Unregelmäßige Niederschläge und lange Trockenzeiten gefährden derzeit die Trinkwasserversorgung auf den Seychellen. Ein Investitionsprogramm, das von der Europäischen Investitionsbank (EIB) mit einem Darlehen von 27 Mio EUR unterstützt wird, soll die Versorgung mit sauberem Wasser sichern. Neben der Modernisierung des Wasserversorgungsnetzes des Inselstaates sind auch neue Kanalisationsanlagen und Maßnahmen zur Verringerung der Wasserverluste geplant.

Der Finanzierungsvertrag wurde heute offiziell in Port Victoria abgeschlossen. An der Unterzeichnung nahmen Vertreter des Finanz- und des Außenministeriums, des öffentlichen Versorgungsunternehmens, der Europäischen Union und der Europäischen Investitionsbank teil. Ferner waren der britische und der französische Botschafter anwesend sowie Vertreter der französischen Entwicklungsagentur AFD, die die Vorhaben kofinanzieren wird.

Durch das auf den Seychellen geplante Investitionsprogramm zur Verbesserung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur wird der staatliche Versorger – die Public Utilities Corporation – in der Lage sein, der Wasserknappheit entgegenzuwirken. Dazu soll das Wassernetz auf den drei Hauptinseln erneuert und ausgebaut werden. Ziel ist es, die Wasserverluste zu verringern, die Energieeffizienz zu verbessern und die Wasserversorgung trotz der zunehmenden Klimaveränderungen und der immer unzuverlässigeren Niederschläge zu sichern. Durch die Modernisierung der bestehenden Kanalisation auf Mahé und die Einrichtung neuer Abwasserinfrastruktur auf La Digue wird das Risiko einer Verschmutzung des Grundwassers vermindert, das für die Trinkwassergewinnung benötigt wird. Das Programm wird auch dazu beitragen, das Umweltmanagement, den Schutz vor Naturkatastrophen und die Wasserbewirtschaftung insgesamt zu verbessern.

„Finanzierungsmittel und technische Hilfe aus Europa werden dazu beitragen, die Wasserversorgung auf den Seychellen in den kommenden Jahren zu sichern. Die Europäische Investitionsbank ist sich der vielfältigen technischen Herausforderungen bewusst, die kleine Inselstaaten bei der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels bewältigen müssen“, stellte EIB-Vizepräsident Plutarchos Sakellaris fest.

„Das Trinkwasserproblem in den Griff zu bekommen, ist für die Bevölkerung auf den Seychellen von enormer Bedeutung. Dies trifft auch auf die Wirtschaft des Landes zu, die sich gerade sehr gut erholt“, erklärte Alessandro Mariani, Botschafter und Leiter der EU-Delegation auf den Seychellen. Bei dieser Gelegenheit hob er auch die beispielhaften Beziehungen zwischen den Seychellen und der Europäischen Union hervor. „Sie sind ausgezeichnet. Die Kommunikation zwischen der EU und ihren Mitgliedstaaten sowie der Regierung der Seychellen findet auf hohem Niveau statt. Das ist der Schlüssel zu so guten Beziehungen und Ergebnissen“, so Mariani.

„Wir begrüßen diese Hilfe sehr. Sie wird uns erheblich bei unseren Bemühungen unterstützen, für eine gute Infrastruktur zu sorgen und so das Wachstum zu fördern und die Lebensqualität zu verbessern“, erläuterte Ahmed Afif, Hauptsekretär im Finanzministerium.

Im Rahmen des Investitionsprogramms sollen unter anderem Projekte finanziert werden, die dazu beitragen, die Wassermengen zu verringern, für die aufgrund von technischen Verlusten oder aus kommerziellen Gründen keine Einnahmen erzielt werden. Des Weiteren wird die Kapazität von vier bestehenden Entsalzungsanlagen auf Mahé, La Digue und Praslin erhöht, und die Abwasserbehandlungsanlagen Hermitage und Cascade sollen modernisiert werden. Darüber hinaus ist vorgesehen, La Digue erstmals mit einem Kanalisationsnetz auszustatten und das Abwassernetz auf Mahé auszubauen. Ferner soll durch die Modernisierung des Wasserversorgungsnetzes eine verbesserte Steuerung des Wasserdrucks und eine Verminderung der Sickerverluste erreicht werden.

Mit Zuschussmitteln aus dem Europäischen Entwicklungsfonds wird die Vorbereitung von Vorhaben unterstützt, die unter das Investitionsprogramm fallen. Dazu gehören Projekte, die die Energieeffizienz, das Wassernachfrage- und Ressourcenmanagement und die Notfallplanung verbessern. Darüber hinaus werden Zuschüsse für ein Programm zur Kompetenzerweiterung bei der Public Utilities Corporation gewährt. Durch eine umfangreiche Zinsvergütung verringern sich zudem die Finanzierungskosten für die Seychellen. Insgesamt sind für das Investitionsprogramm Zuschüsse von mehr als 7 Mio EUR vorgesehen. Sie werden mit dem EIB-Darlehen von 27 Mio EUR kombiniert.

Mit diesem Projekt unterstützt die Europäische Investitionsbank das erste Wasserprojekt in Afrika, das darauf ausgerichtet ist, den Gefahren zu begegnen, die mit den Auswirkungen des Klimawandels verbunden sind, und diesbezüglich eine langfristige Vorbereitung zu gewährleisten. Die Initiative dient dazu, eine Wasserkrise zu vermeiden, die die Wirtschaftstätigkeit ernsthaft gefährden könnte. Gleichzeitig soll die Abwasserbewirtschaftung verbessert werden, um Gesundheitsrisiken und einer Verschmutzung der Wasserressourcen vorzubeugen. 2011 kam es infolge einer schweren Dürre und der begrenzten Versorgungskapazität zu einer Wasserknappheit, woraufhin die Wasserversorgung auf wenige Stunden pro Tag beschränkt wurde.

Mit ihrem Darlehen wird die Europäische Investitionsbank rund 41% der gesamten Projektkosten decken. Das Investitionsprogramm wird voraussichtlich auch vom seychellischen Staat und der Public Utilities Corporation sowie aus Mitteln des Europäischen Entwicklungsfonds, der Wasserfazilität für Afrika, der französischen Entwicklungsagentur AFD und der Afrikanischen Entwicklungsbank unterstützt.