Die Europäische Investitionsbank (EIB), die Institution der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen, stellt ein Darlehen von 372 Mio USD für den Bau einer Produktionsanlage für Flüssiggas in Idku, rund 40 km östlich von Alexandria, bereit.

Das Darlehen, das eines der bisher größten Finanzierungen der EIB in den Partnerländern des Mittelmeerraums darstellt, wird im Rahmen der Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer (FEMIP) der Bank gewährt. Der Darlehensnehmer, die El Behera Natural Gas Liquefaction Company, ist ein Joint Venture, an dem die größten internationalen Gaskonzerne beteiligt sind: British Gas mit 35,5%, Petronas mit 35,5% und Gaz de France (5%) sowie die staatliche Egyptian General Petroleum Corporation - EGPC mit 12% und die Egyptian Natural Gas Holding Company - EGAS mit 12%.

Dieses Projekt ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Katalysatorrolle, die die EIB bei der Durchführung von Investitionsvorhaben in den Mittelmeerpartnerländern spielt. Die Erfahrung der Bank in Ägypten, ihre langjährige finanzielle Zusammenarbeit mit den wichtigsten Projektträgern, die Minderung der politischen Risiken (für den im Rahmen des Euro-Med-Mandats bereitgestellten Teil des Darlehenspakets) und die Fähigkeit der Bank, für dieses Finanzierungsvorhaben langfristige Mittel und Garantien von Geschäftsbanken zu mobilisieren, werden von der ägyptischen Regierung und den Projektträgern als entscheidende Faktoren gesehen.

Da an dem Projekt drei große internationale Unternehmen beteiligt sind, ist seine Durchführung mit einem Technologietransfer nach Ägypten verbunden. Das Gas wird im Rahmen der West Delta Deep Marine-Konzession geliefert und ist im Rahmen eines für die Dauer von 20 Jahren geschlossenen Abnahmevertrags auf Take-or-pay-Basis mit der Gaz de France, einem bekannten und erfahrenen Flüssiggasversorger, ausschließlich für den Export bestimmt. Aufgrund der wettbewerbsfähigen Preise dürfte das Flüssiggas auch in anderen Ländern der EU Absatzmärkte finden. Da das Projekt den Export eines Teils des großen ägyptischen Erdgasvorkommens ermöglichen wird, ist es für das Land mit erheblichen Deviseneinnahmen verbunden und wird sich somit positiv auf die Wirtschaft des Landes auswirken.

Mit der FEMIP ist die finanzielle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Union und den Partnerländern des Mittelmeerraums einen großen Schritt vorangekommen. Im Rahmen dieser Fazilität sollen bis zum Jahr 2006 8 bis 10 Mrd EUR für Investitionsvorhaben in den Mittelmeerpartnerländern zur Verfügung gestellt werden. Die Palette der FEMIP-Instrumente umfasst Mittel im Rahmen des derzeitigen Euro-Med-Finanzierungsmandats, Risikokapitalmittel und Mittel für technische Unterstützung aus dem EU-Haushalt. Oberste Priorität der FEMIP ist die Entwicklung des Privatsektors (insbesondere KMU und ausländische Direktinvestitionen) und die Unterstützung von Projekten, die zur Schaffung eines günstigen Klimas für private Investitionen (wirtschaftliche Infrastruktur sowie Vorhaben im Gesundheits- und im Bildungswesen) beitragen. Hauptziel der FEMIP ist es, die Partnerländer des Mittelmeerraums bei der Bewältigung der Aufgaben zu unterstützen, die mit der wirtschaftlichen und sozialen Erneuerung verbunden sind, und die regionale Integration im Hinblick auf die für 2010 geplante Freihandelszone EU-Mittelmeerraum voranzutreiben.

Die FEMIP wurde im Anschluss an den Europäischen Rat Barcelona im März 2002 eingerichtet und trat im Oktober 2002 offiziell in Kraft. Im ersten vollen Tätigkeitsjahr der FEMIP hat die Bank Vorhaben in fast allen Mittelmeerpartnerländern unterstützt. Sie hat neue Darlehen von mehr als 1,8 Mrd EUR zur Verfügung gestellt und 17 neue Investitionsvorhaben für insgesamt weitere 1,8 Mrd EUR genehmigt. Vor diesem Hintergrund hat der Europäische Rat Brüssel kürzlich beschlossen, die FEMIP durch die engere Zusammenarbeit der 27 Euro-Med-Partnerländer (15 EU-Staaten, 2 beitretende Staaten und 10 Mittelmeerpartnerländer), die Einrichtung weiterer Regionalbüros in den Partnerländern sowie durch innovative Finanzierungsinstrumente weiter zu verstärken.

In Ägypten ist die EIB seit 1978 tätig; sie hat in diesem Land bisher insgesamt rund 3 Mrd EUR zur Verfügung gestellt. Die Finanzierungen konzentrierten sich auf Infrastruktur- und Umweltvorhaben sowie auf Vorhaben im Privatsektor. In diesem Bereich wurden sowohl große Unternehmen, die aus der Kooperation zwischen inländischen und europäischen Betrieben hervorgegangen sind, als auch KMU in Zusammenarbeit mit dem ägyptischen Bankensektor unterstützt. 2002 stellte die EIB in Ägypten insgesamt 225 Mio EUR für den Ausbau der U-Bahn in Kairo und für den ersten Abschnitt des Kraftwerks Nubariya sowie für die Finanzierung von Eigenkapitalbeteiligungen an ägyptischen KMU bereit. 2003 gewährte sie einen Gesamtbetrag von 450 Mio EUR für den zweiten Abschnitt des Kraftwerks Nubariya und für die Flüssiggas-Anlage in Idku.