Mit einem Kredit der EU und Schützenhilfe aus der Schweiz erhalten georgische Bergdörfer neue Impulse

 

Zur georgischen Identität gehört untrennbar die Landwirtschaft. Die Hälfte des Landes ist Ackerland, und etwa jeder zweite Erwerbstätige bewirtschaftet einen eigenen kleinen Hof.

Aber die Familien produzieren nicht viel und führen oft ein sehr karges Leben. Besserung bringen soll eine neue Berufsschule im Gebirgsdorf Sarkineti nahe Dmanisi, 120 Kilometer von der Hauptstadt Tiflis entfernt. Dahinter steht die Zusammenarbeit mit einer renommierten schweizerischen Landwirtschaftsschule.

„Die Natur in Dmanisi ist ganz ähnlich wie in der Schweiz“, so die Schuldirektorin Tinatin Makharadze. „Aber wirtschaftlich geht es uns nicht sonderlich gut. Die Käserei-Berufsschule bringt neues Leben und neue Verdienstmöglichkeiten in die Region.“

Die „Schweizerische Agrarschule Kaukasus“ bietet im Schulterschluss mit dem eidgenössischen Plantahof Schulungen und Ausbildungsgänge für Viehzucht und Milcherzeugung an. Sogar eine eigene Käserei und einen Milchviehbetrieb plant die private gemeinnützige Initiative. Das nötige Geld kommt aus einem Darlehen der Bank of Georgia und aus Zuschüssen der schweizerischen und georgischen Partner, der Schweizer Agentur für Entwicklung und Zusammenarbeit und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen.

„Solche Projekte helfen der georgischen Landwirtschaft, sich internationaler aufzustellen“, erklärt Misha Kiphiani von der Bank of Georgia. „Auf dem georgischen Markt ist der Käse, den die schuleigene Käserei produzieren wird, sehr begehrt.“

>@Vladimir Valishvili/UNDP
© Vladimir Valishvili/UNDP

Ein geschätzter EU-Nachbar

Die Europäische Investitionsbank unterzeichnete mit der Bank of Georgia einen Kredit über 50 Millionen Euro für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Betriebe bis 3 000 Mitarbeiter. Ein erster Teil des Geldes floss 2020. Die Bank of Georgia reicht es weiter an einheimische Firmen und Einrichtungen wie die schweizerische Agrarschule Kaukasus.

Erstmals wurde damit ein Kredit der EIB an die Bank of Georgia teilweise in Landeswährung vergeben. Der große Vorteil: Den Endkunden bleibt das Wechselkursrisiko erspart.

„Der Kredit der Europäischen Investitionsbank hat einen Soforteffekt, wirkt sich aber auch langfristig auf den Markt aus“, so Levan Kobiashvili, bei der Bank of Georgia für Finanzierungsgeschäfte zuständig. „Wir haben die günstigen Konditionen an kleine Unternehmen weitergegeben – ein wichtiges Kundensegment für uns.“

Andreas Berkhoff betreut den Kredit bei der Europäischen Investitionsbank und erklärt, die attraktive Finanzierung in Landeswährung sei Zuschüssen der Europäischen Kommission unter der Initiative für eine vertiefte und umfassende Freihandelszone Ost zu verdanken.

„In Georgien sind kleine Betriebe das Rückgrat der Wirtschaft“, so Berkhoff. „Von der Kooperation zwischen Georgien und der EU können sie nur profitieren. Wir arbeiten dabei Hand in Hand mit der EU-Delegation und der Kommission. Den Rahmen dafür bildet die Östliche Partnerschaft.“

Die EU fördert kleine und mittlere Unternehmen in den Ländern der Östlichen Partnerschaft unter der Klammer der EU4Business-Initiative. Als Schlüsselpartner dieser Initiative bietet die Europäische Investitionsbank-Gruppe verschiedene Produkte an:

  • Langfristige Finanzierungen aus eigenen Mitteln für Banken, die das Geld an KMU und Betriebe mit bis zu 3 000 Beschäftigten weiterreichen. Für diese Kredite gibt es eine Garantie unter dem EU-Außenmandat. Werden sie in Landeswährung vergeben, kommen sie auch für EU-Zuschüsse infrage.
  • Finanzierungen und technische Beratung für Mikrofinanzunternehmen unter Nutzung der Garantie der DCFTA-Initiative Ost.
  • Die EIB-Gruppe bietet zwei KMU-Garantieprodukte an. Die DCFTA-Initiative Ost mit dem Europäischen Investitionsfonds als Partner konzentriert sich auf den Zugang zu Finanzierungen. Dagegen richtet sich die vom Europäischen Investitionsfonds verwaltete InnovFin-Garantiefazilität unter dem Horizont 2020-Programm an KMU mit Fokus auf Forschung und Innovation.
  • Die EIB bietet neben Krediten auch technische Hilfe an. Damit verbessern Banken ihre Kreditvergabe an KMU und erweitern ihr Projektportfolio um die Klimafacette. Ermöglicht wird die technische Hilfe durch Beiträge der Mitgliedstaaten in einen Treuhandfonds der EIB.

„Um unterversorgte Segmente des KMU-Marktes zu erreichen, nutzen wir eine breite Palette von Instrumenten und zapfen verschiedene Kanäle an – auch kleinere Banken über unsere EIB-Outreach-Initiative“, so Berkhoff. „Letztlich wollen wir immer sicherstellen, dass kleinste, kleine und mittelgroße Unternehmen an die nötigen Finanzierungen kommen und ihre Ideen umsetzen können.“

Die Europäische Investitionsbank-Gruppe ist Teil von Team Europe. Dieses Hilfspaket hat die EU geschnürt, um Georgien und anderen Partnerländern in der Coronakrise zu helfen. Es umfasst zusätzliche Finanzmittel, die kurzfristig und flexibel vergeben werden können, damit die Wirtschaft schneller aus der Krise herausfindet.

Mithilfe von Team Europe und in Einklang mit ihren Covid-19-Notfallmaßnahmen unterzeichnete die Bank der EU im Dezember 2020 mit der Bank of Georgia ein weiteres Darlehen über 25 Millionen Euro. Für die Finanzierung im Gesamtvolumen von 75 Millionen Euro gelten flexible Förderkriterien.

Wo das Gras noch grüner ist

Die ersten Käser aus der Schweiz kamen im späten neunzehnten Jahrhundert nach Georgien. In dieser Tradition wird die schweizerische Landwirtschaftsschule ab Frühjahr 2021 jährlich bis zu 15 Auszubildende aufnehmen. Außerdem können bis zu 400 Landwirtinnen und Landwirte kürzere Schulungen zu speziellen Themen belegen.

Die Gebühren für die Schülerinnen und Schüler, hauptsächlich aus einkommensschwachen Familien der Gebirgsdörfer, übernimmt weitgehend die private Stiftung, die die Schule auch gegründet hat.

Ein Schweizer Käsemeister leitet die Produktion und wacht über eine sechsköpfige Belegschaft.

Auf den saftigen Weiden der Umgebung sollen später 50 original Schweizer Kühe grasen. Aus ihrer Milch wird in einem 2 000-Liter-Kessel der Käse hergestellt.

„Unser Projekt wird wahr, das macht mich unglaublich glücklich“, freut sich Makharadze. „Wir zeigen den Familien hier, dass sie mit den Ressourcen vor ihrer Haustür und mit einfachen, aber wirkungsvollen Methoden das umsetzen können, was sie bei uns in der Schule lernen.“