Pardieu im Süden und wird mit 31 Haltepunkten die wichtigsten Einrichtungen der Stadt miteinander verbinden. Sie wird in einem Umkreis von jeweils 500 Metern um die Haltepunkte 75 500 Einwohner, 54 000 Arbeitnehmer sowie 17 000 Schüler und Studenten bedienen (dies entspricht 29% der Bevölkerung, 41% der Arbeitsplätze im Einzugsbereich des Öffentlichen Nahverkehrs und 63% der Schüler und Studenten sowie 80% der Betten der öffentlichen und privaten Krankenhäuser). Die Straßenbahn wird an das Bahnnetz der SNCF in La Pardieu angeschlossen werden, und mittelfristig ist ein weiterer Anschluss in Les Gravanches geplant.

Da die Europäische Investitionsbank die Aufgabe hat, Projekte zu unterstützen, die zum Umweltschutz und zur Verbesserung der Lebensqualität insbesondere in den Städten beitragen, hat ihr Verwaltungsrat den Antrag des SMTC genehmigt und dem Verkehrsverbund einen ersten Finanzierungsbeitrag von 120 Mio EUR für den Bau der Straßenbahn zur Verfügung gestellt.  Im Rahmen dieser Operation erhielt der SMTC ein direktes Darlehen in Höhe von 30 Mio EUR. Der verbleibende Betrag wird unter Zwischenschaltung der Dexia und des Crédit Agricole zur Verfügung gestellt, die durch die Zusammenarbeit mit der EIB ihre Finanzierungskonditionen verbessern können. Weitere 35,7 Mio EUR werden über die Caisses d'Épargne geleitet. Diese ergänzenden Mittel wurden im Rahmen des Programms für nachhaltigen Nahverkehr bereitgestellt, das gemeinsam mit der EIB ausgearbeitet und am 23.9.2004 von dem für Verkehr und Meeresangelegenheiten zuständigen Staatssekretariat ratifiziert wurde.

Die EIB finanziert Vorhaben des öffentlichen Nahverkehrs auf eigener Trasse im Rahmen ihres vorrangigen Ziels der nachhaltigen Stadtentwicklung. Schwerpunkte sind dabei die Verringerung von Umweltbelastungen und die Erhöhung der Lebensqualität bei gleichzeitiger Unterstützung der Wirtschaftsentwicklung der Städte.

In den vergangenen 5 Jahren hat die EIB den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in der gesamten Europäischen Union mit mehr als 11 Mrd EUR unterstützt. Sie hat sich an der Finanzierung von U-Bahnen und Straßenbahnen u.a. in Athen, Alicante, Barcelona, Bilbao, Brüssel, Berlin, Valencia, Lissabon, Madrid, München, Düsseldorf, London, Manchester, Sheffield, Dublin, Budapest und Prag beteiligt.  Für Nahverkehrsvorhaben in Frankreich hat die EIB in 10 Jahren nahezu 2,2 Mrd EUR zur Verfügung gestellt, die insbesondere den öffentlichen Nahverkehr auf eigener Trasse in Lyon, Montpellier, Mulhouse, Nancy, Nantes, Orléans, Rennes, St Etienne, Strasbourg, Toulouse und  Valenciennes betrafen.