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Tariq Berrada El Azizi hat fünf Hektar verdorrtes Brachland bei Marrakesch in einen fruchtbaren Mandarinen-Hain verwandelt.

Die Wasserknappheit in Zentralmarokko wird immer schlimmer, und die Preise für Dünger, Strom und Gas schwanken, vor allem seit dem Krieg in der Ukraine. Deshalb geht der Anbau von Zitrusfrüchten im Land zurück.

Um diese Hürden zu überwinden, setzte Berrada El Azizi 2019 mit Unterstützung seiner Hausbank auf Innovation und Nachhaltigkeit: Mit einem Kredit der Attijariwafa Bank, hinter dem wiederum die Europäische Investitionsbank (EIB) steht, gründete er Le Manoir de Maman – wörtlich übersetzt „Mamas Gut“. Dahinter verbirgt sich eine moderne Obstplantage mit solarbetriebener Tröpfchenbewässerung, die Nadorcott-Mandarinen für den Export anbaut.

„Wir sind stolz darauf, dass wir aus einem verdorrten Fleckchen Erde eine nachhaltige Plantage gemacht haben“, sagt Berrada El Azizi. Das Fleckchen Erde, von dem er spricht, liegt in Majjat, einem Dorf südwestlich von Marrakesch. „Unser Bewässerungssystem nutzt erneuerbares Grundwasser und läuft mit Solarstrom. So schonen wir die knappen Ressourcen und erfüllen internationale Standards“, erklärt er.

Kleine Frucht, großer Exportwert

Marokko gehört weltweit zu den zehn größten Exporteuren von Zitrusfrüchten. Vor allem Mandarinen und Clementinen stehen im Vordergrund. Weil Marokko südlicher als Spanien und Italien liegt, beginnt die Ernte früher, sodass marokkanische Zitrusfrüchte in Europa vor den lokalen Produkten auf den Markt kommen. Nur: Nach einem Jahrzehnt mit wiederkehrenden Dürren liegen inzwischen 30 Prozent der Anbaugebiete brach, sagt Marokkos Branchenverband Maroc Citrus.

Die kernlose späte Mandarinen-Sorte Nadorcott zählt zu den wenigen Lichtblicken der Branche. Sie macht nur 8 bis 11 Prozent der Anbaufläche für Zitrusfrüchte aus, bringt aber 50 Prozent der Exporte und bis zu 70 Prozent der Exporterlöse der Branche, weil die hochwertigen Früchte teurer verkauft werden. Dank ihrer kürzeren Reifezeit und natürlichen Widerstandsfähigkeit eignen sie sich auch für semi-aride Regionen. Allerdings nur mit der richtigen Infrastruktur.

Die baut Le Manoir de Maman auf.

Von links nach rechts: Plantagen-Manager Salama Boufikr, EIB-Kreditreferent Mehdi Elharti und Youssef Yassar, Experte für Handelsfinanzierung bei der Attijariwafa Bank

Innovationsfinanzierung auf dem Land in Marokko

Kleine Agrarbetriebe kommen oft nur schwer an günstige, langfristige Kredite. Das bestätigt auch der EIB-Bericht Finance in Africa 2024. Besonders schwierig ist es, wenn es um einen ressourcenintensiven Anbau für den Export geht.

„Der Kredit für Le Manoir de Maman bringt mehr Nachhaltigkeit in die Landwirtschaft und schafft Arbeitsplätze auf dem Land“, sagt Mehdi Elharti, der bei der EIB als Kreditreferent an dem Projekt gearbeitet hat.

Die EIB unterstützt Betriebe wie Le Manoir de Maman über Durchleitungsdarlehen. Dabei vergibt sie große Kredite an lokale Banken, damit diese vor Ort mehr Unternehmen unterstützen können. Die Banken vergeben kleinere Kredite in Landeswährung zu günstigen Konditionen und erleichtern damit Investitionen von Gründerinnen und Gründern. An die Attijariwafa Bank vergab die EIB 2017 ein Durchleitungsdarlehen von 100 Millionen Euro.

Die Attijariwafa Bank unterstützt mit dem Geld der EIB viele kleine Agrar-, Fertigungs- und Dienstleistungsbetriebe. Im September 2025 ist die Attijariwafa Bank dem EU-Programm für Handel und Wettbewerbsfähigkeit beigetreten. Dieses Programm, das die EIB umsetzt, will die Wettbewerbsfähigkeit und den Handel zwischen Europa und Ländern wie Ägypten, Jordanien, Marokko und Tunesien verbessern. Dafür stellt die EIB Kreditgarantien, Kredite und technische Beratung für Unternehmen und Banken bereit. 2026 dürften die Attijariwafa Bank und die EIB im Rahmen dieses Programms eine neue Vereinbarung unterzeichnen.

Berrada El Azizi nahm 2020 einen Kredit von rund 470 000 Euro auf. Damit hat er:

  • eine überwiegend solarbetriebene Tröpfchenbewässerung installiert, wobei das Stromnetz als Notfallpuffer dient
  • zertifizierte Nadorcott-Setzlinge, Schutznetze und Wasserspeicher gekauft
  • Zufahrtswege und Einrichtungen für die Ernte gebaut

„Le Manoir de Maman zeigt unser Commitment für nachhaltige Landwirtschaft mit erneuerbaren Energien, einem nachhaltigen Wassermanagement und neuen Arbeitsplätzen in ländlichen Regionen“, sagt Youssef Yassar, ein Experte für Handelsfinanzierung bei der Attijariwafa Bank.

Wassertanks für das Mischen von Düngemitteln
Solaranlagen für den Betrieb der Wasserpumpen

Wachstum und Nachhaltigkeit

Plantagen-Manager Salama Boufikr hat 20 Jahre Erfahrung in der Branche und sagt, das Ziel sei mehr Wachstum und der Schutz von Anbauflächen und Umwelt.

„Wir haben von Anfang an auf eine ausgewogene Düngung mit Stickstoff, Phosphor und Kalium geachtet und setzen zusätzlich auf Bioeffektoren und Blattsprays“, sagt er. „Pestizide verwenden wir so wenig wie möglich, um nützliche Insekten und den Boden zu schützen.“

„Wir verbessern kontinuierlich unsere Wassereffizienz“, fügt er hinzu. „So sind wir auf Niederdruck-Tropfbewässerung umgestiegen und bewässern jetzt fünf bis sechs Stunden pro Tag. Damit haben wir den Wasserverbrauch pro Baum von 2,2 Litern auf einen Liter pro Stunde gesenkt.“

So geht effiziente Landwirtschaft

Die Plantage ging 2022 in Betrieb, nachdem sie die Erlaubnis zur Bohrung eines 200 Meter tiefen Brunnens bekommen hatte. Nach nur zwei Saisonen ist Le Manoir de Maman ein Vorbild für den effizienten Anbau von Zitrusfrüchten für den Export:

  • 45 Tonnen Hektarertrag – vergleichbar mit Top-Plantagen in Spanien
  • 15 dauerhafte Arbeitsplätze und 100 Saison-Jobs geschaffen, wobei bevorzugt Kräfte aus den umliegenden Dörfern beschäftigt werden
  • 70 Prozent Einsparung bei den Stromkosten durch solarbetriebene Bewässerung
  • Weniger Dünger- und Wasserverbrauch

Die Plantage ist zertifiziert nach den Global Good Agricultural Practices und dem Sedex Members Ethical Trade Audit, sodass sie an internationale Premium-Abnehmer verkaufen kann. 2024 produzierte der Betrieb 1 200 Tonnen Mandarinen, von denen 80 Prozent in die USA und nach Europa gingen.

Aufblühen in schwierigen Regionen

Le Manoir de Maman zeigt, wie innovative Agrarbetriebe in trockenen Mittelmeer-Regionen florieren können. Berrada El Azizi ist gern der Beweis dafür, dass hochwertige Landwirtschaft auch in den schwierigsten Regionen Marokkos möglich ist. Le Manoir de Maman will die Produktion bis 2027 verdreifachen. Dafür erweitert der Betrieb seine Anbaufläche um 12 Hektar, und Berrada El Azizi hat jetzt langfristige Exportverträge. Außerdem will er ins Geschäft mit ätherischen Ölen aus Blättern und Schalen einsteigen.

„Von unserer Erweiterung um 12 Hektar profitieren auch die benachbarten Dörfer“, sagt er.