Anlässlich der Eröffnung der Konferenz der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Casablanca (Marokko) zum Thema Die Unternehmensentwicklung, ein wesentlicher Faktor für die marokkanische Wirtschaft forderte EIB-Vizepräsident Philippe de Fontaine Vive - in dessen Zuständigkeitsbereich die FEMIP fällt - eine weitere Verstärkung der Förderung des privaten Sektors in den Partnerländern des Mittelmeerraums im Rahmen der Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer (FEMIP) der Bank.

Abderrazak El-Mossadeq, Ministre délégué auprès du Premier Ministre en charge des affaires économiques et de la mise à niveau (delegierter Minister für wirtschaftliche Fragen und Modernisierung), hieß die Teilnehmer der Konferenz im Namen der marokkanischen Regierung willkommen und begrüßte es, dass diese Konferenz zu einem Zeitpunkt stattfindet, zu dem seine Regierung entschlossen eine Politik der Anpassung der marokkanischen Unternehmen verfolgt. Er betonte die Bedeutung dieses Ereignisses für das Königreich Marokko, die darin zum Ausdruck komme, dass sie unter der hohen Schirmherrschaft seiner Majestät des Königs Mohammed VI steht.

Die Konferenz wurde in Zusammenarbeit mit der Confédération Générale des Entreprises du Maroc (CGEM) und dank dem persönlichen Einsatz von deren Präsident, Hassan Chami, abgehalten.

Abderrazak El-Mossadeq gab zu Beginn der Konferenz einen Überblick über die Maßnahmen, die die Regierung im Rahmen des Programms zur Anpassung der Wirtschaft Marokkos ergriffen hat. Diese sehr konkreten Maßnahmen sollen die marokkanischen Unternehmen auf den Druck des internationalen Wettbewerbs vorbereiten, der angesichts der Schaffung einer Freihandelszone mit der Union bis zum Jahr 2010 zu erwarten ist. Über die FEMIP hinausgehend ist auch die Europäische Kommission bereit, diesen Prozess zu unterstützen. Dies kündigte Sean Doyle, Botschafter, Leiter der Delegation der Europäischen Kommission in Marokko, an. Jean Lemmiere, Präsident der EBWE, stützte sich auf die langjährigen Erfahrungen der Übergangsländer und unterstrich die Notwendigkeit der Modernisierung der Wirtschaften der betreffenden Länder und der Durchführung der Strukturreformen, die im Hinblick auf Wachstum und ausländische Investitionen in Marokko erforderlich sind.

Théodore N'Kodo, Vizepräsident der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), gab einen Überblick über die Politik und die Bank- und Finanzinstrumente der AfDB zur Förderung des privaten Sektors. Chorfi, Directeur du Trésor marocain (Leiter des marokkanischen Schatzamts), beschrieb die bereits laufenden und die geplanten Reformen und die Aussichten für eine auf Wachstum ausgerichtete Politik. Diese Politik bezieht auch den marokkanischen Bankensektor mit ein, der sich derzeit auf eine vollständige Öffnung für den freien internationalen Wettbewerb vorbereitet. Hierauf wiesen Chaïbaïnou, Generaldirektor des Groupement Professionnel des Banques du Maroc (GPBM), und Amyn Alami, Vorstandsvorsitzender der Caisse de Dépôt et de Gestion du Maroc (CFG-Gruppe),hin.

In diesem Zusammenhang haben die CDG (Caisse de Dépôt et de Gestion) und die EIB am Rande der Konferenz eine Absichtserklärung unterzeichnet. Danach werden sie gemeinsam die Errichtung eines neuen Investitionsfonds prüfen mit dem Ziel, ein professionell strukturiertes Angebot an Mezzanine-Finanzierungen (1) für marokkanische Unternehmen aufzubauen und gleichzeitig neue Investitionen zu fördern und Synergien im Finanzbereich im Mittelmeerraum zu nutzen.

In seiner Abschlussrede bemerkte Philippe de Fontaine Vive: « Seit März 2002 hat die Bank Darlehen im Gesamtbetrag von 3,7 Mrd EUR bereitgestellt, die fast allen Partnerländern des Mittelmeerraums zugute kommen. Angesichts der derzeit in der Region herrschenden politischen Spannungen ist die Stärkung der Partnerschaft Europa-Mittelmeer und die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung der Region notwendiger denn je. In diesem Zusammenhang stellt die verstärkte FEMIP das Schlüsselinstrument für eine enge Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Partnern dar.

Die Mittelmeerpartnerländer sind in die Tätigkeit im Rahmen der FEMIP einbezogen, und zwar durch ihre Beteiligung am Ministerausschuss und an den vorbereitenden Expertentreffen. Auch die Eröffnung von Büros in der Region (das für die Maschrik-Länder zuständige Büro wurde 2003 in Kairo eröffnet und das für die Maghreb-Länder zuständige Büro soll 2004 eingerichtet werden) unterstützt dies. Die Fazilität ist außerdem auf die Ausweitung der Vergabe langfristiger Darlehen, die Entwicklung neuer Finanzierungsprodukte und die Bereitstellung technischer Hilfe ausgerichtet. Für 2004 sind im Rahmen der FEMIP Finanzierungen von insgesamt 2 Mrd EUR vorgesehen.

Über 200 hochrangige Vertreter aus Regierungs-, Unternehmens- und Finanzkreisen haben an der Finanzierungen von KMU im Mittelmeerraum gewidmeten Konferenz der EIB teilgenommen, der - wie Philippe de Fontaine Vive bemerkte - eine Reihe ähnlicher Veranstaltungen sowohl in der EU als auch in anderen Mittelmeerpartnerländern folgen werden. Diese Treffen ermöglichen es, über die Einschaltungsmodalitäten der EIB im Rahmen der FEMIP zu informieren und mit den Unternehmensleitern und den Vertretern der Verwaltung ins Gespräch zu kommen, um ein besseres Verständnis der Beschränkungen zu erreichen und die Instrumente und Finanzierungen im Rahmen der FEMIP bestmöglich anpassen zu können. Die nächste Konferenz wird am 22. Januar 2004 in London stattfinden

Angesichts der Ergebnisse der FEMIP, deren durch Beschluss des Europäischen Rates vom März 2002 festgelegte Ziele (3,7 Mrd EUR) voll erreicht wurden, hat der Europäische Rat am 12./13. Dezember 2003 beschlossen, die Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer (FEMIP) der EIB zu verstärken.

Die Aufgliederung der Finazierungsoperationen seit Einrichtung der FEMIP zeigt deutlich, welches ihre erste Priorität ist: So kam über ein Drittel der Finanzierungen Vorhaben zugute, die direkt die Entwicklung privater Unternehmen fördern, und zwar entweder durch ausländische Direktinvestitionen, die Errichtung von Joint Ventures, die aus der Zusammenarbeit zwichen Projektträgern und den Mittelmeerpartnerländern hervorgegagen sind, oder durch Finanzierungen zugunsten von KMU.

Daneben lag der Akzent der Finanzierungen im Rahmen der FEMIP auf Infrastrukturprojekten, wasserwirtschaftlichen Vorhaben, die auf eine Verbesserung der sanitären Infrastruktur abzielen, sowie auf Vorhaben zur Reform der Bildungssysteme. Schließlich wurden im Rahmen der FEMIP Mittel für Opfer von Naturkatastrophen bereitgestellt.

Die FEMIP wurde auf Wunsch des Europäischen Rats Barcelona (15. und 16. März 2002) und der Europa-Mittelmeer-Konferenz in Valencia (22. und 23. April 2002) eingerichtet. Ihr Ziel ist es, die Partnerländer des Mittelmeerraums im Hinblick auf die geplante Freihandelszone (für 2010 vorgesehen) bei der Bewältigung der Aufgaben, die mit der wirtschaftlichen und sozialen Modernisierung und der weiteren regionalen Integration verbunden sind, zu unterstützen.

Mit der FEMIP wurde ein wichtiger Entwicklungsschritt in der finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der EU und den Mittelmeerpartnerländern vollzogen. Vorrangige Ziele der FEMIP sind:

  • verstärkte Einbeziehung der Mittelmeerpartnerländer durch die jährlichen Sitzungen des Ministerausschusses und die Eröffnung von regionalen Büros in den Maghreb- und in den Maschrik-Ländern;
  • Unterstützung der Entwicklung des privaten Sektors, der Wohlstand und Arbeitsplätze schafft;
  • Förderung von Investitionen im Humankapitalbereich ;
  • Verstärkung des Einsatzes technischer Hilfe im Hinblick auf eine Identifizierung von Vorhaben hoher Qualität und zur Unterstützung des Reformprozesses der Wirtschaft der Mittelmeerpartnerländer;
  • Bereitstellung innovativer Finanzprodukte und von Risikokapital ; 
  • schrittweise Erhöhung des Volumens der jährlichen Finanzierungen der Bank in den Mittelmeerpartnerländern, das bei rund 2 Mrd EUR liegt.

(1) Dabei handelt es sich um flexible Finanzierungen in Form von nachrangigen oder Wandeldarlehen. Die Vergütung der auf diese Weise bereitgestellten Quasi-Eigenmittel ist an die Rentabilität des Unternehmens selbst oder an andere Indikatoren gebunden.