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Die größten öffentlichen Förderbanken und ‑institute der Europäischen Union haben beschlossen, ihre Gemeinsame Initiative für die Kreislaufwirtschaft (JICE) über den ursprünglichen Zeitrahmen bis 2023 hinaus fortzusetzen. An der Initiative beteiligen sich die polnische Bank Gospodarstwa Krajowego (BGK), die französische Caisse des Dépôts-Gruppe (CDC) mit der Investitionsbank Bpifrance, die italienische Cassa Depositi e Prestiti (CDP), das spanische Instituto de Crédito Oficial (ICO), die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Europäische Investitionsbank (EIB). Künftig können weitere Partner aus dem Kreis der europäischen Förderbanken und ‑institute hinzukommen, die Interesse bekunden und sich beteiligen wollen.

Die JICE wurde 2019 ins Leben gerufen. Sie soll langfristige Kredite in Projekte lenken, die die Kreislaufwirtschaft voranbringen. Als Ziel hatten sich die Partner vorgenommen, über fünf Jahre bis Ende 2023 mindestens zehn Milliarden Euro für Kreislaufprojekte zu vergeben. Bis Ende 2022 wurden Projekte im Volumen von 8,9 Milliarden Euro finanziert, in Sektoren wie Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen, Mobilität, Stadtentwicklung, Abfall- und Wasserwirtschaft. Investiert wurde auf allen Stufen der Wertschöpfungskette und des Lebenszyklus der Produkte und Dienstleistungen, vom Design bis zur Rückführung in den Kreislauf.

Zuletzt wurden u. a. die folgenden Unternehmen und Projekte unterstützt:

  • Toilettenpapier aus Stroh: Damit will der Hygiene- und Gesundheitskonzern Essity in Mannheim bis 2030 seinen CO2-Ausstoß um mindestens 35 Prozent senken. Der Verzicht auf Holz ist ressourcen- und energieeffizienter und verkürzt die Transportwege. So lassen sich jährlich rund 10 000 Tonnen CO2 einsparen.
  • Carbios, ein französisches Biotech-Unternehmen, entwickelt biologische Lösungen für das Recycling von Kunststoff und Textilien.  Die bahnbrechenden Technologien für das Biorecycling von PET (Polyethylenterephthalat) und den biologischen Abbau von PLA (Polymilchsäure) sollen jetzt auch im industriellen Maßstab vermarktet werden.  Für seine Innovationen hat Carbios Fördergelder von Bpifrance erhalten.
  • Die italienische Saviola Holding fertigt Spanplatten und Möbel aus recyceltem Holz. Kisten, ausrangierte Möbel und Gehölzschnitt werden bei Saviola gereinigt, geschreddert und in neue Paneele verpresst, die zu 100 Prozent aus recyceltem Holz bestehen. Damit schonen die Produkte pro Jahr fast drei Millionen Bäume.
  • Humana Fundación Pueblo para Pueblo. Die Stiftung trägt durch die Wiederverwendung von Textilien zum Erhalt der Umwelt bei. Weitere Schwerpunkte sind internationale Entwicklungskooperationen in Afrika, Lateinamerika und Asien sowie lokale Förder-, Bildungs- und urbane Landwirtschaftsprogramme in Spanien.
  • Aquafil, ein in Italien ansässiger globaler Hersteller von Polyamidfasern und Polymeren. Das Unternehmen setzt in der Produktion auf Innovation und Nachhaltigkeit. Dazu zählen auch Verfahren der regenerativen Kreislaufwirtschaft. In der Forschung konzentriert sich Aquafil auf neue Materialien, Technologien und Produktinnovationen, etwa Nylon aus recyceltem Caprolactam und damit aus nachwachsenden statt fossilen Rohstoffen. Ein Produkt ist Econyl, ein Nylongarn aus alten Fischernetzen, synthetischen Stoffresten und industriellen Kunststoffabfällen. Es wird auch von Designerlabels zur Herstellung von Kleidung verwendet. Econyl ist ein Beispiel für eine Kreislaufwirtschaft. Es schont die Umwelt, spart Energie, befreit den Meeresboden von Abfällen und ist ein Qualitätsprodukt für neue Ware.
  • Die polnische Recycling-Holding Elemental konzentriert sich auf die nachhaltige und umweltfreundliche Rückgewinnung strategisch wichtiger seltener Metalle. Die Gruppe ist führend in der Verarbeitung von Elektro- und Elektronikaltgeräten, Autokatalysatoren, Leiterplatten und Nichteisenmetallen. Mit eigenen Firmen in 15 Ländern ist sie in fast 40 Märkten aktiv. Die Elemental Holding gehört zu einem ausgewählten Kreis europäischer Unternehmen, die von der Europäischen Kommission im Rahmen der europäischen Industriepolitik benannt wurden und eine nachhaltige Wertschöpfungskette für Mobilität in der EU schaffen sollen.

Für solche Projekte der Kreislaufwirtschaft stellen die beteiligten Institute Kredite, Eigenkapital, Garantien und technische Hilfe bereit. Außerdem entwickeln sie innovative Finanzierungen für öffentliche und private Infrastruktur, Kommunen, private Unternehmen unterschiedlicher Größe sowie Forschungs- und Innovationsprojekte. Darüber hinaus leisten die Partner im Rahmen der JICE einen Beitrag zu laufenden Initiativen der Europäischen Kommission. Dazu richtet sie Arbeitsgruppen ein, die Wissen aufbauen und passende Finanzierungsmodelle entwickeln. Entsprechend beteiligt sich die JICE verstärkt an Informationskampagnen, um eine Kultur der Kreislaufwirtschaft in der europäischen Unternehmens- und Finanzwelt zu etablieren.

Beata Daszyńska-Muzyczka, Vorsitzende der Geschäftsleitung der BGK: „Die Kreislaufwirtschaft hat großen Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung, und die JICE leistet hervorragende Arbeit bei der Mobilisierung dieses Potenzials. Wir sind offen für neue Mitglieder, wir möchten unser Know-how teilen und die Wirkung von Kreislauflösungen steigern.“

CDC-Chef Eric Lombard: „Die Caisse des Dépôts-Gruppe engagiert sich stark für den ökologischen Wandel und misst der Kreislaufwirtschaft dabei große Bedeutung bei. Ebenso wie unsere Investitionen in Infrastruktur trägt die Kreislaufwirtschaft zu einem nachhaltigen Ressourcenmanagement bei und hilft, unsere Klimazusagen zu erfüllen. Wir freuen uns, dass unsere europäischen Partner dies ebenso sehen. Die guten Ergebnisse, die wir gemeinsam erzielen, belegen die Effektivität unserer Zusammenarbeit.“

Dario Scannapieco, CEO der CDP: „Den ökologischen Wandel in Italien voranzutreiben, gehört zu den wichtigsten Prioritäten der CDP. In diesem Jahr wurden 70 Prozent unserer Gesamtressourcen für Projekte mobilisiert, die auf die UN-Entwicklungsziele ausgerichtet sind; der Kreislaufwirtschaft kam dabei eine strategische Bedeutung zu – hierfür haben wir Initiativen für Prozess- und Produktinnovationen bei den Recyclingverfahren gefördert. All unsere Aktivitäten zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu verbessern. Wir sind fest überzeugt: Nur zusammen können wir spürbare Ergebnisse erzielen. Deshalb freuen wir uns, die breite Zusammenarbeit in der JICE fortzusetzen.“

EIB-Präsident Werner Hoyer: „Europa muss zu einer Kreislaufwirtschaft kommen. Nur so können wir unsere Klimaziele erreichen und unsere Energie- und Ressourcenabhängigkeit abbauen. Ich bin stolz auf den Erfolg der gemeinsamen Initiative und darauf, wie sie neue Geschäftsmodelle für Kreislauflösungen unterstützt.“

ICO-Präsident José Carlos García de Quevedo: „Die grüne Wende ist eines der Ziele der ICO-Gruppe im Rahmen des Aufbau-, Transformations- und Resilienzplans. Dabei legen wir besonderes Augenmerk auf Projekte der Kreislaufwirtschaft, die nachhaltigere und gerechtere Wachstumsmodelle fördern. Wir freuen uns, dieses Engagement mit unseren europäischen Partnern zu teilen und zu verstärken.“

KfW-Vorstandschef Stefan Wintels: „Dieses Jahrzehnt ist ein Jahrzehnt der Entscheidung. Wir müssen die Weichen für eine nachhaltige Transformation stellen. Dies erfordert ein Umdenken und auch eine andere Herangehensweise. In diesem Zusammenhang spielt der schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen eine zentrale Rolle. Daher beteiligt sich die KfW seit 2019 an dieser gemeinsamen Initiative, zusammen mit den größten europäischen Förderbanken. Es ist von größter Bedeutung, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft weiter zu beschleunigen. Ich freue mich sehr, dass diese Initiative fortgesetzt wird.“

Energiewende

Auf ihrem Treffen am 20. Juli 2023 in Madrid erörterten die sechs Institutionen gemeinsame Arbeitslinien für die Transformation und Souveränität des Energiesektors der EU, mit Schwerpunkt auf Initiativen für grünen Wasserstoff. Sie sollen einen Beitrag leisten zur Umsetzung von REPowerEU, zu Fit for 55 und zu den allgemeinen Zielen des europäischen Grünen Deals.

Mit ihrem Know-how, ihrer Finanzkraft und der Förderung öffentlich-privater Partnerschaften können die europäischen Förderbanken und ‑institute maßgeblich helfen, dass die gemeinsamen Ziele in puncto Energieerzeugung, Verbundinfrastruktur, Energiemanagement und -speicherung erreicht werden. Gleichzeitig bringen sie neue Energiequellen von der Erforschung und Entwicklung bis in den Markt.

Weitere Informationen:

Broschüre Joint Initiative on Circular Economy

Video Joint Initiative on Circular Economy

Hintergrundinformationen:

Die Bank Gospodarstwa Krajowego (BGK) ist eine polnische Entwicklungsbank mit dem Auftrag, nachhaltiges soziales und wirtschaftliches Wachstum zu fördern. Zu ihren Zielen zählen die Finanzierung von Nachhaltigkeit und Transformation sowie die Entwicklung eines Ökosystems, in dem Einrichtungen gemeinsam an Lösungen für eine nachhaltige Wirtschaft arbeiten. Als Finanzierungspartner fördert sie strategische Investitionen und unternehmerische Initiativen. www.bgk.pl

Die Caisse des Dépôts (CDC) und ihre Tochtergesellschaften sind eine staatliche Bankengruppe. Als langfristiger Investor dient sie dem öffentlichen Interesse und fördert die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen.  Sie vereint fünf Kompetenzfelder: Sozialpolitik (Renten, Berufsausbildung, Behinderung, Alter, Gesundheit), Vermögensverwaltung, Überwachung von Tochtergesellschaften und strategischen Beteiligungen, Unternehmensfinanzierung (mit Bpifrance) und Banque des Territoires. http://www.caissedesdepots.fr/en

Die Cassa Depositi e Prestiti (CDP) ist Italiens Förderbank und unterstützt seit 1850 die Wirtschaft des Landes. Sie soll in erster Linie die Entwicklung der Industrie und Infrastruktur in Italien vorantreiben und damit das wirtschaftliche und soziale Wachstum ankurbeln. Im Mittelpunkt steht eine nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene. Dazu unterstützt die CDP italienische Unternehmen auf ihrem Innovations- und Wachstumskurs, auch international. Als Finanzierungs- und Beratungspartner hilft sie Kommunen, Infrastruktur aufzubauen und öffentliche Dienstleistungen zu verbessern. Die CDP beteiligt sich aktiv an Initiativen der internationalen Zusammenarbeit für Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern. www.cdp.it

Das Instituto de Crédito Oficial (ICO) ist eine staatliche Einrichtung und untersteht dem spanischen Ministerium für Wirtschaft und Digitalisierung. Als staatliche Förderbank ist es sowohl für KMU als auch bei großen Investitionen eine Anlaufstelle für Finanzierungen. Das ICO trägt zu nachhaltigem Wachstum bei und fördert Wirtschaftsaktivitäten, die aufgrund ihrer gesellschaftlichen, kulturellen, innovativen oder ökologischen Bedeutung förder- und ausbauwürdig sind. www.ico.es

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist eine der führenden Förderbanken der Welt. Seit 1948 setzt sie sich im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Länder dafür ein, die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Lebensbedingungen weltweit zu verbessern. Allein 2022 stellte sie dafür 166,9 Milliarden Euro bereit. Davon flossen 60,5 Milliarden Euro (36 Prozent) in den Klima- und Umweltschutz. www.kfw.de