Warschau, 12. Oktober 2004. Auf einer vom polnischen Ministerium für Bildung und Sport, von der Europäischen Investitionsbank und vom polnischen Büro der Weltbank gemeinsam veranstalteten Pressekonferenz wurde heute ein Bericht mit dem Titel Hochschulbildung in Polen der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Bericht geht auf eine gemeinsame Initiative der Weltbank und der Europäischen Investitionsbank zurück, die eine Konsultation des polnischen Ministeriums für Bildung und Sport umfasste.

Die Pressekonferenz wurde von Miroslaw Sawicki, Minister für Bildung und Sport, eröffnet, der die Hauptziele des Berichts darin sieht, noch offene, wichtige Punkte im Bereich des Hochschulwesens in Polen zu diskutieren und Nachdruck auf eine Politik zu legen, die auf eine Verbesserung der Qualität der Hochschulbildung und des Zugangs zu Bildungsmöglichkeiten abzielt.

Gemäß dem Bericht ist seit Anfang der 90er Jahre zwar viel getan worden, um das polnische Hochschulwesen an den Humankapitalbedarf einer wettbewerbsfähigen offenen Wirtschaft anzupassen, jedoch sind noch erhebliche Anstrengungen erforderlich, um es stärker an den Anforderungen einer weltweit wettbewerbsfähigen wissensbasierten Wirtschaft und an dem im Wandel befindlichen Bedarf des Arbeitsmarkts an besser ausgebildetem Humankapital auszurichten.

Die Autoren des Berichts diskutieren die mit der Modernisierung und Reformierung des Hochschulwesens verbundenen komplexen Zusammenhänge und zeigen Möglichkeiten auf, wie das System gerecht und effizient auf die sich wandelnden Bedürfnisse von Individuen und der Wirtschaft reagieren kann. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die polnische Regierung, das Parlament, der Hochschulsektor und die polnische Gesellschaft in ihrer Gesamtheit bei dem Versuch, Zielkonflikte auszugleichen, eine Reihe bedeutender Herausforderungen zu bewältigen haben.

Der Bericht erörtert beispielsweise, inwieweit es erforderlich ist, die Autonomie und Integrität der Universitäten zu sichern. Gleichzeitig hebt er die Notwendigkeit hervor, die Rechenschaftspflicht von Bildungseinrichtungen sowohl gegenüber der Regierung als auch gegenüber Anspruchsgruppen in der Arbeitswelt auszuweiten. Ungeklärt ist zudem die schwierige Frage, in welchem Umfang die üblichen Mittelzuweisungen an die Hochschulen erfolgen sollten und in welchen Fällen ein von der Studentenzahl abhängiges Konzept zweckmäßiger wäre. Ein drittes Dilemma, in dem sich polnische Entscheidungsträger befinden, betrifft die Ausrichtung und Umsetzung der Genehmigungsverfahren, bei denen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Lizensierung von Hochschulinstituten zum einen und der Messung, Beurteilung und Evaluierung von Qualitätsstandards zum anderen hergestellt werden muss. Der polnische Hochschulsektor hat sich in den vergangenen 15 Jahren zwar insgesamt bereits in bemerkenswerter und sehr beeindruckender Weise entwickelt und gewandelt, jedoch ist der Reformprozess noch lange nicht abgeschlossen.

Der Bericht empfiehlt, dass die Entscheidungsbefugnisse des polnischen Ministeriums für Bildung und Sport ausgeweitet werden sollten, damit es eine führende Rolle in der Diskussion über die Reform des Bildungswesens im Allgemeinen und über die Entwicklung des Hochschulwesens im Besonderem spielen kann. Um auf die bisherigen Fortschritte aufzubauen und auf dem Weg zu einem Hochschulwesen auf Weltklasseniveau einen Schritt weiter zu kommen, schlägt der Bericht verschiedene grundsatzpolitische Optionen vor, die unter folgenden Überschriften behandelt werden: a) Finanzierung eines Systems der Hochschulbildung für die breite Masse auf der Grundlage von Transparenz und Gleichbehandlung; b) Verbesserung der Qualität der Bildungseinrichtungen; c) Verbesserung des abgestimmten Zusammenwirkens und der Verflechtungen des Systems im Hinblick sowohl auf den Arbeitsmarkt als auch auf den Innovations- und Technologiebedarf einer modernen wissensbasierten Wirtschaft; und d) Ausrichtung der Hochschulbildung auf ein System lebenslangen Lernens.

Der Bericht ist die erste gemeinsame Sektorstudie der EIB und der Weltbank. Er stellt ein gutes Beispiel dafür dar, wie die beiden Banken im Rahmen einer Zusammenarbeit zur Entwicklung eines Landes beitragen können.