Gemäß einem neuen Bericht des Lenkungsausschusses der Wiener Initiative schränkten die westlichen Banken im dritten Quartal 2014 die Finanzierungen in den mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern etwas stärker ein als im zweiten Quartal. Die Kreditvergabe wurde in der Türkei, in Russland und in Polen ausgeweitet, in den meisten anderen Ländern jedoch weitgehend unverändert belassen oder reduziert.

Die an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) berichtenden Finanzinstitute verringerten ihre Auslandspositionen in den mittel-, ost- und südeuropäischen Ländern im dritten Quartal 2014 um 0,3 Prozent des BIP. Ohne Berücksichtigung Russlands und der Türkei ging das Engagement dieser Banken in der Region um 0,4 Prozent des BIP zurück, was in etwa der Entwicklung im vorangegangenen Quartal entsprach.

Das Ausmaß des Rückgangs der Forderungen an Banken und Nichtbanken fiel in den einzelnen Ländern unterschiedlich aus. In der gesamten Region war jedoch der Rückgang bei Nichtbanken stärker ausgeprägt als bei Banken, worin sich das schwache Wachstum der Ausleihungen an Unternehmen in der gesamten Region widerspiegelt.

Gemäß den Zahlungsbilanzstatistiken blieben die Investitionszuflüsse in die Region (unter Ausklammerung von ausländischen Direktinvestitionen und Portfoliozuflüssen) positiv. In vielen Ländern stellt sich bei diesen Zuflüssen das Bild günstiger dar, als es die Zahlen der BIZ andeuten.

Insgesamt gesehen verlangsamte sich das Wachstum der inländischen Kreditvergabe für die Region gegenüber dem Vorjahr, blieb jedoch im November 2014 positiv. Das Wachstum konzentrierte sich allerdings weiterhin auf die Türkei, Russland und Polen, während es in den meisten anderen Ländern rückläufig war oder konstant blieb. Außerhalb der europäischen GUS-Staaten und der Türkei ging das globale inländische Kreditwachstum in erster Linie von der Ausweitung der Kredite an private Haushalte aus.

Das Einlagenwachstum verlangsamte sich 2014 (auch im dritten Quartal), glich jedoch weiterhin den Rückgang der Finanzierungen ausländischer Banken in den meisten mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern mehr als aus. Jüngeren Erhebungen zufolge verlief jedoch die Entwicklung hin zu besseren Darlehenskonditionen wegen der steigenden Zahl notleidender Darlehen und der weiteren Verschärfung der Kreditstandards im dritten Quartal insgesamt verhaltener.

Der „CESEE Deleveraging and Credit Monitor“ wurde von Mitarbeitern internationaler Finanzierungsinstitutionen erstellt, die im Lenkungsausschuss der Wiener Initiative vertreten sind. Er beruht auf den internationalen Bankenstatistiken der BIZ, die am 20. Januar 2015 veröffentlicht wurden.

Die Wiener Initiative wurde auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2008/2009 als Plattform des privaten und öffentlichen Sektors eingerichtet, um sicherzustellen, dass westliche Bankengruppen ihre Tochtergesellschaften in den mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern in der Krise mit ausreichend Kapital und Liquidität versorgen. Im Januar 2012 wurde die Initiative unter der Bezeichnung „Wien 2“ neu aufgelegt, da sich aus der Eurokrise erneut Risiken für die Region ergeben hatten.