Bereits als unsere Tochter Josephine vier Jahre alt war, wussten wir, dass ihre Skoliose eines Tages wohl operativ korrigiert werden muss. Doch der Gedanke an den Eingriff, bei dem Metallstäbe entlang der Wirbelsäule fixiert werden, um sie zu begradigen, machte uns Angst. Wir taten alles, um eine Operation zu vermeiden – zweimal wöchentlich Physiotherapie, Reiten, Schwimmen und sogar eine innovative dynamische Rückenorthese, die viel angenehmer war als die üblichen harten Korsetts.
Aber nachdem die Pandemie die Reisen nach London zur regelmäßigen Anpassung der Orthese unmöglich gemacht hatte, verschlechterte sich die Skoliose. Selbst das klassische harte Korsett, das bis zu den Hüften reichte, brachte keine Besserung. Als klar wurde, dass nur eine Operation eine weitere Verkrümmung ihrer Wirbelsäule und Einengung ihrer Organe verhindern konnte, machten wir uns auf die Suche nach dem besten Chirurgen dafür. Wir konsultierten zunächst mehrere exzellente Fachärztinnen und Fachärzte in Brüssel, bevor wir zur Uniklinik Löwen (UZ Leuven) fuhren, etwa 30 Kilometer östlich von Brüssel in Flandern.
Die Uniklinik Löwen, deren Wurzeln bis ins Jahr 1160 zurückreichen, ist eines der größten und ältesten Lehrkrankenhäuser Europas. Sie ist an die 600 Jahre alte Katholische Universität Löwen angebunden – die älteste Universität der Benelux-Länder und die renommierteste Belgiens. Als wir von der Autobahn abfuhren und zum ersten Mal den riesigen Campus sahen, dachte ich, wir wären in einer Stadt und nicht in einem Klinikum gelandet. Beeindruckt vom medizinischen Personal und den Einrichtungen und erleichtert, dass bereitwillig auf Englisch und Französisch kommuniziert wurde, entschieden wir uns für die Operation.
Während sich meine Tochter 2024 einige Monate später auf der neuen Kinderstation von dem erfolgreichen Eingriff erholte, schaute ich mich auf dem beeindruckenden Campus um. Es gab sogar einen Spielplatz auf dem Dach und einen gut ausgestatteten, vom Klinikpersonal betreuten Spielraum. Ich fragte mich: „War hier etwa die EIB mit im Spiel? Denn das ist doch genau das, was wir fördern würden…“
Damals wusste ich noch nicht, dass die Bank mit dem Klinikum bald einen Kredit über 230 Millionen Euro für seinen Masterplan „Health Sciences Campus 2.0“ unterzeichnen würde. Das Projekt gab mir Gelegenheit, über den Plan zu schreiben und Fragen zum Krankenhaus-Komplex zu stellen.
Tatsächlich hatte das Gebäude, in dem meine Tochter fünf Tage verbrachte, EIB-Förderung erhalten. Die Kinderstation wurde teilweise mit einem 325-Millionen-Euro-Kredit der Bank aus dem Jahr 2008 finanziert, in der ersten Neugestaltungsphase der Uniklinik. Der neue, 2025 unterzeichnete Kredit betrifft die zweite Phase.
In seinem Büro erläuterte Operations Director Dr. Wim Tambeur den Masterplan des Klinikums: „Wir haben vor etwa 20 Jahren begonnen, unsere Vision von einem Universitätsklinikum zu überdenken und neu zu definieren.
Eine Universitätsklinik ist in ihrer Struktur einzigartig, weil sie durch Forschung und Entwicklung Innovationen hervorbringt. Daher sollten wir bessere Modelle für die Gesundheitsversorgung entwickeln, sie in der täglichen Praxis umsetzen und unsere Studierenden mit den Innovationen vertraut machen.“
Die Uniklinik Löwen ist weit mehr als ein Krankenhaus. Sie ist eine „Stadt der Innovation“, die klinische Versorgung, Forschung und Lehre vereint, unterstreicht Dr. Tambeur.
Dieser Ansatz zeigt sich auf vielfältige Weise, wie wir bei unserem Aufenthalt feststellten. Zum Beispiel war der Arzt unserer Tochter auch Dozent an der KU Löwen. „Viele unserer Medizinerinnen und Mediziner lehren auch an der Universität, was eine enge Zusammenarbeit ermöglicht. Die eigentliche Innovation besteht darin, dass unsere Forschung wirklich auf eine bessere klinische Praxis abzielt“, so Dr. Tambeur.
Als konkretes Beispiel nennt er das Gebäude für Nuklearmedizin, das mit dem neuen Kredit erweitert werden soll. Das Zentrum entwickelt spezialisierte radioaktive Moleküle für Scans, die Ärztinnen und Ärzten der Klinik gemeinsam mit Forschenden der Pharmaindustrie einen präzisen Blick darauf ermöglichen, wo Medikamente im Körper wirken. Diese Moleküle haben eine sehr kurze Lebensdauer und müssen deshalb aus Zeitgründen vor Ort produziert werden.
Die Kinderstation, auf der meine Tochter lag, war ein weiteres hervorragendes Beispiel dafür, wie das Krankenhaus klinische Forschung mit einer innovativen Patientenversorgung verknüpft. Die neonatologische Intensivstation ist einzigartig in ihrer Gestaltung: Jedes Baby erhält ein eigenes kleines, ruhiges Zimmer, in dem Eltern und Familie das Kind besuchen können.
Üblicherweise ähneln solche Intensivstationen – auch die, auf der meine Tochter nach ihrer Geburt in Brüssel fünf Wochen verbrachte – den Intensivstationen für Erwachsene mit grellem Licht und ständig piependen Maschinen. Um Überfüllung zu vermeiden, ist der Zugang selbst für Familienangehörige stark beschränkt.
„Die Versorgung von Frühgeborenen hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm verbessert, ist aber auch viel intensiver geworden. Die Babys sind von so viel Technik umgeben, dass man sie kaum noch sieht. Und all der Lärm und die Aktivitäten sind für sie sehr belastend“, sagt Dr. Tambour.
Seine Station ist in konzentrischen Kreisen angelegt, mit einem Ring aus Einzelzimmern um eine zentrale Pflegezone und einem äußeren Ring mit Besuchsräumen für Familienangehörige. „Das ermöglicht viel familiäre Einbindung, ohne die Pflegeabläufe zu stören. Und die Monitore piepen in der Pflegezone und nicht am Bett des Babys“, betont der Mediziner.
Das neue Versorgungskonzept scheint sich positiv auf die Gesundheit der Neugeborenen auszuwirken. Seine langfristigen Auswirkungen werden aktuell von der neonatologischen Abteilung untersucht, so Dr. Tambeur.
Etwa ein Jahr nach der Operation ist unsere inzwischen 15 Jahre alte Tochter Josephine ihre Orthese los. Ihr Rücken ist gerade, die Narbe ist unauffällig, und sie ist vier Zentimeter gewachsen. Wir waren seither mehrmals in der Uniklinik Löwen, und ich bin jedes Mal stolz, dass die Europäische Investitionsbank solche Projekte unterstützt.
KU LEUVEN HEALTH SCIENCES CAMPUSES
The project supports Leuven University Hospital's 2022-2033 investment plan adapting the infrastructure on their existing campuses to current research and medical care requirements. In addition to investments in the expansion, modernization and rehabilitation of the main campus and some smaller initiatives in other locations, the project includes the rehabilitation of the Pellenberg hospital and the modernization of psychiatric care facilities in Kortenberg, Melsbroek, Lubbeek, and Leuven.