Die FEMIP, der für den Mittelmeerraum zuständige Bereich der Europäischen Investitionsbank, hält heute in Venedig eine internationale Konferenz zum Thema Sanierung von historischen Stadtkernen in den südlichen Mittelmeerländern ab. An der Konferenz nehmen Städteplaner, Architekten, Volkswirte, Soziologen und Fachleute von Organisationen wie UNESCO oder Weltbank teil, die anlässlich der Internationalen Architekturausstellung (Biennale Architettura) in Venedig zusammengekommen sind. Die Konferenz soll Ausgangspunkt für eine breite Diskussion sein mit dem Ziel, ein Investitionsprogramm zur Erneuerung der Medinas aufzustellen. Diese Initiative erhielt die Bezeichnung „Medinas 2030“.

Die FEMIP verfolgt einen integrierten Ansatz für die Erneuerung der Medinas

Die historischen Zentren der Städte im südlichen Mittelmeerraum verfügen über unzureichende Infrastruktur und Einrichtungen und ihr Zustand verschlechtert sich daher unaufhörlich, während die  Einwohner zunehmend verarmen.Im Rahmen der „Medinas 2030"- Initiative soll die Frage der Sanierung dieser Stadtbezirke aus einer längerfristigen Perspektive betrachtet werden. Der Initiative liegt der Gedanke zugrunde, dass die Erneuerung im Kontext der wirtschaftlichen, sozialen und die Raumordnung betreffenden Veränderungen zu sehen ist, denen der Mittelmeerraum in den nächsten Jahren ausgesetzt sein wird.

Die Schlussfolgerungen von Philippe de Fontaine Vive, dem für die FEMIP zuständigen Vizepräsidenten der EIB, kommen Empfehlungen für Leitlinien der „Medinas 2030“-Initiative gleich:

-          Wir müssen verhindern, dass sich der Verfall der Stadtzentren fortsetzt und sie sich in Freizeitparks für Touristen verwandeln.

-          Wir müssen eine integrierte Erneuerung der Medinas ins Auge fassen, die ihre kulturellen Besonderheiten bewahrt und gleichzeitig ein wirtschaftliches und soziales Leben von guter Qualität ermöglicht.

-          Gute Bedingungen für den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen müssen geschaffen werden, damit die Gesundheit und die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet sind.

-          Die Erneuerung muss auf eine Vielzahl von städtischen Funktionen abzielen und die Unterstützung der vorhandenen Bevölkerung oder angemessene Bedingungen für eine Umsiedlung umfassen.

-          Die Erneuerung muss mit einer Konsultation der betroffenen Bevölkerung - z.B. unter Einsatz geeigneter Mitspracheinstrumente - einhergehen.

-          Pilotprojekte könnten sich als ausgesprochen nützlich erweisen, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.

-          Die Einschaltung des privaten Sektors zur Gewährleistung einer ausreichenden Finanzierung ist unerlässlich.

-          Der Erfolg der Erneuerung der Medinas hängt im Wesentlichen davon ab, dass die Städte im Mittelmeerraum ihre Erfahrungen teilen. Die Einhaltung der besten Praktiken und Pilotprojekte ermöglichen eine Stärkung der nationalen und örtlichen Kapazitäten.

-          Internationale Institutionen und örtliche Organisationen sollten sich noch stärker für die Erneuerung der Medinas engagieren und Finanzmittel und  technischen Hilfe bereitstellen, die für die Entwicklung integrierter Erneuerungsprogramme benötigt werden.

-          Die FEMIP ist startbereit und begrüßt alle Beiträge, die die Initiative 2030 zum Erfolg führen. Es wird eine jährliche Überprüfung stattfinden.

Hintergrundinformationen:

Die FEMIP, die Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer, ist der für den Mittelmeerraum zuständige Bereich der Europäischen Investitionsbank. Ihre Aufgabe ist es, die Entwicklung von neun Ländern – Algerien, Ägypten, Gazastreifen/Westjordanland, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko, Syrien und Tunesien – zu fördern. Ihre beiden Prioritäten sind die Unterstützung des privaten Sektors, der einen entscheidenden Beitrag zum stetigen Wachstum leistet, und die Schaffung eines günstigen Investitionsklimas mit leistungsfähigen Infrastrukturen und angemessenen Bankensystemen. Die FEMIP hat sich zum wichtigsten Finanzierungspartner des Mittelmeerraums entwickelt und seit 2002 mehr als 7 Mrd EUR bereitgestellt. Sie fördert außerdem auf institutioneller Ebene den Dialog zwischen den EU- und den Nicht-EU-Ländern des Mittelmeerraums aber auch den Dialog mit dem privaten Sektor und der Zivilgesellschaft. Zum besseren Verständnis der Fragen der Partnerschaft Europa-Mittelmeer führt sie Studien der örtlichen Gegebenheiten durch, die im Rahmen ihres Treuhandfonds finanziert und von bestimmten EU-Mitgliedstaaten unterstützt werden.

Erfahrung der EIB im Bereich der Finanzierung der Stadtentwicklung

Die EIB verfügt über umfassende Erfahrungen im Bereich der Finanzierung der Strukturverbesserung städtischer Gebiete in der gesamten Europäischen Union. Sie war vor allem an der Finanzierung der Erneuerung alter oder historischer Stadtzentren - wie zum Beispiel in Granada - beteiligt.

Im südlichen Mittelmeerraum werden im Rahmen der FEMIP städtische Vorhaben finanziert, die die folgenden Bereiche betreffen: Umweltschutz, Abwasserbeseitigung, öffentlicher Nahverkehr auf reservierten Fahrstreifen, sozialer Wohnungsbau und städtische Strukturverbesserung. In Marokko unterstützt die EIB den sozialen Wohnungsbau und trägt zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Einwohner bei, indem sie die Beseitigung der Elendsviertel und die Sanierung gesundheitsgefährdender Stadtbezirke fördert. Des Weiteren finanziert sie eine Studie zur Sanierung der Medinas und unterstützt damit die Projektträger.