Neues BioSense-Gebäude in Novi Sad für Forschung und Start-ups beflügelt digitale Innovationen für die Landwirtschaft

Knappe Nahrungsmittel sind ein globales Problem und jeder Beitrag zu seiner Lösung ist von unschätzbarem Wert. Dank der digitalen Innovationen des BioSense-Instituts in Novi Sad können serbische Landwirtinnen und Landwirte ihre Felder besser bearbeiten, mehr anbauen und ihre Erträge steigern. Das Institut hat mit seinen Innovationen weltweite Anerkennung erlangt und spielt bei der Digitalisierung der Landwirtschaft ganz vorne mit.

Aber es will noch viel mehr. Das zeigt sich in seinem neuen Gebäude, das Ende April offiziell eröffnet wurde. Die hochmodernen Einrichtungen mit einer Fläche von fast 7 000 Quadratmetern sollen Serbien nun in eine neue Ära der digitalen Landwirtschaft führen.

„Mit unseren Labors für Spitzenforschung schlagen wir heute ein neues Kapitel in den Bereichen Mikro- und Nanotechnologie auf“, sagt Institutsleiter Vladimir Crnojević. „Wir haben ein großes Rechenzentrum, das künstliche Intelligenz, Satellitenbilder, Bioinformatik und andere künftige Anforderungen unterstützt.“



Adresse für Top-Talente aus aller Welt

Der neue Komplex gehört zur Universität von Novi Sad und bietet Platz für rund 250 Forschende sowie Start-ups, die an innovativen Lösungen für die Landwirtschaft und die Biotechnologie arbeiten. BioSense bietet wettbewerbsfähige Dienstleistungen und digitale Innovationen und verknüpft Forschung, Unternehmertum, Wissenschaft und marktreife Lösungen.

„Serbien ist heute ein international anerkannter Forschungsstandort“, betont Vesna Bengin, die das Institut mitgegründet hat. „Spitzenforscherinnen und -forscher aus der ganzen Welt bewerben sich auf unsere Stellenanzeigen. Studierende in Serbien wählen ihre Fächer mit Blick auf einen potenziellen Job am BioSense-Institut und bauen ihre wissenschaftlichen Karrieren in ihrem eigenen Land auf. Was wir erreicht haben, ist unglaublich.“

Das Forschungszentrum beschäftigt zwar bereits Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt, will aber mit seiner neuen, hochmodernen Ausrüstung sein wissenschaftliches Potenzial noch weiter stärken.

„Das Institut kann künftig mehr Spitzentalente anziehen, nicht nur aus Serbien, sondern aus der ganzen Welt“, sagt Felicitas Riedl, Leiterin der Abteilung Innovation und Wettbewerbsfähigkeit bei der Europäischen Investitionsbank. „In Novi Sad haben wir eine einzigartige Möglichkeit, nachhaltige, digitale Lösungen für die Landwirtschaft zu entwickeln. Und die brauchen wir, um den Klimawandel und die Ressourcen- und Nahrungsmittelknappheit in den Griff zu bekommen.“

Greifbare digitale Lösungen für die Landwirtschaft

Das neue Gebäude ist das erste seiner Art, das jemals in Serbien und in den Balkanländern gebaut wurde. Seine Konstruktion verhindert Vibrationen und erlaubt so den Einsatz hochempfindlicher Geräte für die Entwicklung von Sensoren sowie für Mikro- und Nanotechnologien.

„Das BioSense-Exzellenzzentrum wird dem Agrarsektor greifbare digitale Lösungen bieten“, sagt Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend. „Es ist ein Leuchtturm der Exzellenz in Forschung und Innovation in Serbien und im gesamten Westbalkan.“  

Innovationen für eine nachhaltige Landwirtschaft

Finanziert wurde der Bau mit EU-Zuschüssen von 14 Millionen Euro aus dem ANTARES-Projekt, das BioSense zu einem „europäischen Exzellenzzentrum“ machen soll. Weitere 20 Millionen Euro kamen von der EIB und vom serbischen Staat. Der Beitrag der EIB stammte aus einem 2010 unterzeichneten Darlehen für Forschung und Entwicklung in Serbien. Die EIB hat im Westbalkan seit 2005 rund 415 Millionen Euro für den Bau, die Sanierung und die Digitalisierung von Bildungs- und Forschungseinrichtungen bereitgestellt.

Mit einem Budget von fast 30 Millionen Euro ist ANTARES das größte Forschungsprojekt, das jemals von der EU in Serbien finanziert wurde. Durch das Projekt konnte das BioSense-Institut sein Team von 50 Mitarbeitenden im Jahr 2017 auf über 140 vergrößern. Davon haben mehr als 50 promoviert. 

Mit kleinen Dingen Großes bewirken

Das Institut hat den serbischen Landwirtinnen und Landwirten mit seinen Innovationen bereits zuverlässige Tools an die Hand gegeben. Mehr als 20 000 nutzen eine digitale Plattform namens Agrosense, die Zugang zu Daten wie Wettervorhersagen und Satellitenbildern von Anbaufeldern bietet. Mit Informationen über das Pflanzenwachstum, die Intensität der Photosynthese und die Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen können sie so jeden Schritt ihrer Produktion optimieren.

Das Institut hat auch mithilfe von KI-Algorithmen eine Methode zur frühzeitigen Vorhersage von Weizenerträgen entwickelt. Ein Gerät, der sogenannte Plant-O-Meter, strahlt Licht aus ausgewählten Bereichen des Spektrums aus, das von der Pflanze reflektiert wird, und gibt nach wenigen Sekunden Aufschluss über ihren Zustand. Die Daten werden dann zusammen mit dem GPS-Standort der Probe per Bluetooth an das mit dem Gerät verbundene Smartphone des Landwirts gesendet.

„Die digitale Landwirtschaft ist eine Synergie zwischen Technologie und Landwirtschaft, die in Zeiten des Klimawandels sicherstellt, dass die Landwirtschaft nachhaltig ist und bessere Ergebnisse erzielt. Mit dieser Unterstützung bleiben unsere Landwirtinnen und Landwirte auch in Zukunft wettbewerbsfähig“, so die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabić.

Die wohl bekannteste Erfindung von BioSense ist ein Roboter namens Lala, der in einem vorgegeben Bereich des Feldes den Boden abtastet und sofort analysiert. Dies erleichtert Entscheidungen über Aussaat, Bewässerung und den Einsatz von Düngern, Pestiziden und Herbiziden. Lala erhielt Förderung aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der EU.