Die Universität für Medizin, Pharmazie, Naturwissenschaften und Technik im rumänischen Târgu Mureş modernisiert ihre Infrastruktur und Labore für die Ausbildung künftiger medizinischer Fachkräfte

Rumänische Universitäten betreiben nur rund ein Zehntel der Forschung und Entwicklung einer durchschnittlichen europäischen Hochschule.

Das liegt zum Teil daran, dass sie wegen ihrer Lehreinrichtungen, Wohnheime und Verwaltung international nicht konkurrenzfähig sind. Zudem sind Mittel für Forschung und Entwicklung generell Mangelware, weil die Rentabilität solcher Aktivitäten naturgemäß nicht vorhersehbar ist. 

Diese Probleme kennt auch die George-Emil-Palade-Universität für Medizin, Pharmazie, Naturwissenschaften und Technik Târgu Mureș. Die 1945 gegründete Universität forscht vor allem in den Bereichen Neurologie, Kardiologie, Onkologie und in den Materialwissenschaften.

Sie gehört zwar zu den sechs besten medizinischen Fakultäten Rumäniens, sah sich angesichts der steigenden Zahl rumänischer und internationaler Studierender aber gezwungen, ihre Einrichtungen auszubauen.

Zusammen mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) suchte die Uni nach einer Lösung.

Im August 2022 wurde ein EIB-Kredit über 20 Millionen Euro für die Sanierung und Modernisierung der Lehreinrichtungen und der klinischen Labore auf dem Campus unterzeichnet. Die Universität erhielt außerdem finanzielle und technische Beratung von der Beratungsplattform der EIB.

„Ein zeitgemäßer Lernort, an dem Studierende, Lehrende und Forschende die neuesten Technologien nutzen können, ist wichtig“, so Professor Leonard Azamfirei, der Rektor der Universität. „Wir wollen aber mehr. Deswegen bewerben wir uns um Projekte bei großen inländischen Unternehmen und machen Bildung für alle Studierenden zugänglich.“

>@George Emil Palade University of Medicine, Pharmacy, Science, and Technology of Târgu Mureș
© George Emil Palade University of Medicine, Pharmacy, Science, and Technology of Târgu Mureș

Alte Gebäude energieeffizienter machen

Mit dem Kredit kann die Universität ihre sieben Gebäude jetzt sanieren und modernisieren, um sie energieeffizienter zu machen.

„Energieeffizienz ist ein wichtiger Faktor bei der Sanierung“, sagt Didier Bosman, leitender Ingenieur bei der EIB, der für Bildungsprojekte zuständig ist. „Zusammen mit der Beratungsplattform und lokalen Fachleuten hat die Universität analysiert, wie die alten und neuen Gebäude nachhaltiger werden können.“

Mit nachhaltigen umweltfreundlichen Maßnahmen reduziert die Universität ihre CO2-Bilanz, spart Energie und senkt ihre Betriebskosten.

Im Rahmen der Campusvergrößerung entstehen auch zwei neue Gebäude, die als neue Lehrzentren dienen. Sie werden über modernere Lernräume, Lehrausstattung und 400 zusätzliche Wohnheimplätze für Studierende und Gastpersonal verfügen.

Zusammenhalt fördern: Talente in der Region halten

Die George-Emil-Palade-Universität zählt derzeit rund 10 500 Studierende (davon sind mehr als 3 500 an der medizinischen Fakultät eingeschrieben) und 1 400 Mitarbeitende. Als einzige Hochschule der Gesundheitswissenschaften des Landes bietet sie Lehre in Rumänisch, Englisch und Ungarisch.

Durch die Sanierung und Erweiterung ihrer Einrichtungen schafft die Universität neue Jobs in Lehre und Forschung und mehr Platz, um Fachlehrkräfte und sonstige Fachleute einzuladen. Das stärkt ihre Forschungszentren bei der Ausbildung künftiger Generationen von Ärzten, Ingenieurinnen, Volkswirten, Rechtsanwältinnen und Lehrern.

>@George Emil Palade University of Medicine, Pharmacy, Science, and Technology of Târgu Mureș
© George Emil Palade University of Medicine, Pharmacy, Science, and Technology of Târgu Mureș

Im Wesentlichen soll das öffentliche Gesundheitswesen krisenfester gemacht und die Abwanderung rumänischer Gesundheitsfachkräfte ins Ausland gestoppt werden.

Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, geht die Universität noch einen Schritt weiter. Sie arbeitet an der Umsetzung eines „Dualen Ausbildungssystems“, das Arbeitserfahrung (wie Ausbildungen in einem Unternehmen) und berufliche Bildung in einem ganzheitlichen Programm vereint.

„So etwas wird erstmals an einer rumänischen Universität gemacht. Das ist also eine große Veränderung“, so Azamfirei. „Wer sich ein Studium nicht leisten kann oder aus einem schwierigen Milieu kommt, erhält so die Chance, eine Hochschule zu besuchen. Und unsere nationalen und internationalen Partner geben diesen Studierenden das Rüstzeug für einen sich ständig verändernden Arbeitsmarkt.“

Der Bau neuer Gebäude, insbesondere der Wohnheime, schafft außerdem Arbeitsplätze in Instandhaltung und Verwaltung.

Wichtige Unterstützung durch die EIB-Beratungsplattform

Hilfe bei der Strukturierung ihres Investitionsvorschlags bekam die Universität Târgu Mureș von der Europäischen Plattform für Investitionsberatung, mit Unterstützung der Abteilung Beratung für Innovationsfinanzierungen und der Direktion Projekte.

Vergleichbare Unterstützung erhielten auch andere Universitäten in Rumänien. So konnte die 2020 gestartete 100-Millionen-Euro-Initiative der Bank zur gezielten Unterstützung von Hochschulinvestitionen (das Programmdarlehen „Romania Higher Education“) erfolgreich umgesetzt werden.

„Die vorteilhaften finanziellen Bedingungen mit attraktiven Zinsen und langen Laufzeiten, die die EIB bietet, sind nicht der einzige Erfolgsfaktor des Programmdarlehens“, erklärte Andrea Dondè, Kreditreferent der EIB. Die Eigenheiten des Rechnungslegungssystems rumänischer Universitäten einerseits und die Gründlichkeit der technischen Due Diligence andererseits hätten bei der Projektprüfung zu ernsthaften Hindernissen führen können.“

Die von der EIB-Beratungsplattform engagierten externen Beraterinnen und Berater unterstützten die betreffenden Universitäten während des gesamten Due-Diligence-Prozesses und erleichterten den Informationsaustausch und somit die vollständige Ausschöpfung der EIB-Mittel für die Initiative.

Die Beratungsdienste der EIB helfen bei der Vorbereitung, Strukturierung und Durchführung von Projekten, die von der EIB oder anderen Geldgebern finanziert werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Innovation, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit sowie Klimaschutz.