Italienische Wasserversorger sanieren mithilfe flexibler Finanzierungen undichte Wasserspeicher und marode Leitungsnetze.

Im Frühling und Sommer dieses Jahres fiel in Rom kaum ein Tropfen Regen. Durch die geringen Niederschläge und hohen Temperaturen wurde in der italienischen Hauptstadt das Wasser knapp. Die Einwohner fürchteten, dass ihnen das Wasser rationiert würde – ähnlich, wie schon in mehreren Städten Mittelitaliens.

Italien wird jeden Sommer von Hitzewellen heimgesucht. Das trockene, heiße Wetter und die damit einhergehende Dürre verursachen unzählige Probleme. Die Landwirtschaft leidet – Getreide, Obst, Gemüse und Vieh. Und mit der Hitze steigt auch die Brandgefahr.

Aber die Hitzeperioden im Sommer sind nicht die einzige Ursache für die Wasserknappheit. Schuld sind auch die antiquierten Wasserleitungen. Sie sind so undicht, dass durchschnittlich 35 Prozent des Wassers verloren gehen, bevor es die italienischen Haushalte erreicht. Die Leitungen müssen dringend saniert werden. Jedoch haben die kleinen italienischen Wasserversorger Schwierigkeiten, sich Geld zu beschaffen.

Hier tritt die Europäische Investitionsbank mit ihrem Finanzierungsangebot auf den Plan. „Dank der Investitionsoffensive für Europa können wir kleinen und mittelgroßen Wasserversorgern direkte Darlehen anbieten“, erklärt die zuständige EIB-Kreditreferentin Despina Tomadaki.

Kleine Unternehmen – große Investitionen

Über ein Programmdarlehen stellt die Bank in Italien 200 Millionen Euro für Wasserwerke, Kanalisation und Kläranlagen zur Verfügung. Daraus können Kredite für drei bis acht Wasservorhaben im Umfang von jeweils 30 Millionen bis 100 Millionen Euro vergeben werden. Da die EIB in der Regel die Hälfte der Projektkosten finanziert, werden sich die Kredite für die einzelnen Vorhaben auf 15 Millionen bis 50 Millionen Euro belaufen.

„Direkte Darlehen an kleine Wasserversorger werden als zu risikoreich erachtet“, so Tomadaki. „Doch mit der Haushaltsgarantie der Investitionsoffensive für Europa sind solche Finanzierungen möglich. Die EIB ist im italienischen Wassersektor seit Langem sehr aktiv. Mit dem Programmdarlehen unterstützt sie jedoch erstmals gezielt kleine und mittelgroße Wasserversorger.“

Integrierte Wasserdienste sind in Italien staatlich reguliert. Das Land ist in 64 Versorgungsgebiete gegliedert, in denen mehr als 2 700 Wasserbetriebe rund 7 700 Kommunen ihre Dienste anbieten. Dabei versorgen wenige große Akteure etwa 50 Prozent der Gesamtbevölkerung. Bei der Mehrheit der Wasserversorger handelt es sich allerdings um kleine Betriebe. Sie werden von den Banken als risikoreich erachtet und kommen daher nur sehr schwer an Kredite.

Dadurch ist zu wenig Geld für die Modernisierung da, sodass die Investitionslücke seit Jahren wächst. Sie beträgt derzeit drei Milliarden Euro – jährlich. Das Programmdarlehen der EIB wird helfen, diese Lücke zu schließen.

BrianzAcque ist der erste Wasserversorger, der Mittel aus dem EIB-Darlehen beantragt hat. Das Unternehmen will in integrierte Wasserdienste in der Provinz Monza und Brianza im Nordwesten Italiens investieren. Mit dem Kredit wird es seine Wasser- und Abwasserinfrastruktur verbessern.


Einige italienische Regionen haben es besonders schwer, Kredite zu bekommen. „Das Programmdarlehen ist vor allem für Unternehmen in Mittel- und Süditalien bestimmt, wo der Investitionsbedarf am größten ist“, erläutert Volkswirtin Patricia Castellarnau, die sich bei der EIB mit der Finanzierung befasst.

Tomadaki und Castellarnau betonen, wie wichtig es ist, dass die EIB nun kleinen Wasserversorgern so direkt, flexibel und schnell helfen kann. In der Vergangenheit unterstützte die EIB kleine Wasserbetriebe indirekt mit Durchleitungsdarlehen, die sie über regionale Banken bereitstellte.

„Die Maßnahmen kommen nicht nur der Bevölkerung zugute, die von einer besseren Abdeckung und Versorgungsqualität profitiert. Auch die Umwelt freut sich, weil weniger unbehandeltes Abwasser in die Gewässer eingeleitet wird“, so Castellarnau. „Wir gehen davon aus, dass die Qualität des Oberflächen- und Grundwassers steigt, die Netzverluste abnehmen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels zunimmt.“

Durch das Projekt werden voraussichtlich rund 2 000 neue Arbeitsplätze entstehen – zum Wohle der Bevölkerung und Wirtschaft.


Die BrianzAcque und das EIB-Team vor Ort
Die BrianzAcque und das EIB-Team vor Ort

Schluss mit undichten Leitungen

Bei Interesse an einem EIB-Darlehen können italienische Wasserversorger der EIB ihre Investitionsprogramme zusenden. Das ist mit einigem Aufwand verbunden, doch die Europäische Plattform für Investitionsberatung kann helfen, die Erfolgschancen der Projekte zu erhöhen.

„Die Plattform bietet bedarfsgerechte Beratung bei der Vorbereitung und Durchführung von Projekten. Sie hilft den Wasserversorgern dabei, neue Möglichkeiten auszuloten, die beispielsweise die Widerstandfähigkeit gegenüber dem Klimawandel erhöhen und die Anfälligkeit gegenüber Klimarisiken messbar machen“, präzisiert Castellarnau.

Die aus dem Programmdarlehen der EIB finanzierten Vorhaben sollen größtenteils im Zeitraum 2017 bis 2021 durchgeführt werden.

Castellarnau und Tomadaki nehmen vom 11. bis 13. September an einer Wasserwirtschaftskonferenz in Livorno teil. Dort werden sie die Finanzierungstätigkeit der EIB im europäischen Wassersektor erläutern und das Angebot der Beratungsplattform vorstellen. Kleine und mittelgroße Wasserversorger sind herzlich eingeladen, an der Konferenz teilzunehmen und sich über das Finanzierungs- und Beratungsangebot zu informieren.