Ein Mailänder Unternehmen setzt auf Berufsberatung mit künstlicher Intelligenz – damit Jobsuchende gewappnet sind, wenn aus der Coronakrise eine Wirtschaftskrise wird

Von Chris Welsch

Während sich Mailand größtenteils im Lockdown befindet, geht es für das Team der digitalen Berufsberatung Jobiri rund.

„Seit Beginn der Krise verzeichnen wir 90 Prozent mehr Anmeldungen und Seitenklicks“, sagt COO Margherita Vigo.

Die Online-Plattform Jobiri will mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen Arbeitgeber mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern zusammenbringen. Das Unternehmen wuchs auch vor der Krise schon rapide, weil Jobvermittlungen an Unis und Berufsschulen oder andere Agenturen nach neuen Wegen suchten. Auf der Seite sind derzeit über 50 000 Jobsuchende registriert, hauptsächlich aus Italien.

 

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Jobiri-Mitgründer Claudio Sponchioni sieht in Italien künftig großen Berufsberatungsbedarf.

Aus Sicht von Jobiri-Mitgründer Claudio Sponchioni brauchen wir in der Coronakrise einen neuen Zusammenhalt in der Gesellschaft. „In ein paar Monaten kommt eine zweite Krise, und zwar in der Wirtschaft. Berufliche Hilfestellung wird dann sehr gefragt sein. Deswegen bieten wir allen Interessierten ein kostenloses Coaching an.“

Zentrale Anlaufstelle für Arbeitssuchende

Die Plattform der Brüder Claudio und Roberto Sponchioni ist eine zentrale Anlaufstelle für Arbeitssuchende, die gegen eine geringe monatliche Gebühr oder kostenlos über eine Begleiteinrichtung Zugang zur Website erhalten.

Auf jobiri.com erhalten Jobsuchende Karriereplanung, Beratung und einen Überblick über offene Stellen – alles aus einer Hand. Eine digitale Beratungsplattform unterstützt die Kandidaten auf ihrem Weg zur erfolgreichen Bewerbung. Sie können ein Probeinterview aufnehmen und erhalten Feedback, wie sie sich am besten präsentieren können. Dabei wird alles analysiert, vom Blickkontakt bis hin zu den Antworten. Außerdem besteht die Möglichkeit, Videokonferenzen abzuhalten – was auf einmal überall gefragt ist. 

Neustart für die Wirtschaft

Jobiri zählte 2018 zu den Finalisten im Wettbewerb für Soziale Innovation. Damit zeichnet das EIB-Institut jedes Jahr europäische Unternehmen aus, die soziale, ethische oder ökologische Ziele verfolgen. Das Unternehmen beschäftigt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den nächsten Monaten sollen zwei weitere Python-Entwickler hinzukommen. Sponchioni hofft, dass Jobiri der italienischen Wirtschaft beim Neustart und bei der Neuausrichtung helfen kann, wenn sich die Krisenlage etwas bessert.

Sponchioni: „Die Pandemie ist eine Herausforderung, bietet aber auch viele Chancen. Die Menschen erkennen die Vorteile neuer Technologien. Ohne diese Technologien stünden wir jetzt auf verlorenem Posten und könnten nicht arbeiten. Die plötzliche Krise treibt alles voran.