Mit Blick auf den Pariser Gipfel am 13. Juli 2008, auf dem die Staats- und Regierungschefs die „Union für das Mittelmeer“ ins Leben gerufen haben, richteten neun private Finanzinstitute im nördlichen und im südlichen Teil der Mittelmeer-Region am 7. Juli 2008 in Paris eine Arbeitsgruppe ein, in der die Europäische Investitionsbank (EIB) sowie die Agence Française als Beobachter mitwirken. Ziel ist es, die Geldüberweisungen der in Europa lebenden Arbeitsmigranten in ihre Heimatländer im Mittelmeerraum zu erleichtern und die damit verbundenen Kosten zu senken. Dabei soll der Bankensektor stärker eingeschaltet werden, um in den südlichen Ländern des Mittelmeerraums produktive Investitionen zu ermöglichen und das Wachstum von KMU sowie die Finanzierung von Infrastrukturprojekten zu fördern. Die EIB erstellte 2005 ihre erste Studie zum Thema der Geldüberweisungen, die von in Europa lebenden Arbeitsmigranten in ihre Heimatländer im Mittelmeerraum vorgenommen werden  (http://www.eib.org/attachments/country/femip_migrants_fr.pdf).

Eine Absichtserklärung wurde am 7. Juli von einer ersten Gruppe von Finanzinstituten unterzeichnet*: Al Amana (Marokko); Attijariwafa bank (Marokko); Bank of Alexandria (Ägypten)(1); Banque Internationale Arabe de Tunisie (BIAT – Tunesien); Banque Tuniso-Koweitienne (BTK – Tunesien)(2) ; Spanischer Sparkassenveraband (CECA – Spanien); Crédit Immobilier et Hôtelier (CIH – Marokko)(3); Groupe Caisse d’Epargne (GCE – Frankreich); Intesa Sanpaolo (Italien).  Dieser ersten Gruppe von Unterzeichnern werden sich möglicherweise weitere Institute anschließen, die sich am Aufbau eines solchen Projekts beteiligen wollen.

In jedem Jahr überweisen in Europa tätige Arbeitsmigranten mehr als 10 Mrd EUR in ihre Heimatländer im südlichen Mittelmeerraum, und dieses Volumen erhöht sich jährlich um nahezu 15%. Diese Geldströme werden zu einem großen Teil ohne Inanspruchnahme der Banken transferiert und stattdessen über spezialisierte Agenturen, Postinstitute oder informelle Kanäle geleitet, was mit relativ hohen Gebühren verbunden ist. Unter dieser Situation leiden sowohl die einzelnen Sparer als auch die Volkswirtschaften der Empfängerländer. Hinzu kommt, dass zur Zeit kein Bankinstitut allein über ausreichende Geschäftsstellennetze auf beiden Seiten des Mittelmeers verfügt, um diese Transfers in größerem Maße zu organisieren.

In Anbetracht dieser Situation haben die Unterzeichnerbanken beschlossen, die Möglichkeiten ihrer Zusammenarbeit zu prüfen. Ihre Ziele: 

  •  Aufbau einer Palette von Bank- und Finanzprodukten, die auf den Bedarf der in Europa lebenden Arbeitsmigranten zugeschnitten sind; Erleichterung der Banküberweisungen von Konto zu Konto zwischen den Kunden der zur Arbeitsgruppe gehörenden Banken;   
  •  Förderung der Spartätigkeit der Migranten, um Gelder produktiv für mittel- und langfristige Investitionen (darunter insbesondere Infrastrukturprojekte) in den südlichen Ländern des Mittelmeerraums verwenden zu können.  

Die unterzeichneten Finanzinstitute bekräftigen damit ihren Willen, die „Union für das Mittelmeer" im täglichen Leben der Migranten konkret werden zu lassen und an dieser Entwicklung teilzuhaben. Ihre Überzeugung drücken sie wie folgt aus: „Ohne dass die Verbindungen zwischen den Volkswirtschaften in der Mittelmeer-Region gestärkt werden, wird der politische Dialog, der die wirtschaftliche Entwicklung und darüber hinaus das bessere Verständnis der Völker untereinander fördert, nicht erneuert werden können.“

*Al Amana, vertreten durch Ahmed Ghazali, Präsident; Attijariwafa bank, vertreten durch Mohamed El Kettani, Präsident; Bank of Alexandria, vertreten durch Mahmoud Abdel Latif, Präsident; BIAT, vertreten durch  Slaheddine Ladjimi, Generaldirektor; BTK, vertreten durch Abdelghaffar Ezzeddine, Generaldirektor; CECA, vertreten durch José Antonio Olavarrieta, Generaldirektor; CIH, vertreten durch Khalid Alioua, Präsident; Groupe Caisse d’Epargne, vertreten durch Charles Milhaud, Vorstandsvorsitzender der Caisse Nationale des Caisses d’Epargne; Intesa Sanpaolo, vertreten durch Enrico Salza, Präsident. 

 

Über die EIB und die FEMIP, ihre Tochtergesellschaft für die Mittelmeer-Drittländer  

 

Aufgabe der FEMIP ist es, die Entwicklung von neun Ländern – Algerien, Ägypten, Palästinensische Autonomiegebiete, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko, Syrien und Tunesien – zu fördern. Vorrangig geht es ihr darum, den privaten Sektor, der entscheidend zum nachhaltigen Wachstum beiträgt, zu unterstützen und ein günstiges Investitionsklima mit leistungsfähigen Infrastrukturen und modernen Bankensystemen zu schaffen. Die FEMIP hat seit 2002 im Mittelmeerraum mehr als 7 Mrd EUR bereitgestellt und ist damit der wichtigste Finanzierungspartner in der Region. Des Weiteren fördert sie auf institutioneller Ebene den Dialog zwischen den EU- und den Nicht-EU-Ländern des Mittelmeerraums sowie darüber hinaus auch den Dialog mit Vertretern des privaten Sektors und der Zivilgesellschaft.

Über Al Amana  

 

Al Amana ist ein marokkanisches Mikrofinanzinstitut.  Das  1997 gegründete Institut hat bisher Darlehen an 500 000 Menschen, die zuvor von den Finanzsystemen ausgeschlossen waren, vergeben. Die Gruppe der Darlehensnehmer setzt sich zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern sowie Land- und Stadtbewohnern zusammen. Neben Wohnungsbaukrediten werden Finanzierungen in den Sektoren Handel, Landwirtschaft und Viehhaltung, Handwerk und Dienstleistungen vergeben. Vier Fünftel der Darlehen der Al Amana werden auf der Basis von Solidarhaftung in Gruppen bereitgestellt, die übrigen werden auf Einzelbasis vergeben. Bei einem gesamten Darlehensbestand von 20 Mio EUR liegt der durchschnittliche Darlehensbetrag bei rund 700 EUR, wobei sich der ausstehende Betrag durchschnittlich auf 400 EUR beläuft. Die Rückzahlungsquote ist ausgezeichnet, und Al Amana steht vor der Entwicklung neuer Dienstleistungen, zu denen Überweisungen, Einlagen, Online- und Telefon-Banking  sowie das Versicherungsgeschäft gehören werden.

Über die Attijariwafa-Bank 

 

Die Attijariwafa-Bank ist die größte Banken- und Finanzgruppe der Maghreb-Staaten und nimmt in ganz Afrika den achten Platz ein. Das Institut hat eine solide Kapitalausstattung, ein diversifiziertes Know-how und moderne Bewertungsinstrumente, wodurch es heute zu den wichtigsten Akteuren der wirtschaftlichen Entwicklung in Marokko zählt. Die Attijariwafa-Bank verfolgt ein zweifaches Ziel: Das Institut will sich mit seinen Leistungen an den besten internationalen Standards orientieren und sich so positionieren, dass es seinen Einfluss in den Euro-Mittelmeerraum ausdehnen und am internationalen Wettbewerb teilnehmen kann. Das Bankinstitut unterhält mehr als 620 Zweigstellen in Marokko und mehr als 150 Zweig- und Vertriebsstellen im Ausland. Es beschäftigt nahezu 8 200 Mitarbeiter.

Über die BIAT 

 

Die Banque Internationale Arabe de Tunisie (BIAT) ist eine Universalbank für Privatkunden, Freiberufler und Unternehmenskunden.  Sie ist eines der größten Finanzinstitute in Nordafrika und die wichtigste Privatbank in Tunesien. Die BIAT ist die erste tunesische Geschäftsbank, die vorrangig auf nicht im Inland ansässige Kunden ausgerichtet ist, denen sie eine vollständige Palette von maßgeschneiderten Dienstleistungen anbietet.  

 

Im Zuge der internationalen Ausweitung ihrer Geschäftstätigkeit und um ihren Kunden Service vor Ort anbieten zu können, hat die BIAT im September 2007 ein Vertretungsbüro in Libyen eröffnet. Es handelt sich um das zweite Büro, nachdem das erste im Oktober 1990 in Paris eröffnet wurde. Die Bank hat auch Schritte eingeleitet, um in Algerien Fuß zu fassen.

Der Spanische Sparkassenverband (CECA) 

 

Der Spanische Sparkassenverband wurde 1928 auf eine Initiative des Bundes der Sparkassen des Baskenlandes und von Navarra gegründet, um die Kräfte der spanischen Sparkassen zu bündeln und sie in verschiedenen Foren zu vertreten.  Zur CECA gehören heute 45 Sparkassen; sie selbst wird als Kreditinstitut angesehen. Die CECA unterstützt die Sparkassen als Dachorganisation und durch die Bereitstellung von spezialisierten Dienstleistungen. Als Dachorganisation vertritt sie die Sparkassen bei den Regierungsbehörden und im internationalen Umfeld, erstellt Studien zu sämtlichen Themen, die für die Sparkassen relevant sind, arbeitet mit den Finanzbehörden zusammen und koordiniert die verschiedenen Kommunikations- und Marketingbereiche. Als Dienstleister bietet die CECA den Sparkassen eine breite Palette von finanziellen und technologischen Dienstleistungen an.

Über den Crédit Immobilier et Hôtelier (CIH)

Die CIH ist traditionell auf das Finanzierungsgeschäft im Immobilien- und Hotelgewerbe spezialisiert (wichtiger Partner der Behörden bei der Wohnungsbaufinanzierung und Bank der Bauträger in Marokko). Zusammen mit ihren Anteilseignern – Caisse de dépôt et de gestion du Maroc und Groupe Caisse d’Epargne (Frankreich) – will sich die CHC als eine der wichtigsten allgemeinen Banken für Privatkunden etablieren. Die CIH hat nahezu 130 Zweigstellen, mehr als 1 400 Mitarbeiter und mehr als 300 000 Kunden.

Über die Groupe Caisse d’Epargne und ihre Tochtergesellschaft, die Banque Tuniso-Koweitienne (BTK)

Als eine der größten Retailbanken in Frankreich gehört die Groupe Caisse d'Epargne zur Spitzengruppe der Universalbanken. Die Gruppe hat ihre internationale Entwicklung insbesondere in den Maghreb-Staaten durch Océor, ihren Geschäftsbankenbereich für internationale und Übersee-Geschäfte, eingeleitet. Die Gruppe, die bereits Anteilseigner der CIH (Marokko) ist, hat kürzlich 60% des Kapitals der BTK übernommen, die über eine Zulassung als Universalbank in Tunesien verfügt und mehrere Tochtergesellschaften hat, die vor allem auf Unternehmenskunden und auf die Finanzierung von Infrastrukturanlagen spezialisiert sind.

Die 1981 gegründete BTK wurde 2004 als Universalbank zugelassen.Die BTK, die seit diesem Jahr eine 60%ige Tochtergesellschaft der Groupe Caisse d’Epargne (Frankreich) ist, bietet eine Palette von Produkten und Dienstleistungen an, die den vorrangigen Bedarf von Unternehmen, Freiberuflern und Privatkunden decken. Mit Tochtergesellschaften, die auf Leasing, Risikokapital, Beratung- und Finanzintermediation spezialisiert sind, verfolgt die BTK einen ehrgeizigen Entwicklungsplan, der die Gewinnung von Marktanteilen, die Eröffnung neuer Zweigstellen und die Personalbeschaffung im Zeitraum 2008-2012 beinhaltet.

Über Intesa Sanpaolo und ihre Tochtergesellschaft Bank of Alexandria

Die Groupe Intesa Sanpaolo gehört zu den größten Bankengruppen in Europa und ist in Italien im Privat- und Unternehmenskundengeschäft führend. Die Gruppe hat ihre Aktivitäten in Mittel- und Osteuropa ausgeweitet, wo sie in mehreren Ländern zu den wichtigsten Akteuren gehört. Gleichzeitig hat sie ihre Präsenz in neuen Regionen wie im Mittelmeerraum verstärkt, wo sie die Bank of Alexandria, die sechstgrößte Bank Ägyptens, kontrolliert.Die Aktivitäten der Gruppe sind nach Geschäftsfeldern organisiert: Geschäftsbankaktivitäten (Privatkunden, Freiberufler, KMU und Verbände); Firmenkundengeschäft und Investment Banking; internationale Tochtergesellschaften (Retail- und Geschäftsbanken); Banca Infrastrutture Innovazione e Sviluppo (Finanzierungen im öffentlichen Sektor); Eurizon Capital (eine der wichtigsten Vermögensverwaltungsgesellschaften in Italien) sowie Banca Fideuram (führende Privatbank in Italien). 

Die 1957 gegründete Bank of Alexandria wurde im Oktober 2006 privatisiert, nachdem sie 80% ihres Kapitals an die italienische Gruppe Intesa Sanpaolo veräußert hat, was ihre Umstrukturierung und Modernisierung ermöglichte. Die Strategie der Bank ist vorrangig auf den KMU-Markt ausgerichtet, wo sie sich auf das Fachwissen ihrer Muttergesellschaft stützt, sowie auf das Retailgeschäft.Die Bank of Alexandria ist auch im Unternehmenskundengeschäft aktiv und bietet ihre Dienstleistungen großen ägyptischen Unternehmen und im Land tätigen internationalen Gesellschaften an. Sie vergibt ferner Kleinstkredite an kleine Unternehmen, für die der Zugang zum Bankensektor schwierig sein kann. Die Bank hat 185 Zweigstellen, die 1,3 Mio Kunden betreuen.

Über die Agence Française de Développement (AFD)

Als öffentliche Einrichtung engagiert sich die Agence Française de Développement (AFD) seit mehr als sechzig Jahren im Rahmen der französischen Kooperationspolitik im Kampf gegen die Armut und für die Entwicklung der südlichen Länder.Die in mehr als 70 Ländern und in den französischen Überseeischen Ländern und Gebieten präsente AFD finanziert und betreut Projekte, die die Lebensbedingungen der Bevölkerungen verbessern, das Wirtschaftswachstum fördern und die natürliche Umwelt schützen. Die afrikanischen Länder südlich der Sahara haben für die ADF Priorität; sie stellt 70% ihrer Zuschussfinanzierungen in dieser Region bereit.Im Jahr 2007 haben die ADF und Proparco, ihre auf den Privatsektor spezialisierte Tochtergesellschaft, 3,5 Mrd EUR zur Finanzierung von Maßnahmen in den Ländern des Südens und in den französischen Überseegebieten vergeben.  Unterstützt wurden insbesondere die Schulbildung für 5,8 Mio Kinder und die Bereitstellung von Trinkwasser für 4 Mio Menschen. Im selben Jahr wurden Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz unterstützt, durch die pro Jahr 2,7 Mio CO2 eingespart werden können.


(1)     Tochtergesellschaft von Intesa Sanpaolo
(2)     Tochtergesellschaft der Groupe Caisse d’Epargne
(3)     Tochtergesellschaft der Groupe Caisse d’Epargne und der Caisse de dépôt et de gestion (Marokko)