Die Europäische Investitionsbank (EIB), die Finanzierungsinstitution der Europäischen Union, gewährt der Republik Türkei ein Darlehen von 200 Mio EUR für die erste den Bosporus querende feste Verbindung zwischen dem europäischen und dem asiatischen Eisenbahnnetz. Wolfgang Roth, EIB-Vizepräsident, dessen Zuständigkeitsbereich u.a. die Türkei umfasst, unterzeichnete heute in Ankara, wo er mit Wirtschaftsminister Ali Babacan und Verkehrsminister Binali Yildirim zusammentraf, die Vereinbarung.

Die Mittel sind der erste Teil einer umfangreicheren Fazilität von maximal 650 Mio EUR, die die EIB für den Tunnel genehmigt hat. Die Finanzierung im Rahmen dieser Fazilität wird sich über die gesamte Bauzeit des Projekts erstrecken.

EIB-Vizepräsident Wolfgang Roth erklärte hierzu: Diese Unterzeichnung stellt einen Meilenstein dar. Der Bosporus-Tunnel ist von entscheidender Bedeutung für die Integration der Türkei mit der Europäischen Union und für die Entwicklung des Verkehrsnetzes der Union. Es handelt sich dabei nicht nur um das bisher größte und wichtigste Infrastrukturvorhaben in der Türkei, sondern es wird auch der Wirtschaft in der Türkei und in den EU-Ländern neue Impulse verleihen. Es ist ein gutes Beispiel für die Katalysatorrolle, die die EIB bei der Kofinanzierung größerer Infrastrukturprojekte spielen kann.

Im Rahmen der Politik der EU gegenüber den südöstlichen Nachbarländern erhalten die Transeuropäischen Eisenbahnnetze (TEN) durch den Tunnel eine Verbindung nach Asien. Durch das Vorhaben werden auch die Luftverschmutzung und die Lärmbelästigung reduziert, da der Tunnel eine erhebliche Verlagerung von Verkehrsaufkommen von der Straße auf die Schiene ermöglicht und es zu weniger Verkehrsstaus kommen wird. Leistungsfähige Verkehrsnetze sind für Länder wie die Türkei, deren Randlage eine Herausforderung für die europäische Integration darstellt, besonders wichtig. Die Unterstützung der Bank für dieses TEN-Vorhaben wird die Wirtschaftstätigkeit beleben und unterstreicht die Schlüsselrolle, die die EIB bei der Umsetzung der Wachstumsinitiative der Union spielt.

Mit ihrer Lage im Großraum Istanbul entsteht durch die Eisenbahnverbindung auch ein seit langem gefordertes Nahverkehrssystem für die 11 Millionen Einwohner, das die natürliche Barriere, die die Stadt in zwei Hälften teilt, überwindet. Das Projekt betrifft die Verbindung der gegenwärtig zu beiden Seiten des Bosporus endenden Eisenbahnstrecken im Verlauf des Paneuropäischen Verkehrskorridors IV durch einen Tunnel. Bei einer Gesamtlänge von 76,53 km umfasst das Vorhaben den Bau eines 13,56 km langen zweigleisigen Tunnels (davon 1,35 km unter dem Meeresboden und 12,21 km Zufahrtstunnel), Verbesserungen der beiden vorhandenen Radialverbindungen sowie eine zusätzliche dritte Strecke mit einer Länge von 62,97 km, 40 Bahnhöfe, Verbindungen zu anderen Verkehrsnetzen und rollendes Material.

Die Darlehensmittel der Bank werden durch Finanzierungen der Japanese Bank for International Cooperation (JBIC) und der Republik Türkei ergänzt.

Zusammen mit den beiden Brücken über den Bosporus, die die Straßenverbindung über die Meerenge sicherstellen (die erste wurde 1969 von der EIB mitfinanziert), wird der Tunnel ein Tor für die internationalen Verbindungen von europäischer Bedeutung sein.

Als Bewerberland für die EU-Mitgliedschaft sowie als Partnerland des Mittelmeerraums kann die Türkei sowohl im Rahmen der FEMIP (Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer) als auch im Rahmen der Vor-Beitritts-Fazilität Finanzierungsmittel in Anspruch nehmen.

Bislang hat die EIB in der Türkei sowohl auf der Grundlage der Finanzierungsmandate als auch aus der Vor-Beitritts-Fazilität Darlehen von insgesamt mehr als 2,5 Mrd EUR für Vorhaben vergeben, die für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes von maßgeblicher Bedeutung sind. Finanziert wurden hauptsächlich Infrastrukturvorhaben, Umweltprojekte, der Wiederaufbau in Erdbebengebieten und ausländische Direktinvestitionen sowie Vorhaben des türkischen Privatsektors im Rahmen von Globaldarlehen. Mittel wurden unter anderem für folgende Projekte bereitgestellt: die Stadtbahn in Bursa, Kanalisationsnetze und Kläranlagen in Bursa, Adana, Mersin, Diyarbakir, Izmit und Tarsus; das Stadtentwicklungsvorhaben in Eskisehir, die Entschwefelungsanlage im Kraftwerk Yeniköy an der ägäischen Küste und der Bau umweltfreundlicherer Heizkraftwerke. Im privaten Sektor hat die EIB ein für ausländische Direktinvestitionen beispielhaftes Projekt der Toyota-Automobilproduktion in Adapazari und das Projekt Automotive Investment Turkey unterstützt.