Koiki setzt auf Menschen mit Behinderung – und hat dank Corona alle Hände voll zu tun

Von Chris Welsch

Aitor Ojanguren beschäftigt in seinem Unternehmen Koiki Menschen mit Behinderung. Sie tragen in den engen, verstopften Straßen europäischer Städte Pakete aus. Wegen Corona musste er anfangs 80 Prozent seiner Paketzentren schließen. Mittlerweile konnte er die Hälfte wieder öffnen und kann sich vor Kundenanfragen kaum retten.

„Wir haben Glück: In Spanien boomt der Online-Handel, wie wohl überall auf der Welt. Deswegen muss viel ausgeliefert werden“, meint Aitor, der selbst in Madrid lebt. „In den geöffneten Paketzentren hat sich die Nachfrage verdoppelt. Wir kommen kaum noch hinterher.“

Das Koiki-Netzwerk mit 110 Beschäftigten in 16 spanischen Städten wuchs vor dem Ausbruch der Pandemie rasant. „2019 haben wir um 100 Prozent zugelegt, und für dieses Jahr hatten wir mindestens ebenso viel erwartet“, so Aitor.

Dank einer Investition von Repsol Impacto Social, der Stiftung eines spanischen Ölunternehmens, konnte Koiki schneller wachsen. Bald will es nach Portugal expandieren. Repsol hat sich den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens und dem Umstieg auf saubere Energie verpflichtet. Koikis Philosophie passt also hervorragend: Gemäß seinem Leitsatz „weniger Verkehr und weniger Verschmutzung“ liefert es Pakete zu Fuß oder mit dem Fahrrad aus.

Koiki ist einer der Gewinner des Wettbewerbs für Soziale Innovation. Damit zeichnet das EIB-Institut jedes Jahr europäische Unternehmen, die soziale, ethische oder ökologische Ziele verfolgen.

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Koiki-Gründer Aitor Ojanguren zufolge hat sich die Nachfrage verdoppelt, und das Geschäft hat sich dauerhaft verändert

Eine Chance für Menschen mit Behinderung

Aitor gründete sein Unternehmen im Jahr 2014. Er erkannte den Bedarf für einen Nachbarschafts-Lieferdienst in den überfüllten europäischen Städten. Gleichzeitig sah er die Chance, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen und sie besser zu integrieren. Außerdem bietet Koiki einen persönlichen Service, etwa die Lieferung zum Wunschtermin und immer durch die gleiche Person. Das können die großen Konkurrenten im Markt kaum leisten.

Koiki arbeitet mit öffentlichen und privaten Organisationen zusammen, die sich für Menschen mit Behinderung einsetzen. Sie helfen dem Unternehmen bei der Suche nach Personal für die Zustellung. Die Auslieferer erhalten dann eine mobile App, mit der sie Barcodes einlesen, den Sendungsverlauf verfolgen und die Zustellung bestätigen.

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Koiki haben eine Behinderung und leben in Wohngruppen. Deswegen lassen ihre Betreuungseinrichtungen während der Pandemie äußerste Vorsicht walten. Viele der regulären Auslieferer bleiben zu Hause. Aitor musste deswegen anfangs viele Paketzentren schließen und setzt in der Zwischenzeit auf Fahrradkuriere.

Er glaubt, dass die Dinge nie wieder so werden, wie sie einmal waren. „Die Nachfrage nach unseren Diensten hat sich verdoppelt. Der Online-Handel ist einer der wenigen Wirtschaftsbereiche, die momentan boomen. Viele bestellen gerade zum ersten Mal im Internet. Und wenn die Krise vorbei ist, werden sie dabei bleiben.“