In der Pandemie begann die ganze Welt, sich am Bildschirm zu treffen – auch eine Gruppe griechischer Unternehmerinnen. Bei ihrer regelmäßigen digitalen Kaffeestunde fiel irgendwann eine Zahl, die sie aufhorchen ließ: der Frauenanteil im Bereich grüne Energie. Er liegt weltweit bei gerade einmal drei Prozent.
Doch gerade dieser enttäuschende Wert motivierte die Frauen.
„Wir wollten ein Projekt starten, das nicht nur Frauen einbezieht, sondern auch als Vorzeigemodell taugt und Frauen mehr Sichtbarkeit in der grünen Transformation verschafft“, erklärt Lina Tsaltampasi, eines der Gründungsmitglieder der neuen Initiative, der Women’s Energy Cooperative (WEnCoop).
Mittlerweile gilt die Initiative als weltweit erste Energie-Genossenschaft von Frauen. Gleichzeitig zeigt sie, welcher Gemeinschaftsgeist hinter dem nachhaltigen Wirtschaftswachstum in Griechenland steht – unterstützt von der Europäischen Investitionsbank (EIB).
Vom Kaffeestündchen zur Kilowattstunde
Was als lockerer Austausch im Verband der griechischen Unternehmerinnen begann, entwickelte sich schnell zu einem konkreten Plan. Die Frauen gründeten eine Energie-Genossenschaft, deren Mitglieder zugleich Erzeugerinnen und Verbraucherinnen von erneuerbarer Energie sind, sogenannte „Prosumer“. „Wir senken unsere Kosten und erzielen nebenbei ein passives Einkommen“, sagt Tsaltampasi. „So sichern wir auch die Zukunft unserer Unternehmen.“
Damit möglichst viele mitmachen können, wurde die Mindestinvestition auf nur 500 Euro festgelegt. Mit einer internen Crowdfunding-Kampagne kamen die ersten 500 000 Euro zusammen. Richtig los ging es allerdings erst, als sich die Genossenschaft an die National Bank of Greece (NBG) wandte. Diese schlug vor, das Projekt groß aufzuziehen und bot einen zinsgünstigen Kredit mit Unterstützung der EIB.
„Unser Geld reichte eigentlich nur für 800 Kilowatt. Dank der Finanzierung sind es jetzt 3,2 Megawatt geworden, also viermal so viel“, freut sich Tsaltampasi.
Grüne Finanzierungen mit großer Wirkung
Die Women's Energy Cooperative ist Teil einer viel größeren Bewegung. Im Dezember 2024 erreichte die EIB einen besonderen Meilenstein, nämlich die Marke von einer Milliarde Euro an grünen Finanzierungen, die über lokale Partnerbanken an kleine bis mittelgroße Unternehmen in Griechenland vergeben wurden.
„Eine Milliarde Euro, das ist mehr als ein Meilenstein“, betont EIB-Vizepräsident Yannis Tsakiris. „Das ist ein Beleg dafür, wie gezieltes Investieren echten Wandel ermöglicht. Von innovativen Genossenschaften wie der WEnCoop bis hin zu Hunderten Unternehmen mit Klimafokus: Die EIB hilft den Firmen, Kosten zu senken, zu wachsen und Griechenlands grüne Wende voranzutreiben.“
Das Finanzierungsprogramm der EIB entstand 2020 und war das erste seiner Art in Griechenland. Es bietet günstige Kredite für Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und andere grüne Projekte. Vergeben werden die Kredite über lokale Banken. Mehr als 350 griechische Unternehmen haben davon bereits profitiert.
Partnerschaften mit Wirkung
Ein zentraler Partner ist die National Bank of Greece, die sich 80 Prozent des Finanzierungsvolumens von einer Milliarde Euro gesichert hat.
„Wir können unseren Kunden Kredite zu wesentlich niedrigeren Zinsen bieten – das macht grüne Investitionen attraktiver und einfacher, gerade für kleine und mittelgroße Unternehmen“, erklärt George Koutsoudakis, bei der NBG für das Firmenkundengeschäft verantwortlich. „So konnten wir bereits unterschiedlichste Projekte für mehr Regionalentwicklung und nachhaltiges Wachstum fördern.“
Die Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen hat bisher alle Erwartungen übertroffen. Das Programm sieht vor, dass mindestens ein Drittel der Kredite in grüne Projekte fließen. Tatsächlich sind es bisher 100 Prozent. „Das zeigt, wie groß das Interesse am Markt ist“, sagt Koutsoudakis.
Wachstum für das ganze Land
Das EIB-Engagement in Griechenland geht weit über dieses Programm hinaus. Allein 2024 stellte die EIB-Gruppe neue Finanzierungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro bereit – für die Energieversorgung, die Unternehmensentwicklung und die Katastrophenvorsorge. Das entspricht fast einem Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts und soll Investitionen von bis zu 6,6 Milliarden Euro ankurbeln.
Für Unternehmerinnen wie die Frauen der WEnCoop ist diese Unterstützung ein echter Gamechanger. Ihre Initiative wurde von der Europäischen Kommission ausgezeichnet und bei den Vereinten Nationen vorgestellt – ein starkes Signal dafür, was alles erreicht werden kann.
„Wir wollen, dass man uns sieht“, sagt Tsaltampasi. „Damit Frauen uns finden und wir ihnen mit unserem Wissen bestmöglich helfen können.“
Griechenlands Weg in eine grüne Zukunft zeigt: Wenn die EIB, einheimische Banken und innovative Unternehmerinnen zusammenarbeiten, entsteht mehr als nur Strom. Es entsteht nachhaltiger Wandel – Projekt für Projekt.
- Lesen Sie, wie die EIB die Athener U-Bahn unterstützt und wie sie der Insel Kreta hilft, sich an den Klimawandel anzupassen