EIB-Vizepräsidentin Teresa Czerwińska hat heute an einer Ministerkonferenz teilgenommen, die vom französischen Bildungsministerium organisiert wurde. Geleitet wurde die hochrangig besetzte Konferenz vom französischen Bildungsminister.
Vizepräsidentin Czerwińska nahm teil an der Podiumsdiskussion „Wie soll die europäische Strategie zur Förderung hochwertiger Investitionen in die Bildung aussehen?“.
Die weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren:
- Emil Boc – Europäischer Ausschuss der Regionen, Bürgermeister von Cluj-Napoca, Rumänien,
- Li Andersson – Bildungsministerin, Finnland,
- Simona Kustec – Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Sport, Slowenien,
- Jean-Michel Blanquer – Minister für Bildung, Jugend und Sport, Frankreich.
Gesprächsthema war eine gemeinsame europäische Strategie für hochwertige Investitionen. Die Bildungsinfrastruktur ist wichtig für Europas Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sowie eine nachhaltige Entwicklung. Als Partner der EU-Einrichtungen und der EU-Länder stellt die EIB langfristige Gelder für diesen Sektor bereit, der stark von öffentlichen Investitionen abhängt und auf lange Sicht planen muss.
Den Teilnehmenden wurden zwei Fragen gestellt, die Teresa Czerwińska wie folgt beantwortete:
Frage: Die Europäische Kommission konzentrierte sich in ihrem Zwischenbericht über hochwertige Investitionen in die allgemeine und berufliche Bildung auf vier Schlüsselbereiche. Wie fördert die Europäische Investitionsbank Investitionen in diesen Bereichen?
Die EIB betrachtet Bildung als essenziell für Europas Wachstum, Innovation und Inklusion, um Kompetenzen zu stärken, Chancen zu schaffen und die Entwicklung der Mitgliedsländer voranzutreiben. Besser ausgebildete Menschen tragen nicht nur zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, sondern sind angesichts des Technologiewandels auch resilienter, gut gegen die Klimafolgen gewappnet und können besser gegen Ungleichheiten vorgehen. Wenn sie Bildungsprojekte fördert, ist die EIB also darauf bedacht, dass die Investitionen diesen Herausforderungen begegnen.
Aus dem Bericht der Kommission, den wir sehr zu schätzen wissen, möchte ich gerne zwei Aspekte herausgreifen:
- Der erste betrifft die Unterstützung der Bildungsinfrastruktur, in der wir über großes Know-how verfügen. Seit 2000 haben wir dafür mehr als 49 Milliarden Euro vergeben. Die EIB hat bereits vielfältige Projekte gefördert – von der frühkindlichen Bildung, Grund- und Sekundarschulen über die berufliche Aus- und Weiterbildung bis hin zu Universitäten. Dabei beobachten wir, dass die Investitionsaufwendungen in vielen Mitgliedsländern gerade einmal die „dringendsten Bedürfnisse“ decken. Alles, was darüber hinausgeht, bleibt auf der Strecke. Auch für gründliche Überlegungen und Priorisierungen reicht es nicht aus. Das heißt: Während technologische und sektorale Entwicklungen pädagogische Innovationen erfordern und – so steht es auch im Bericht – durch bewusst gestaltete neue Lernumgebungen beflügelt würden, reichen die Investitionen in den meisten Mitgliedstaaten gerade aus, um den Status quo aufrechtzuerhalten oder auf Notfälle zu reagieren. Investitionen müssen ganz klar stärker gefördert werden, damit die Mitgliedsländer Strategien entwickeln können, um den Bildungssektor auf den grünen und den digitalen Wandel vorzubereiten und für mehr Inklusion und Nachhaltigkeit zu sorgen. Wenn wir innovative Projekte oder eine komplette Überholung pädagogischer Konzepte unterstützen, dann entfalten die EIB-Mittel ihre größte Wirkung. In den letzten Jahren begleitete die EIB beispielsweise in Wien oder mehreren finnischen Städten Behörden dabei, die Bildungsinfrastruktur zu erneuern. Dabei standen nicht nur die besten Bauweisen, sondern auch zeitgemäße pädagogische Grundsätze im Mittelpunkt. In Frankreich haben wir in den vergangenen zehn Jahren die Sanierung und den Ausbau von Grund- und Sekundarschuleinrichtungen in vielen Regionen und Departements finanziert. So haben wir etwa in Guadeloupe mit 90 Millionen Euro die Lernbedingungen von 2 800 Sekundarschülerinnen und -schülern – das sind 15 Prozent – verbessert und die Gebäude an den Klimawandel angepasst.
- Zweitens möchte ich auf die Digitalisierung und digitale Kompetenzen eingehen. Im Bericht heißt es, dass der Fernunterricht während der Pandemie drastische Mängel bei den digitalen Kapazitäten der Bildungssysteme aufgedeckt hat, sowohl bei der Ausstattung als auch bei der Fähigkeit der Lehrkräfte, digitale Werkzeuge sinnvoll in den Unterricht einzubauen. Wir wissen aber, dass Bildung sehr wichtig ist, um Menschen digitale Kompetenzen zu verleihen und sie für die Jobs und Berufe der Zukunft fit zu machen. Unsere Investitionsumfrage ergab außerdem, dass der Fachkräftemangel ein wesentliches strukturelles Hindernis für Investitionen europäischer Firmen ist. Das anhaltende Kompetenzproblem zeigt uns: Wenn diese europäische Herausforderung nicht behoben wird, leidet darunter unsere Fähigkeit zu Innovation und Wachstum.
Die EIB ist davon überzeugt, dass Investitionen in die Integration digitaler Werkzeuge in Lehrpläne und gleichzeitig in das Know-how und die Kompetenzen von Lehrkräften den Schülerinnen und Schülern sowie kommenden Generationen zugutekommen. Wir fördern Investitionen in digitale Strategien der Bildungsanbieter, denn wir betrachten sie als Teil einer umfassenderen Strategie, um die Bildungssysteme an die grüne und die digitale Wende anzupassen und benachteiligteren Bevölkerungsgruppen besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Dabei sehen wir gute Synergien mit anderen europäischen Finanzierungsmöglichkeiten. In Kroatien haben JASPERS und die EIB zur E-Schools-Initiative beigetragen, die Investitionen umfasst, um die digitale Infrastruktur der öffentlichen Grund- und Sekundarschulen zu verbessern, digitale Lern- und Lehrinhalte zu entwickeln und die digitalen Kompetenzen von Lehrkräften und Schulleitenden zu stärken. Sowohl die Pilotphase als auch die nationale Umsetzung wurden mit Zuschüssen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und dem Europäischen Sozialfonds finanziert, die durch EIB-Mittel ergänzt wurden. Damit haben wir die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der EIB, einem Mitgliedsland und der Europäischen Kommission bewiesen und den Innovationsbedarf in dem Sektor auf ehrgeizige Weise gedeckt.
Frage: Wie kann die Europäische Investitionsbank zur gemeinsamen europäischen Strategie für hochwertige Investitionen im Bildungssektor beitragen?
Wie bereits erwähnt wollen wir zu einer gemeinsamen europäischen Strategie für hochwertige Investitionen beitragen, weil wir die Bildungsinfrastruktur als wichtig für die europäische Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sowie eine nachhaltige Entwicklung betrachten. Als Partner der EU-Einrichtungen und der EU-Länder stellt die EIB langfristige Gelder für diesen Sektor bereit, der stark von öffentlichen Investitionen abhängt und auf lange Sicht planen muss. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Ziele der Projektträger zu unterstützen und ehrgeizige Pläne wann immer möglich zu fördern, nicht nur zugunsten von Klima und Umwelt, sondern auch durch schnellere und systemrelevante Investitionen. Ein gutes Beispiel der jüngsten Vergangenheit kommt aus Rumänien: Dort konnten wir dank EFSI-Mitteln direkt öffentliche Universitäten finanzieren und Sanierungen und Maßnahmen ermöglichen, die sonst womöglich nicht stattgefunden hätten. Ein weiteres gutes Beispiel sind die Aktivitäten, bei denen unsere Beratungsdienste zum Einsatz kommen. Im letzten Jahr beriet die EIB das bulgarische Bildungsministerium und das bulgarische Industriecluster für Elektrofahrzeuge (den Sektorrat von Unternehmen und Bildungseinrichtungen im Bereich Elektromobilität). Es ging darum, den künftigen Personalbedarf in dem Sektor und notwendige Investitionen im Bildungssystem festzustellen. Das illustriert die Katalysatorrolle, die die EIB bei gründlichen Überlegungen zu den Anforderungen der Bildungssysteme, ihrer Qualität und der Bereitstellung von mehr Ressourcen spielen kann. Eine bessere Qualität und mehr Mittel – das sind die Schlüssel, um die europäische Wirtschaft fit zu machen.