Kleine Unternehmen sind der Motor der kroatischen Wirtschaft. Doch oft kommen sie nur schwer an Kredite. Drei EU-Garantien ändern das nun

Ante Jurišić wollte schon immer das nächste große Ding in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) erfinden. 2005 kam er als Junior System Engineer zu Sedam IT, einer kleinen Firma für IKT-Lösungen und -Services in Zagreb.  Heute ist er ihr Chef und beseelt von dem Willen, Sedam IT zu einem Pionier der kroatischen IT-Branche zu machen.

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Ante Jurišić

„Wir sind eine kroatische Erfolgsgeschichte“, freut sich Jurišić. „Los ging’s mit 50 Leuten. Heute sind wir 150. Wir arbeiten mit mehreren großen öffentlichen und privaten Unternehmen zusammen, haben Büros in vier Städten, drei interne Start-ups und eine Tochtergesellschaft.“

Sedam IT gehört zu den Firmen, die von der Garantievereinbarung zwischen der Erste &Steiermärkischen Bank d.d. und dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) vom Juli 2017 profitiert haben. Durch diese Garantie, hinter der die Europäische Kommission über die InnovFin-Initiative und den Europäischen Fonds für strategische Investitionen steht, konnte die Erste Group Darlehen und Leasingfinanzierungen von insgesamt 230 Millionen Euro an innovative kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Kroatien vergeben.

„Kleine Unternehmen sind der Motor der Wirtschaft“, erklärt Sanja Gracin, zuständig für Handelsfinanzierungen bei der Erste & Steiermärkischen Bank d.d. „Durch die Garantie konnten wir auch risikoreichere Firmen unterstützen und ihnen bessere Konditionen anbieten.“

Mit dem frischen Geld konnte Sedam IT in Kroatien die nächsten technologischen Innovationen finanzieren, Talente fördern, allgemeine Kosten decken und in neue und innovative Märkte expandieren. Das Unternehmen hat auch viele renommierte internationale Auszeichnungen gewonnen, mehr als 300 Zertifikate erhalten und erfolgreiche Start-ups wie 7pay hervorgebracht. 

Hilfe für risikoreiche Unternehmen in der Pandemie

In Kroatien gibt es viele KMU – 2022 waren es rund 180 000. Sie beschäftigen etwa 760 000 Menschen und gehören damit zu den wichtigsten Arbeitgebern im Land.

Doch viele haben Probleme, Kredite aufzunehmen. Das begrenzt ihre Chancen, zu wachsen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Und es trübt die wirtschaftlichen Aussichten der einheimischen Bevölkerung, vor allem in benachteiligten Regionen.

„Kroatiens ausgezeichnetes Innovationsklima hat brillante Köpfe und viele erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer hervorgebracht“, erzählt Jurišić. „Aber Start-ups, die eine gute Idee umsetzen wollen, brauchen zuverlässige Geldgeber. Und oft ist es für sie schwierig, an das notwendige Startkapital zu kommen.“

Die Coronapandemie hat das Problem noch verschärft. Selbst gesunden Kleinunternehmen fiel es schwer, pünktlich Löhne und Rechnungen zu bezahlen. Von Investitionen in die Zukunft ganz zu schweigen. Die meisten mussten sich an eine Bank wenden, um liquide zu bleiben.

Um Kroatiens Unternehmen zu entlasten, stellte der EIF der Erste & Steiermärkischen Bank d.d. 2021 eine weitere Garantie über rund 350 Millionen Euro. Dahinter steht der Paneuropäische Garantiefonds (EGF). Der 25 Milliarden Euro schwere EGF wurde 2020 von der Europäischen Investitionsbank-Gruppe eingerichtet, um die Erholung der europäischen Wirtschaft von Covid-19 zu beschleunigen, Arbeitsplätze zu sichern und die europäischen KMU in der Krise mit dringend benötigter Liquidität zu versorgen.



Für die Zukunft Kroatiens

Kroatiens Wirtschaft und seine KMU profitieren am meisten von der Zusammenarbeit zwischen EIF und Erste Group.

„In nur zwei Jahren half der EGF in Kroatien mehr als tausend Unternehmen“, so Gracin von der Erste. „Bisher haben wir insgesamt 560 Millionen Euro vergeben, die durch den EGF und InnovFin besichert sind.“

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2018 verzeichnete Sedam IT das höchste prozentuale Exportwachstum, 2019 gehörte es zu den erfolgreichsten kroatischen Softwarefirmen

Erfolgreiche KMU schaffen außerdem mehr Arbeitsplätze und können das Wirtschaftswachstum und die soziale Entwicklung ankurbeln. Mit den EGF- und InnovFin-Garantieinstrumenten halfen die Erste und der EIF 1 200 KMU aus der Pandemie und trugen so in Kroatien erheblich zu Stabilität und Wirtschaftswachstum bei.



Europas nächster Technologie-Hub

Kroatien hat das Zeug dazu, sich in der Region und auf dem Kontinent in Sachen Technologie und Innovation einen Namen zu machen. Mit seinen vielen Technologieunternehmen und Branchenfachleuten könnte das Land in Europa zu einem führenden Technologie-Hub aufsteigen.

Deshalb unterzeichnete der EIF im November 2022 mit der Erste Bank Kroatien eine zusätzliche Garantievereinbarung über 50 Millionen Euro, um die Innovation und Digitalisierung kroatischer Kleinbetriebe und die Entwicklung der Kultur- und Kreativbranche zu unterstützen. Die Garantie unter dem InvestEU-Programm, das nachhaltige Investitionen, Innovation und Beschäftigung in Europa fördert, soll auch kroatischen KMU bei der Einführung klimafreundlicher Technologien helfen und Forschungs- und Technologieunternehmen den Zugang zu Finanzierungen erleichtern.

 „Wir haben den Beweis, dass selbst ein kleines Land wie Kroatien in Europa und weltweit bei bahnbrechenden technologischen Fortschritten ganz vorn dabei sein kann“, erklärt Jurišić.