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Die Welt erlebt eine globale „Polykrise“ mit historisch einmaligen Folgen für die humanitäre und wirtschaftliche Entwicklung. Der Fortschritt bei den nachhaltigen Entwicklungszielen ist schmerzhaft langsam. In vielen Ländern sehen wir einen Stillstand oder sogar Rückschritte. Gleichzeitig ist der Klimawandel weltweit immer stärker zu spüren und trifft vor allem vulnerable Länder schwer. Deshalb muss weltweit deutlich mehr unternommen werden, um die Armut zu bekämpfen, eine gerechte gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und grenzüberschreitende Herausforderungen anzugehen.

In einer Zeit mit steigender Verschuldung, angespannten Haushalten und dringendem Bedarf nach mehr Entwicklungsfinanzierung erkennen wir, die Leiterinnen und Leiter der multilateralen Entwicklungsbanken, an, dass wir gemeinsam handeln müssen, um auf die globalen Herausforderungen zu reagieren und die UN-Entwicklungsziele tatsächlich umzusetzen. Wir wollen daher unsere Zusammenarbeit und jeweiligen Maßnahmen stärken, um mehr zu bewirken. Außerdem werden wir weitere Möglichkeiten zur Erhöhung unserer Ausleihkapazitäten ausloten. Wir haben Maßnahmen bei den Kapitaladäquanzrahmen identifiziert – einschließlich derjenigen, die derzeit umgesetzt bzw. diskutiert werden –, durch die sich das potenzielle Kreditvergabevolumen zusammen mit belastbaren Beiträgen der Anteilseigner und Entwicklungspartner in den kommenden zehn Jahren um rund 300 bis 400 Milliarden US-Dollar erhöhen ließe. Die Banken können eine beträchtliche Hebelwirkung, weitreichendes Wissen und Know-how sowie ihre einzigartige Nähe zu Regierungen und bedürftigen Gruppen in die Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungspartnern einbringen.

In der Erklärung von Neu-Delhi stellten die G20 vor Kurzem fest, dass das 21. Jahrhundert ein internationales Entwicklungsfinanzierungssystem benötigt, das seinen Zweck erfüllen kann. Damit stehen die multilateralen Entwicklungsbanken bei der Lösung globaler Herausforderungen im Mittelpunkt. Die G20 wollen sich für „bessere, größere und wirksamere“ Entwicklungsbanken einsetzen. Wir begrüßen die in Band 1 und 2 des Berichts der unabhängigen Expertengruppe der G20 niedergelegten Erwägungen im Sinne dieses ehrgeizigen Vorhabens und die Diskussionen mit unseren Anteilseignern.

Wir nehmen dieses Vertrauensvotum mit großem Verantwortungsbewusstsein an und wollen sowohl einzeln als auch gemeinsam mehr tun. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, wollen wir wichtige Reformen durchführen, um unsere Vergabekapazität zu erhöhen, unsere Finanzierungen schneller und flexibler zu gestalten und unsere Zusammenarbeit zu verbessern, damit wir gemeinsam mehr bewirken können.

Zum Ende unserer Gespräche in Marrakesch kommen wir überein, unsere Zusammenarbeit in den folgenden fünf zentralen Bereichen zu intensivieren:

  1. Erhöhung der Finanzierungskapazität. Wir werden ausloten, inwieweit wir unsere Bilanzen mithilfe von Finanzinnovationen wie Portfoliogarantien, Hybridkapital oder die Durchleitung von Sonderziehungsrechten durch multilaterale Entwicklungsbanken im Rahmen unserer jeweiligen Governance-Rahmen ausweiten und gleichzeitig unsere langfristige finanzielle Nachhaltigkeit, unsere soliden Ratings und unseren Status als bevorrechtigte Gläubiger sichern können. Wir wollen auch künftig neue Verfahren ausprobieren und uns darüber austauschen. Wir werden unseren Dialog mit den Ratingagenturen verbessern und intensivieren, um Änderungen der Methodik zu besprechen, mit deren Hilfe sich die gemeinsamen Ziele der multilateralen Entwicklungsbanken und ihrer Stakeholder besser erreichen lassen.
  2. Gemeinsame Klimamaßnahmen verstärken. Wir werden bei unsere Zusammenarbeit weiter auf Gemeinsamkeit setzen, um unsere Finanzierungsströme mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens in Einklang zu bringen. Wir wollen unsere Ansätze bei der Nachverfolgung von und Berichterstattung über Klimaauswirkungen verbessern und weiterhin gemeinsam über unsere Klimafinanzierungszusagen berichten. Zur Vorbereitung auf eine erfolgreiche COP28 treiben wir verschiedene Aktivitäten und Initiativen weiter voran, darunter eine gemeinsame Fazilität zur Unterstützung der langfristigen Klimastrategien unserer Kunden.
  3. Verbesserung der Zusammenarbeit auf Landesebene. Für eine bessere Abstimmung auf Landesebene werden wir verstärkt länderorientierte Programme einschließlich Länderplattformen verfolgen, damit unsere gemeinsamen Bemühungen systematisch erfolgen, bestehende Entwicklungspartnerschaften nutzen, Investitionen des privaten Sektors mobilisieren und eine größere Wirkung erzielen. Wir arbeiten weiterhin mit den Entwicklungsländern zusammen an der Stärkung der dortigen Institutionen und Regelwerke.
  4. Stärkung der Kofinanzierung. Unter Berücksichtigung unserer jeweiligen Mandate und Geschäftsmodelle wollen wir zum Nutzen unserer Kunden die Kofinanzierung mit verschiedenen Entwicklungsbanken stärken, zum Beispiel durch Harmonisierung und gegenseitige Anerkennung der jeweiligen Grundsätze und Standards (angefangen bei der Beschaffung), soweit dies sinnvoll ist.
  5. Mobilisierung von privatem Kapital. Wir werden unsere Zusammenarbeit durch gemeinsame innovative Mechanismen vertiefen, um sowohl im Inland als auch weltweit mehr privates Kapital zu mobilisieren. Wir sind der Auffassung, dass multilaterale Entwicklungsbanken im Vorfeld eine entscheidende Rolle dabei spielen, ein günstiges wirtschaftliches und regulatorisches Umfeld für Investitionen zu schaffen, Projektvorhaben zu entwickeln und in einem frühen Stadium Investitionen bereitzustellen. Wir halten es für erforderlich, weitere Möglichkeiten für eine umfangreichere Mobilisierung von privatem Kapital auszuloten. Wir wollen die Umstellung der globalen Datenbank für Schwellenlandrisiken weiter vorantreiben und Anfang 2024 neue und umfassendere Statistiken veröffentlichen.

Wir werden außerdem unsere starke Partnerschaft in anderen Themenbereichen fortführen, um uns globalen Herausforderungen zu stellen und bessere Entwicklungsergebnisse zu erzielen. Zur Umsetzung dieser Agenda sind wir zu einem Dialog mit unseren Anteilseignern, Kunden, Entwicklungspartnern, der Zivilgesellschaft und anderen Stakeholdern bereit, um das System der multilateralen Entwicklungsbanken so zu gestalten, dass es besser auf Herausforderungen bei der Entwicklung reagieren kann und den allgemeinen Wohlstand für besonders bedürftige Gruppen fördert. In diesem Sinne freuen wir uns auf einen intensiveren Austausch zwischen unseren Institutionen, nicht zuletzt auf der Führungsebene.

Pressemitteilung der Spitzen der folgenden Entwicklungsbanken:

  • Afrikanische Entwicklungsbank
  • Asiatische Entwicklungsbank
  • Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank
  • Entwicklungsbank des Europarates
  • Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
  • Europäische Investitionsbank
  • Interamerikanische Entwicklungsbank
  • Islamische Entwicklungsbank
  • Neue Entwicklungsbank
  • Weltbankgruppe