Manche haben ihre besten Einfälle unter der Dusche. Mehrdad Mahdjoubi aber hatte eine geniale Idee für eine Dusche. Der schwedische Industriedesigner gründete damit ein Unternehmen, das Weltraumduschen baut.

Die Menschheit träumt schon lange von der Reise zum Mars. Seit der Rote Planet vor Jahrtausenden am Himmel entdeckt wurde, fasziniert er uns immer mehr. Mehrdad Mahdjoubi, ein junger Industriedesigner aus Schweden, hat für die Reise ins All eine Lösung entwickelt, die auch hier auf der Erde großes Potenzial hat.

Als Student an einer der ältesten Universitäten Skandinaviens in Lund ergatterte Mehrdad ein Praktikum beim NASA-Projekt für den bemannten Flug zum Mars. „Wer träumt nicht davon, in den Weltraum zu fliegen?“, sagt Mehrdad. „Die meisten haben allerdings keine Vorstellung davon, was man für ein Leben im Weltall alles braucht.“

>@Orbital Systems
© Orbital Systems

Jeder Tropfen zählt

In Houston tüftelte er an Technologien, die das Leben im Weltraum nachhaltiger machen könnten. „Im Weltraum zählt jeder Tropfen Wasser“, sagt er. Ein Spaceshuttle kann nicht Wasser für die ganze Crew mitnehmen. Deshalb hat die NASA einen Filter entwickelt, der das Abwasser zu mehr als 90 Prozent recyceln kann. „Amerikanische Astronauten machen sogar aus Urin wieder Trinkwasser“, fügt Mehrdad hinzu.

Wasser ist eine wertvolle Ressource – nicht nur im Weltraum. Zwar ist ein Großteil der Erde mit Wasser bedeckt, doch davon sind nur drei Prozent Süßwasser. „Wir gehen so unglaublich verschwenderisch mit dieser Ressource um. In vielen Ländern wird für die Klospülung Trinkwasser verwendet“, sagt er.

„Da habe ich mich gefragt, wie man diese Weltraumtechnologie alltagstauglich machen könnte. Warum sollte sie nur einer Handvoll Astronauten dienen, wenn Milliarden Menschen davon profitieren könnten?“

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Houston, ich bin startklar!

Nach seinem Praktikum bei der NASA zog Mehrdad zurück in seine südschwedische Heimatstadt Malmö. Nun wollte er seine Weltraumerfindung für den Gebrauch auf der Erde tauglich machen - wo er schließlich mehr damit bewirken kann.

Das von ihm entwickelte Filtersystem verbraucht 90 Prozent weniger Wasser als eine herkömmliche Dusche. Wie das geht? Das Wasser wird sofort gereinigt und wieder zum Duschkopf zurückgeleitet. Wer zehn Minuten duscht, verbraucht normalerweise 100 Liter Wasser. „Mit unserer Technik sind es nur fünf bis zehn Liter.“

Da das warme Duschwasser kontinuierlich zirkuliert, sind 80 Prozent weniger Energie zum Aufheizen nötig. Per App können die Verbraucher sehen, wie viel Wasser, Energie und Geld sie sparen.

Beflügelt von seiner Idee, gründete Mehrdad Orbital Systems und erhielt von der Europäischen Investitionsbank einen Kredit von 15 Millionen Euro, um in die Produktion und in Forschung und Entwicklung zu investieren.

Jérémie Hoffsaes vom EIB-Büro in Stockholm traf Mehrdad dort vor einigen Jahren auf einer Technologiemesse, wo er die Ideen seines Unternehmens vorstellte. „Ich habe sofort meine Kollegen bei der Bank angerufen. Das sollten sie sich unbedingt ansehen“, sagt Hoffsaes.

Francisco Alves da Silva, der das Projekt bei der EIB als Kreditreferent betreut, war von Anfang an beeindruckt. „Was dieses Unternehmen macht, ist wirklich inspirierend und entspricht genau den Umweltzielen der Bank“, sagt er.

Mit dem Kredit, der durch eine Garantie aus dem Europäischen Fonds für strategische Investitionen besichert ist, will die derzeitig 70-köpfige Firma ihre Mitarbeiterzahl verdoppeln.

Start-up-Standort Malmö

Das Unternehmen hat seinen Sitz in der Stadt Malmö, die in den letzten Jahren ihr tristes Image abgelegt hat. Seit dem Bau der Öresundbrücke zwischen Schweden und Dänemark haben sich dort zahlreiche Biotech- und IT-Unternehmen niedergelassen.

Malmö zog 2016 und 2017 mehr Start-up-Investitionen an als jeder andere Standort in Skandinavien, von den Hauptstädten abgesehen. „Die Stadt hat eine gut entwickelte Technologieszene und ist deshalb für Orbital der ideale Standort“, erklärt Mehrdad.

Schwedische Weltraumdusche auf neuer Mission

Die Duschen von Orbital sind in Europa und den USA mittlerweile zu Hunderten installiert. Das Unternehmen hat allerdings hauptsächlich gewerbliche Kunden, denn die Dusche kostet derzeit noch stattliche 6 000 €. „Nun müssen wir die Kosten noch soweit senken, dass unser Produkt auch für wasserarme Entwicklungsländer erschwinglich wird“, so Mehrdad. „Wir wollen erreichen, dass die Menschen umdenken und mit Wasser sparsamer umgehen.“

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Als nächstes will das Unternehmen seine Wasserspar-Technologie auch bei Waschbecken, Toiletten und Waschmaschinen einsetzen.

Elon Musk und Jeff Bezos halten wie viele andere auch die Besiedlung des Mars für das wichtigste Projekt der Menschheit. Andere glauben, Wissenschaftler und Politiker sollten sich lieber auf die Rettung der Erde konzentrieren. Die Wasserspar-Technologie von Orbital beweist, dass beides möglich ist.