Die EU-Offensive zur Ankurbelung der europäischen Wirtschaft ermöglicht den Bau des größten Akutkrankenhauses in Großbritannien

Ein Schlaganfall kündigt sich mit halbseitiger Lähmung und mit Sprach- und Sehstörungen an. In Birmingham wird man mit solchen Symptomen in der Regel ins City Hospital eingeliefert. Wenn die Notfallmediziner einen Schlaganfall diagnostizieren, wird die betreffende Person von ihnen stabilisiert. Für die Spezialbehandlung muss der Patient jedoch in die Schlaganfallabteilung des Sandwell Hospital in West Bromwich transportiert werden. Die Fahrt im Krankenwagen zur fünf Meilen entfernten Einrichtung dauert zehn Minuten – verlorene Zeit für einen Schlaganfallpatienten.

Der Trust, der die beiden Krankenhäuser betreibt, will das Problem der getrennten Notfallabteilungen lösen und baut dazu auf halber Strecke zwischen beiden Einrichtungen das Midland Metropolitan Hospital. Die Kosten dafür liegen bei 350 Millionen Pfund Sterling.  Das neue Krankenhaus wird in erster Linie die Akutversorgung übernehmen. Die Einwohner der Umgebung können sich also im Notfall direkt an diese Einrichtung wenden. Dort stehen sofort alle entsprechenden Fachärzte zur Verfügung. Damit wird die Gesundheitsversorgung der 550 000 Menschen im Einzugsgebiet des Krankenhauses entscheidend verbessert und manches Leben gerettet.

„Eine schnellere Versorgung in der richtigen Notfallabteilung verbessert das Behandlungsergebnis und beschleunigt die Heilung der Patienten“, erklärt Dr. Roger Stedman, ärztlicher Direktor des Sandwell and West Birmingham NHS Trust. „Einigen Patienten retten wir damit vielleicht sogar das Leben und wir können Komplikationen vermeiden, die langwierige Behandlungen nach sich ziehen.“

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EFSI-Finanzierung für Akutkrankenhaus

Das Midland Metropolitan Hospital mit 669 Betten wird die in Großbritannien größte Unfall- und Notaufnahmeabteilung haben und erst die zweite Einrichtung im Vereinigten Königreich sein, die auf die Akutversorgung spezialisiert ist. Für die Finanzierung stellt die Europäische Investitionsbank im Rahmen des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) ein Darlehen von 120 Millionen Pfund Sterling bereit. Der EFSI ist mit einer Garantie der Kommission von 16 Milliarden Euro und einem Beitrag der EIB von 5 Milliarden Euro aus eigenen Mitteln ausgestattet.

Insgesamt soll der EFSI bis 2018 zusätzliche Investitionen von 315 Milliarden Euro ermöglichen. Über den Fonds werden vor allem Projekte unterstützt, für die private Geldgeber nicht ohne weiteres günstige Mittel zur Verfügung gestellt hätten. Dabei handelt es sich in der Regel um Vorhaben, die mit gewissen Risiken behaftet sind, weshalb sich private Investoren zurückhalten oder die Darlehensnehmer zu hohe Zinsen zahlen müssten.

Risiko akzeptabel

Im Fall des Midland Metropolitan Hospital lag das Risiko in einem Vertrag zwischen dem Trust und dem überwiegend privaten Unternehmen, das den Bau und die Instandhaltung des neuen Krankenhauses für 30 Jahre übernimmt.

Der britische Staat hat den Generalvertrag geändert, um die Leistungsanforderungen an diese Art von Unternehmen zu verschärfen, wenngleich es sich um eine Konstruktion handelt, die üblicherweise bei sogenannten öffentlich-privaten Partnerschaften verwendet wird. Da das Midland Metropolitan Hospital das erste große Krankenhaus ist, das nach diesen neuen Anforderungen finanziert wird, könnte der Vertrag als risikoreicher eingestuft werden als vergleichbare vorherige Projekte. Private Investoren könnten befürchten, dass der NHS Trust den Vertrag mit der Projektgesellschaft leichter kündigen kann, falls diese unzureichende Leistungen erbringt. Dadurch könnte es für die Geldgeber schwieriger sein, die investierten Mittel wieder einzubringen.

Das ist genau die Art von „Marktlücke“, die der 2015 eingerichtete EFSI schließen soll. Deshalb hat die EIB das Midland Metropolitan Hospital zu einem ihrer ersten EFSI-Projekte gemacht.

„Auf dem Markt herrscht noch Unentschlossenheit, wie die Risiken des neuen Vertrags einzustufen sind“, so Peter Jacobs, Leiter der Abteilung Projektfinanzierungen bei der EIB. „Für uns ist das Risiko akzeptabel, zumal für das Projekt gleichzeitig ein alter Industriestandort saniert wird.“

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Elektronische Patientenakten statt Schrauben

Das Midland Metropolitan wird in Smethwick westlich von Birmingham gebaut. In den 1840er Jahren stand auf dem Gelände eine Schraubenfabrik, später ein Autowerk. Das Krankenhaus soll im Oktober 2018 fertig sein und wird 9 Operationssäle, eine große Intensivstation sowie eine Entbindungsstation mit zwei eigenen OP-Räumen haben.

Das neue Krankenhaus wird eine innovative Einrichtung sein:

  • Die Dokumentation erfolgt papierlos, sodass die medizinischen Mitarbeiter direkt auf die elektronischen Unterlagen aller 400 000 Patienten zugreifen können, die voraussichtlich jährlich in der Einrichtung behandelt werden.
  • Die Ambulanz nimmt neue Patienten auf und leitet sie zügig an einen Arzt weiter, sodass viele von ihnen das Krankenhaus wieder rasch verlassen können, statt über einen längeren Zeitraum stationär behandelt werden zu müssen.

„Wir werden versuchen, unsere Patienten zügig zu untersuchen und zu behandeln, damit ihr Krankenhausaufenthalt nicht länger dauert als notwendig“, erklärt Dr. Matthew Lewis, Direktor für medizinische und Notfallversorgung beim Trust. „In der neuen Umgebung können wir mit Sicherheit eine bessere Versorgung gewährleisten.“