Digitaler Versicherungsmakler CLARK übernimmt finanzen Group der Allianz und wird dadurch zum Einhorn. Dabei hilft der Risikokapitalfonds coparion, auch mit staatlichen und EIB-Mitteln

Alles fing damit an, dass Christopher Oster seine Versicherungen sichten wollte, um zu sehen, welche Verträge er wirklich braucht. Schnell stellte er fest, dass das ohne fremde Hilfe unmöglich war. Da seine Suche nach einem Online-Versicherungsmakler ergebnislos blieb, nahm er die Sache selbst in die Hand. „Ich wollte dieses ganz konkrete Problem lösen und meine Versicherungen einfacher managen. Als ich nichts Passendes finden konnte, habe ich beschlossen, CLARK zu gründen.“ Heute ist das Unternehmen ein Einhorn.

Oster ist der CEO des 2015 gegründeten Online-Versicherungsmaklers. Mit einem personalisierten, benutzerfreundlichen Verfahren und einer digitalen Plattform will CLARK das Thema private Versicherungen vereinfachen. „Uns war klar, dass wir Versicherungen nicht sexy machen können“, so Oster. „Aber wir wollten es unseren Kunden leichter machen, indem wir alle ihre Verträge an einem Ort sammeln, ohne dass sie verschiedene Apps und Plattformen nutzen müssen.“

Im November übernahm CLARK das Unternehmen finanzen Group von der Allianz. Über einen Anteilstausch wurde Allianz zum Minderheitsgesellschafter von CLARK. Und Clark wurde zum Einhorn. So bezeichnet man in der Risikokapitalbranche ein Start-up mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar. Um diesen Status zu erreichen, brauchte CLARK ein gutes Produkt – und finanzielle Unterstützung von institutionellen Risikokapitalinvestoren wie coparion. Der deutsche Risikokapitalfonds wird unter anderem von der Europäischen Investitionsbank unterstützt. Als Bank der EU will sie die Lücke auf dem europäischen Risikokapitalmarkt und dem Markt für Start-up-Finanzierungen schließen.

Ein One-Stop-Shop für alle Versicherungen

Wer sich bei CLARK registriert, muss zunächst ein paar Fragen über seine vorhandenen Versicherungen und seine Familiensituation beantworten. Nach Unterzeichnung des Maklervertrags greift CLARK auf alle Policen zu, indem es sie direkt bei den Versicherungsträgern anfordert.

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© Clark

Auf der Plattform des Unternehmens können sich die Kunden einen Überblick über alle ihre Versicherungsverträge verschaffen – bewertet nach Preis, Zuverlässigkeit und Leistungen und je nach Risikoprofil und Lebenssituation. Dann können sie den Empfehlungen der Plattform folgen.

 „Das ist so, als säße der Kunde zusammen mit 100 Personen am Tisch, die jeweils eine Versicherungspolice darstellen“, so Oster. „Wir stehen neben ihm und sagen ihm, welche er kaufen sollte und welche lieber nicht.“

Der Weg zum deutschen Einhorn

Möglich gemacht hat das Geschäft mit der Allianz und damit den Einhorn-Status von CLARK unter anderem der Risikokapitalfonds coparion. Coparion startete 2016 mit mehr als 275 Millionen Euro aus staatlichen deutschen Quellen und dem Auftrag, deutsche Technologieunternehmen wie CLARK zu fördern.

„Das Team von CLARK ist sehr praxisorientiert und hat viel Erfahrung“, so Felix Raasch, Investmentexperte bei coparion. „Wir haben gleich gesehen, dass das Produkt Potenzial hat. Und dass das Team das Zeug hat, etwas Großes zu schaffen. Seine Erfolgsbilanz hat uns darin nur noch bestätigt.“

Der Einhorn-Status ist jedoch nur ein Meilenstein. Oster weiß, dass die Reise von CLARK noch nicht zu Ende ist: „Es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Wir möchten der größte Versicherungsmakler Europas werden. Dank unserer Arbeit, aber auch der Beteiligung von coparion, anderer Risikokapitalfonds und der Europäischen Investitionsbank können wir weiterhin in großen Dimensionen träumen.“

EIB investiert über coparion in deutsches Einhorn-Start-up

Die Europäische Investitionsbank will das Interesse an europäischen Risikokapitalfonds erhöhen. Die Fonds sollen mehr Geld erhalten, um innovative neue Unternehmen zu fördern, denn die haben im Vergleich zu ihren Pendants in Asien und den USA in puncto finanzieller Unterstützung das Nachsehen. „Wir haben den Sprung mit coparion gewagt. Und die Ergebnisse unserer Investition sind sehr erfreulich“, so Frederic Klohe, Kreditreferent in der EIB. „Der EIB geht es bei ihren Risikokapital-Investments nicht nur um gute Renditen.“ Sein Kollege, Michael Raschke, Leiter des EIB-Referats Deutsche Banken, sieht das ähnlich: „Es geht auch darum, in die Zukunft zu investieren. Denn Risikokapitalfonds wie coparion können das soziale und wirtschaftliche Umfeld verändern. Sie unterstützen lokale Initiativen, neue Ideen und Technologien, und bringen Branchenumwälzungen voran. Genau das brauchen wir. Wir müssen über den eigenen Tellerrand blicken.“

Kleine Unternehmen haben oft großes Potenzial. Durch Beteiligungen an diesen Unternehmen prägen Risikokapitalfonds die künftige Entwicklung der europäischen Wirtschaft entscheidend mit.

„Risikokapitalfonds investieren in den wirtschaftlichen Wohlstand künftiger Generationen“, so Raasch. „Sie verhelfen Unternehmen zu einem deutlichen Wachstum, ähnlich wie bei Google oder Uber. Das bringt mehr Arbeitsplätze, neue Technologien und Produkte, die neue Kundenbedürfnisse erfüllen.“