- Medizintechnik-Start-up Protembis erhält Venture-Debt-Finanzierung der EIB für neue Technologie, die bei Herzkatheter-Eingriffen vor Hirnverletzungen schützt
- Geld fließt in klinische Studien und die Markteinführung des Embolie-Schutzes ProtEmbo
- Finanzierung beschleunigt Forschung, Entwicklung und Markteinführung in Europa, den USA und anderen Märkten
Die Europäische Investitionsbank (EIB) vergibt eine Venture-Debt-Finanzierung von 20 Millionen Euro an das deutsche Medizintechnik-Start-up Protembis. Mit dem Geld will das Unternehmen die Entwicklung eines neuartigen Systems vorantreiben, das bei bestimmten Herzeingriffen das Gehirn schützt.
Konkret sollen die Mittel klinische Studien, Forschung, Entwicklung und die Markteinführung des Embolie-Schutzsystems ProtEmbo ermöglichen. ProtEmbo ist ein Filter, der bei linksseitigen Herzoperationen wie der Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) gelöste Ablagerungen von den hirnversorgenden Arterien wegleitet. Ziel ist, Risiken wie Schlaganfällen oder einem Verlust kognitiver Fähigkeiten vorzubeugen.
EIB-Vizepräsidentin Nicola Beer: „Die Vereinbarung unterstreicht unser Engagement für Unternehmen wie Protembis, die sich für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen in Europa einsetzen. Mit seiner innovativen Technologie, die in Europa entwickelt wurde, wird Protembis Patientinnen und Patienten vor schwerwiegenden Komplikationen wie Hirnembolien bewahren.“
Die EIB-Finanzierung wird durch das Programm InvestEU unterstützt, das bis 2027 europaweit mehr als 372 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen in neue Technologien anstoßen soll. Die Vereinbarung dient dem InvestEU-Ziel, Forschung, Entwicklung und Innovation zu fördern.
Karl von Mangoldt und Conrad Rasmus, Geschäftsführer von Protembis: „Wir freuen uns, die Unterzeichnung dieser Vereinbarung mit der EIB bekannt zu geben. Besonders hervorheben möchten wir die harte Arbeit und die hohe Kompetenz und Professionalität des EIB-Teams. Gleichzeitig danken wir unseren bestehenden Investoren und unserem Beirat, dass sie fest hinter dieser zusätzlichen Finanzierung stehen.“
Die TAVI ist ein röntgengeführtes Verfahren, um eine verengte Aortenklappe, die sich nicht mehr voll öffnet, zu ersetzen. Da die Operation minimalinvasiv durchgeführt wird, sind die Zugänge kleiner als bei einem Eingriff am offenen Herzen. Weltweit werden bis 2025 voraussichtlich rund 430 000 Patientinnen und Patienten mit schwerem Herzklappenfehler nach diesem Verfahren operiert.
Ein großes Risiko dabei ist, dass sich Ablagerungen an den Gefäßwänden des Aortenbogens und der alten Aortenklappe lösen. Diese Ablagerungen können dann über drei große Arterien, die von der oberen Gefäßwand des Aortenbogens abgehen, ins Gehirn gelangen und dort die engeren Hirngefäße verstopfen, Gewebe schädigen und zum Schlaganfall oder Verlust kognitiver Fähigkeiten führen. ProtEmbo wird für die TAVI durch die Arterie am linken Handgelenk eingebracht. Der Filter deckt die obere Gefäßwand des Aortenbogens ab und schützt so das Gehirn vor gelösten Ablagerungen.
Im März 2024 schloss Protembis eine Series-B-Finanzierungsrunde über 30 Millionen Euro ab, um nach der Ausnahmegenehmigung zu Forschungszwecken durch die US-Zulassungsbehörde FDA die Zulassungsstudie „The ProtEmbo Trial“ voranzubringen. Sie soll 250 bis 500 Patientinnen und Patienten umfassen, die sich in Europa oder den USA einer TAVI unterziehen. Ziel der randomisierten Studie ist, die Überlegenheit des ProtEmbo-Systems gegenüber einer hybriden Kontrollgruppe nachzuweisen: Die Hälfte dieser Kontrollgruppe erhält keinen Embolie-Schutz, die andere Hälfte erhält das vergleichbare, bereits zugelassene Produkt „Sentinel“.
Hintergrundinformationen
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Sie vergibt Mittel für solide Investitionen, die zu den Kernzielen der EU beitragen. Die Schwerpunkte der EIB sind Klima und Umwelt, Entwicklung, Innovation und Wissen, KMU sowie Infrastruktur und Kohäsion. Die Bank arbeitet eng mit anderen EU-Einrichtungen zusammen, um die europäische Integration voranzubringen, die Union weiterzuentwickeln und die EU-Ziele in über 140 Ländern weltweit zu fördern.
Das InvestEU-Programm mobilisiert umfangreiche private und öffentliche Mittel für langfristige Finanzierungen in der EU, die die Wirtschaft nachhaltig stärken. Zudem stößt es private Investitionen an, die zu EU-Zielen wie dem europäischen Grünen Deal und dem digitalen Wandel beitragen. InvestEU vereint die EU-Instrumente für Investitionen in der Europäischen Union unter einem Dach. So macht es die Finanzierung von Investitionsprojekten in Europa einfacher, effizienter und flexibler. Das Programm hat drei Bausteine: den InvestEU-Fonds, die InvestEU-Beratungsplattform und das InvestEU-Portal. Der InvestEU-Fonds wird von Finanzierungspartnern umgesetzt, die bei der Kreditvergabe auf die EU-Haushaltsgarantie von 26,2 Milliarden Euro zurückgreifen können. Diese Garantie soll die Risikotragfähigkeit der Partner erhöhen und so mindestens 372 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen mobilisieren.
ProtEmbo und Protembis: Das ProtEmbo Cerebral Protection System ist ein intra-aortaler Filter, der das gesamte Gehirn vor Material schützt, das eventuell bei einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) gelöst wird. Es handelt sich um ein nicht thrombogenes System mit niedrigem Profil, das die Hirngefäße abschirmt. Für eine optimale Platzierung und Stabilität wird es über die linke Speichenarterie eingebracht. So kommt es nicht in Kontakt mit dem TAVI-System, das normalerweise durch die Leistenarterie eingeführt wird.
Entwickelt wurde das ProtEmbo® Cerebral Protection System von der Protembis GmbH. Das Medizintechnik-Start-up will eine einfache, zuverlässige Lösung zum Schutz vor Hirnverletzungen bei linksseitigen Herzoperationen anbieten, um die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Damit lassen sich auch die Gesundheitskosten senken, die Hirnverletzungen bei solchen Eingriffen nach sich ziehen. ProtEmbo® befindet sich derzeit in der klinischen Erprobung.