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  • EU-Unternehmen investieren trotz Coronakrise mehr in Klimaschutz
  • Genaue Folgen des Klimawandels für viele Firmen noch unklar, aber in der EU investieren mehr Firmen in Klimamaßnahmen als in den Vereinigten Staaten
  • Unsicherheit bei Regulierung und Besteuerung wird als größtes Investitionshindernis genannt
  • Trotz steigender Energieeffizienzinvestitionen schöpft Europa sein Energieeinsparpotenzial längst nicht aus

Europa ist weltweit Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel, etwa mit dem Grünen Deal und den „Fit für 55“-Vorschlägen. Rund 45 Prozent der EU-Unternehmen haben laut eigenen Angaben in den Klimaschutz investiert. Fast die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) investierte in Energieeffizienz – dies ist ein Anstieg von 37 Prozent im Jahr 2019. Aber die EU-Firmen müssen weiter für die Risiken sensibilisiert werden, damit sie noch mehr investieren.

Dies sind die wichtigsten Ergebnisse eines heute veröffentlichten Berichts der Europäischen Investitionsbank mit dem Titel European firms and climate change 2020/2021: Evidence from the EIB Investment Survey“. Der Bericht gibt einen Überblick darüber, wie die EU-Unternehmen Klimarisiken wahrnehmen, welche Investitionen sie dagegen planen und welche Faktoren ihre Entscheidungen beeinflussen. Er beruht auf den Ergebnissen der EU-weiten EIB-Investitionsumfrage unter mehr als 13 500 Unternehmen. Die Umfrageergebnisse lassen sich für die EU-Länder, die Vereinigten Staaten sowie nach Sektoren und Unternehmensgröße aufschlüsseln.

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EIB-Vizepräsident Ricardo Mourinho Félix: „Die katastrophalen Regenfälle und der schreckliche Verlust von Menschenleben diesen Sommer machen deutlich, dass der Klimawandel eine Tatsache ist. Wir können nicht länger untätig bleiben. Unsere jüngste Studie zeigt: Wenn die Wende zu einer grüneren Wirtschaft gelingen soll, müssen wir diese Risiken bekannter machen. Informierte EU-Firmen investieren eher in den Klimaschutz. Regulatorische Anforderungen und Transparenz sowie die richtigen Anreize sind dabei ausschlaggebend. Die Unternehmen müssen sich jetzt schon einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, sonst werden sie von besser vorbereiteten Konkurrenten überholt. Als Klimabank der EU finanzieren wir Klimaprojekte auf der ganzen Welt. Seien Sie versichert, die grüne Wende lohnt sich – für die Umwelt ebenso wie für die Wirtschaft.“

EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella: „Der Klimawandel macht sich immer stärker bemerkbar. Deswegen müssen Unternehmen jetzt anfangen, die Klimarisiken einzuplanen. Fast 60 Prozent der Unternehmen in der EU nehmen physische Risiken wahr. Dagegen wird das Transitionsrisiko eher verkannt. Die meisten Unternehmen wissen nicht, was sie erwartet, und wie sie sich auf neue Vorschriften einstellen können, die ihre Lieferketten, ihre Produkte oder ihren Ruf beeinflussen werden. Die Firmen für diese Risiken zu sensibilisieren, ist ebenso wichtig wie Regulierungsunsicherheiten abzubauen. Das ‚Fit für 55‘-Paket ebnet den Weg für konstruktive Gespräche der EU-Länder über einen klaren Regelungsrahmen, mehr Klimabewusstsein und proaktive öffentliche und private Investitionen.“ 

Europäische Klimainvestitionen nehmen an Fahrt auf

Anteil der Unternehmen, die in Klimamaßnahmen investieren (in %)

>@EIB

Anmerkung: Basis: alle Unternehmen (ohne „weiß nicht“/„keine Angabe“)

Frage: Hat Ihr Unternehmen bereits in Maßnahmen gegen Wetterextreme und zur Minderung des CO2-Ausstoßes investiert?

Quelle: EIBIS 2020

Etwa 45 Prozent der EU-Unternehmen haben in Klimaschutz investiert, im Vergleich zu 32 Prozent in den USA. Auf West- und Nordeuropa entfiel dabei mit 50 Prozent der größte Anteil. In Südeuropa sind es 38 Prozent, in Mittel- und Osteuropa 32 Prozent. Auf Länderebene sind die Unterschiede noch ausgeprägter: Finnische (62 Prozent) und niederländische (58 Prozent) Unternehmen sind ganz vorne mit dabei, während Zypern mit 23 Prozent, Irland mit 19 Prozent und Griechenland mit 18 Prozent hinterherhinken.

Das Feld führen weiter Investitionen in Energieeffizienz an. Fast die Hälfte der Unternehmen in der Europäischen Union (47 Prozent) investierte 2020 in Energieeffizienz – ein Anstieg um zehn Prozentpunkte. Damit liegt die EU etwas hinter den Vereinigten Staaten (50 Prozent). Auch dort war der Anteil seit 2019 deutlich gestiegen. Unternehmen in Westeuropa und Nordeuropa investieren am meisten (48 Prozent), gefolgt von Süd-, Mittel- und Osteuropa (rund 40 Prozent). Obwohl Europa stärker in die Energieeffizienz investiert hat als im Vorjahr, bleiben sein Energieeinsparpotenzial und die damit verbundenen energetischen und sonstigen Vorteile größtenteils ungenutzt.

Physische Klimarisiken werden für Unternehmen konkret

Es gibt zwei Arten von Klimarisiken: direkte physische Risiken und Transitionsrisiken, die sich aus der Reaktion der Gesellschaft auf den Klimawandel ergeben. Physische Risiken sind leichter zu beobachten und zu verstehen, da sie von akuten Ereignissen oder einer langen Transformation herrühren. Transitionsrisiken sind weniger offensichtlich, weil sie von den globalen Dekarbonisierungszusagen abhängen.

Rund 60 Prozent der europäischen Unternehmen sehen sich physischen Risiken ausgesetzt, in den USA sind es 50 Prozent. Im Sommer 2020 wurden die Unternehmen gefragt, ob physische Risiken sich auf ihr Geschäft ausgewirkt hatten. Die südlichen EU-Länder geben eher größere physische Risiken für ihre Geschäftstätigkeit an als andere Regionen. Ihnen folgen Unternehmen in Mittel- und Osteuropa, die eine höhere Anfälligkeit für physische Klimarisiken melden als West- und Nordeuropa. Diese stärkere Wahrnehmung, vor allem in Südeuropa, könnte mit der zunehmenden Bedrohung durch Dürren zusammenhängen, die die Nahrungsmittelproduktion einschränken und den Tourismus behindern.

Hindernisse für Klimainvestitionen: Unsicherheit bei Regulierung und Besteuerung als größte Bedrohung

Die am häufigsten genannten Investitionshindernisse in der Europäischen Union sind Unsicherheit in puncto Regulierung und Besteuerung (43 Prozent), gefolgt von den Investitionskosten (41 Prozent). Wegen der Regulierungsunsicherheiten werden Investitionsentscheidungen womöglich verschoben oder ganz aufgegeben, weil Unternehmen Kosten und Nutzen erst umfassend einschätzen wollen.

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