Wir müssen die Erderwärmung drosseln. Gleichzeitig geht es aber auch darum, die Menschen vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Deshalb sind Anpassungsprojekte so wichtig. Lesen Sie, wie multilaterale Entwicklungsbanken dafür das notwendige Kapital mobilisieren

Die letzten acht Jahre waren die heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnung, heißt es von der Weltorganisation für Meteorologie. Das Jahr 2022 brachte weltweit schwere Überschwemmungen und Dürren, deren Folgen die Menschen und die Wirtschaft noch lange belasten werden. Doch das ist erst der Anfang. Wenn die Länder bei den aktuellen nationalen Klimaplänen nicht nachlegen, steuert die Welt bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine Erwärmung um 2,8 Grad zu. Die Konsequenzen wären für uns alle verheerend. „Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal“, so die düstere Prognose von UN-Generalsekretär António Guterres.

Auf der 27. UN-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh ringen die Delegierten um Lösungen für die Folgenanpassung in besonders klimaanfälligen Ländern. Und das Global Centre on Adaptation bringt es in seinem jüngsten „State and Trends in Adaptation Report 2022“ auf den Punkt: Wir müssen die Klimaanpassung bei allem berücksichtigen, was wir tun.

Schlüsselwort Zusammenarbeit

Multilaterale Entwicklungsbanken spielen bei grünen Investitionen für mehr Klimaresilienz weltweit eine wichtige Rolle. 2021 stellten sie mehr als 19 Milliarden Euro für Anpassungsprojekte bereit, Tendenz steigend. Aber wir müssen noch viel mehr für besonders gefährdete Regionen tun.

Auf der COP27 gaben die multilateralen Banken eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie mehr Mittel für die Klimaanpassung zusagen. Das Geld soll vor allem Ländern mit niedrigem Einkommen, kleinen Inselentwicklungsländern und benachteiligten Bevölkerungsgruppen zugutekommen. Am Thementag zu Anpassung und Landwirtschaft organisierten die Banken eine gemeinsame Veranstaltung zur Anpassungsfinanzierung. Dort habe ich die aktualisierte Methodik der multilateralen Entwicklungsbanken zur Erfassung solcher Finanzierungen vorgestellt. Die Stärken der Methodik:

  • Sie definiert klar, was als Anpassungsinvestition zählt.
  • Sie erfasst den Anpassungsbedarf in den verschiedenen gefährdeten Sektoren besser.
  • Sie berücksichtigt eine breitere Palette von Produkten, die multilaterale Entwicklungsbanken derzeit für die Anpassungsfinanzierung verwenden.

Das klingt vielleicht sehr technisch. Aber die Methodik ist äußerst wichtig, um zu verstehen, wie wir Menschenleben und Existenzgrundlagen vor den Klimafolgen schützen können. Das Spektrum reicht von kleinen Maßnahmen zum Schutz von Hab und Gut bis hin zu radikalen Änderungen, um die Wirtschaft klimaresilient zu machen.

Unser Klimaanpassungsplan

Die EIB setzt gerade ihren ersten Anpassungsplan um, den sie 2021 auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow vorgestellt hat. Er setzt drei Schwerpunkte:

  • Finanzierungen gegen Klimarisiken beschleunigen
  • verlässliche Daten über Klimarisiken bei jedem Projekt
  • Hilfe für am wenigsten entwickelte Länder und kleine Inselentwicklungsländer

Finanzierungen beschleunigen

Marktversagen bremst Investitionen in die Klimaanpassung auf breiter Front aus. Deshalb will die EIB ihre Finanzierungen in diesem Bereich bis 2025 verdreifachen. Dafür sind wir bereit, höhere Risiken einzugehen. Normalerweise finanzieren wir höchstens 50 Prozent der Projektkosten. Bei Anpassungsprojekten liegt die Obergrenze nun bei 75 Prozent. In kleinen Inselentwicklungsländern, am wenigsten entwickelten Ländern und anderen besonders gefährdeten Regionen sind es sogar 100 Prozent.

Intelligente Lösungen

Klimaschutz, Innovation und Entwicklung gehören untrennbar zusammen. Deshalb kommt es für eine intelligente, systematische Anpassung auf gute Zusammenarbeit an, zum Beispiel, um die Klimadatenlücke zu schließen. Dazu haben die EIB und das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage mit seinem Erdbeobachtungsprogramm Copernicus eine Partnerschaft begründet, die uns enorm weiterbringt. Künftig können wir unseren Kunden in aller Welt hoch aufgelöste Klimadaten zur Verfügung stellen.

Als öffentliche Bank helfen wir nach Kräften, das Risiko von Investitionen in innovative Anpassungslösungen zu verringern. Bei solchen Projekten geht es etwa um Technologien zum Wassersparen oder zur Vorhersage extremer Wetterereignisse, um die Züchtung dürreresistenter Pflanzen sowie um die satellitengestützte Erdbeobachtung. Dabei arbeiten wir eng mit dem Privatsektor zusammen – von kleinen landwirtschaftlichen Erzeugern bis hin zu Großunternehmen. Ein Beispiel ist der Klimaresilienz-Fonds CRAFT, der sich als erster Fonds an privaten Unternehmen beteiligt, die in Entwicklungsländern Lösungen für die Anpassung an den Klimawandel anbieten.

Anpassung in Afrika

Wir wollen die Anpassung auch systemweit vorantreiben, jenseits der einzelnen Projekte. Dazu arbeiten wir mit Ländern zusammen, um von den nationalen Anpassungsplänen und ‑strategien zu einer Pipeline von Projekten zu kommen, die wir finanzieren können.

Anfang 2022 ging die EIB Global an den Start, unser neuer Geschäftsbereich für Entwicklungsfinanzierung. Jetzt kann die EU Investitionen in die Klimaanpassung noch besser unterstützen, mit mehr Personal und Kompetenz vor Ort, besser zugeschnittenen Finanzierungslösungen und einem starken Ansatz im Team Europa. In Afrika stehen wir Seite an Seite mit dem Africa Adaptation Acceleration Program der Afrikanischen Entwicklungsbank und prüfen, wie wir unsere europäische Beratungsplattform ADAPT vielleicht auch Kunden weltweit zugänglich machen können.

Projekte multilateraler Entwicklungsbanken

Was finanzieren wir konkret?

In Benin unterstützen wir acht Sekundärstädte beim Aufbau klimaresilienter Infrastruktur. Dabei geht um den Ausbau und die Sanierung von Regenwassernetzen und der dazugehörigen Straßen. 300 000 Menschen in den Lowlands von Lesotho bekommen Zugang zu aufbereitetem Wasser aus der Leitung. In Kenia investieren wir in Kühlkettenlösungen, um Arznei- und Lebensmittel vor extremer Hitze zu schützen.  Gemeinsam mit der Afrikanischen Entwicklungsbank und dem Africa Adaptation Acceleration Program unterstützen wir im gambischen Banjul den Bau von Hafenanlagen, die einem steigenden Meeresspiegel standhalten können.

Es gibt noch viel zu tun, damit mehr Geld bei denen ankommt, die es am dringendsten brauchen. Und die Zeit drängt. Wir können nicht so tun, als gäbe es keinen Klimawandel. Er ist da. Und wir müssen ihn nicht nur eindämmen, sondern auch dafür sorgen, dass alle Menschen vor den Folgen geschützt sind.